Künzing
Unwetter stoppt "Ahoi am Chiemsee"

04.08.2022 | Stand 19.09.2023, 2:42 Uhr

Mit FC Bayern-Fan Heinz-Dieter (Max Urbeck, 3.v.l.) kann Löwen-Fan Sepp (Armin Sedlmeier, 2.v.r.) absolut nichts anfangen. −Fotos: Verein

Klatschnass am Chiemsee statt "Ahoi am Chiemsee": Der Theaterverein "Die lustigen Hartler" hat sich am vergangenen Freitagabend dem Unwetter über Forsthart geschlagen geben müssen und seine nach längerer Zeit erste Aufführung vorzeitig beendet.

Gegen 21.15 Uhr wurde durch schlagartig aufgetretenen, extremen Starkregen, Blitz und Donner die Aufführung kurz vor Beginn des dritten Aktes abgebrochen. Von Wohlwollen des Wettergottes für das Freilichttheater keine Spur. Alle waren von der Uneinsichtigkeit des für das Wetter verantwortlichen Obergottes überrascht. Dabei standen alle Vorzeichen für das erste Freilichttheater unter Federführung von Evi Rauch auf Erfolg. Schönes Wetter, strahlender Sonnenschein und sommerliche Temperaturen, dazu ein sehr gut gelauntes Ensemble, das in dieser Besetzung eine Premiere erlebte.

Mit dem turbulenten Dreiakter-Lustspiel "Ahoi am Chiemsee" erlebten die Freunde des humorvollen Theaters eine pointenreiche Aufführung. Der Campingplatz "Chiemgau" am bayerischen Meer ist bekannt für seine tolle Lage und deshalb auch seit Jahrzehnten beliebt beim Münchner Dauercamper und Fußball-Fan Sepp Mayer (Armin Sedlmeier). Er und seine Frau Karin (Olga Brumm) schätzen nicht nur die beschauliche Ruhe und Gemütlichkeit, sondern auch den besonderen Humor des Platzwartes Egon Hierl (Sepp Regensperger). Zusammen mit der liebenswerten Studentin Simona (Tanja Anthofer), die nicht nur den Bademeister und Alpen-Hasselhoff Hansi Hinterbichler (Alfred Schlederer), sondern auch die Wehwehchen und Wünsche der Gäste bestens im Griff hat, leitet Egon mit rustikalem Charme das Camper-Paradies. Typisch bayerisch und ohne große Worte.

Dieses oberbayerische Sommer-Idyll wird durch die Ankunft der rheinischen Frohnatur Heinz-Dieter Unkelbach (Max Urbeck) und seiner Gattin Salina (Sabine Hennel) jäh gestört. Wie ein "Elefant im Porzellanladen" setzt dieser zuerst seinen Wagen gegen einen Baum und schon innerhalb weniger Minuten kennt der ganze Campingplatz den nichtbayerischen Neuzugang. Der erste Kaffeeplausch der Ehefrauen steht deshalb auch unter dem Zeichen von harmoniegetriebener Toleranz und weiblicher Völkerverständigung, weil man sich schließlich respektieren und gleichzeitig an diesem paradiesischen Fleckchen Erde erholen will.

Mit der unglaublichen Lautstärke, der Witzigkeit und nervenden Knausrigkeit dieses Heinz-Dieters ließe sich ja noch leben, aber für den Münchner Löwen-Fan Sepp hört der Spaß auf, als sich der Rheinländer lautstark und farbenfroh als FC Bayern-Fan entpuppt. Darauf reagiert der eingeschworene "blaue" Sepp wie der Stier auf ein rotes Tuch. Hinzu kommt Florian Mayer (Thomas Blohm), Sohn der Münchner Dauercamper, mit seinem ausgefallenen Hobby. Für charmeurgetriebenes Gebalze von Sepp und Heinz-Dieter sorgt die kecke Camperin Britta Wendinger (Johanna Schmid). Die Situation auf dem Campingplatz schaukelt sich immer weiter hoch.

Auf die im dritten Akt bevorstehenden und überraschenden Geschehnisse mussten die Zuschauer leider verzichten. Der Himmel hatte schlagartig seine Schleusen geöffnet und seine Wassermassen, von Blitzen und Donner begleitet, über dem Freilichttheater ergossen.

Auch wenn das Unwetter mit seinem sturzflutartigen Regen die Theatershow vorzeitig beendete, als Erfolg kann dieser Abend dennoch bezeichnet werden. Unter den Gästen auch Künzings Bürgermeister Siegfried Lobmeier mit Ehefrau Anita sowie sein Stellvertreter Herbert Lauerer mit Gattin Andrea. Dies zeigt auch das Wohlwollen der Gemeindespitze für die Wiederbelebung der Theatergruppe der "lustigen Hartler".

Bleibt noch zu erwähnen, dass neben dem Schauplatz der Handlung das gesamte Gelände des Freilichttheaters – dem Thema Camping gerecht werdend – mit verschiedenen Zelten und sogar einer lustig anmutenden Campingdusche ausgestattet wurde. Als Teil des Erfolges darf auch der Einsatz aller freiwilligen Helfer angesehen werden, die sich um Licht, Ton und Brotzeitverkauf kümmerten. Alles unter der bekannt strengen Aufsicht von Theater-Urgestein Johann Baumgartner.

Der dritte Akt fiel sprichwörtlich ins Wasser, die Pointen aber nicht. Deshalb haben Evi Rauch und das gesamte Ensemble kurzerhand entschieden, das Theaterstück zu wiederholen. Als Termin wird der 18. September anvisiert. Als Dank für das Erscheinen an diesem Unwetterabend und kleine Entschädigung für das Patschnasswerden, wird kein Eintritt verlangt.

− jos