Osterhofen
Stadt setzt starkes Zeichen fürs Gewerbe

Geschäftsführung von OHO wird in Stadtverwaltung angesiedelt – Doris Dick wechselt in Wirtschaft

18.02.2021 | Stand 18.09.2023, 5:17 Uhr

Die Stadt setzt sich für das Stadtmarketing ein und finanziert künftig die Stelle des OHO-Geschäftsführers komplett: Diese Entscheidung des Stadtrats gaben gestern Bürgermeisterin Liane Sedlmeier (Mitte) und die Fraktionsführer Manfred Ziegler (v.l.), Rainer Flieger, Mario Kaiser und Thomas Etschmann bekannt. −Foto: gs

Die Stadt setzt sich für die Geschäftswelt von Osterhofen (Lkr. Deggendorf) ein: Künftig gehört die Geschäftsführung von OHO nicht mehr zum Stadtmarketingverein, sondern direkt zur Stadtverwaltung und wird von bisher 35 Stunden zur Vollzeitstelle aufgestockt. Die Stadt übernimmt dafür jedes Jahr Mehrkosten von 40000 Euro. Damit setzt Osterhofen ein starkes Zeichen für die Betriebe, betont Bürgermeisterin Liane Sedlmeier – und das gerade in Zeiten von Corona.

Wie ungewöhnlich und wichtig dieser Schritt ist, zeigt sich auch in der Form seiner Bekanntgabe: Unmittelbar nach der nichtöffentlichen Sitzung des Stadtrats rief Bürgermeisterin Liane Sedlmeier mit den Fraktionssprecher noch gestern Abend zu einer Pressekonferenz.

Auslöser für diese Umstrukturierung war, dass Doris Dick, OHO-Geschäftsführerin seit 2011, auf eigenen Wunsch eine Stelle in der freien Wirtschaft antritt. Bürgermeisterin und Stadträte bedauern dies sehr, das war in der Pressekonferenz bei Liane Sedlmeier und auch bei allen Fraktionssprechern deutlich zu hören.

Stadtrat steht einstimmig hinter der Entscheidung

Liane Sedlmeier überlegte daraufhin, wie die Stelle für die Zukunft gestärkt werden kann und entwarf das Model, wonach die Geschäftsführung eine Personalstelle in der Stadtverwaltung wird und der Verein die operative Arbeit übernimmt. Nach der Abstimmung mit den Fraktionssprechern per Video-Konferenz erfolgten gestern Diskussion und Beschluss im Stadtrat – nichtöffentlich, weil es sich um eine Personalangelegenheit handelt.

Die Bürgermeisterin hatte zum Beschluss den Saal verlassen, da sie als 1. Vorsitzende des Stadtmarketingvereins betroffen ist. 2. Bürgermeister Kurt Erndl leitete die Abstimmung, die einstimmig erfolgte.

Eine Voraussetzung für die Übernahme der Mehrkosten durch die Stadt ist, dass OHO und Kulturamt sich künftig gegenseitig austauschen und unterstützen. Weil der Verein künftig keine Personalkosten tragen muss, bleibt mehr Geld für Aktivitäten. Denn die Mitgliedsbeiträge sind in den vergangenen zehn Jahren gleich geblieben, die laufenden Kosten aber gestiegen.

Mit diesem Einsatz der Stadt äußerte die Bürgermeisterin auch "eine Bitte und Verpflichtung" an die Geschäftstreibenden: Sie sollen das Stadtmarketing weiter unterstützen und auch Werbung für weitere Mitglieder machen. "Nur gemeinsam sind wir stark", sagt Sedlmeier.

Das habe sich in der Geschichte von OHO gezeigt: Nach der Gründung 2009 mit Josef Guggemos als Geschäftsführer übernahm 2011 Doris Dick diese Position. Sie hat "OHO zur Marke gemacht, die weit über die Region hinaus bekannt und anerkannt ist", sagte Sedlmeier und erinnerte an den Stadtmarketingpreis, den OHO 2014 erhalten hat. Betriebsbesichtigungen, Foodtruckfestival, Schmankerltour, die Gewinnspiele gerade bei Rosstag und Volksfest Gergweis sowie die überaus beliebten Gutscheinkarten nannten Sedlmeier und die Fraktionsführer als Erfolge.

Doris Dick hinterlässt große Fußstapfen

"Die Fußstapfen von Doris Dick sind groß", sagt FW-Fraktionsführer Manfred Ziegler. Dennoch, so Mario Kaiser als Sprecher der Jungen Liste, sei ein Aufhören nicht diskutiert worden. OHO sei einfach "zur Institution" geworden und mit Doris Dick gewachsen. Das Projekt müsse einfach weiterlaufen und mindestens so erfolgreich sein wie in den letzten Jahren.

Denn OHO spiele eine zentrale Rolle für Wirtschaft und Einzelhandel in Osterhofen, sagte auch CSU-Fraktionsführer Rainer Flieger. 40000 Euro seien "kein Pappenstiel", aber es sei niemandem geholfen, wenn die jahrelang aufgebauten Verflechtungen von Stadt und Wirtschaft aufgegeben würden.

Mit der Ansiedlung der Stelle bei der Stadt habe man eine zeitgemäße Lösung gefunden und auch die Notwendigkeit einer Vollzeitstelle erkannt, findet SPD-Fraktionssprecher Thomas Etschmann. Der Betrag sei für Osterhofen nicht unerheblich, aber "es geht um die Marke der Stadt Osterhofen." Jetzt müsse man rasch die Stelle ausschreiben und einen Nachfolger finden, der neue Ideen und Aktionen bringt.

Denn welche Auswirkungen Corona bringe, sei noch unklar, führt Manfred Ziegler an: Wichtig sei aber, dass die Kaufkraft und die Geschäfte vor Ort bleiben.

Noch bis 31. März ist Doris Dick als Geschäftsführerin für OHO tätig, im April und Mai wird sie in Absprache mit ihrem künftigen Arbeitgeber einen halben Tag in der Woche OHO weiterhin unterstützen. Auch das zeigt, dass der Wechsel in einem guten Einvernehmen erfolgt.

Für das Stadtmarketing freilich wird es eine schwierige Zeit, deutete die Bürgermeisterin an, die Vorstandschaft werde sich umstrukturieren, um einige Aufgaben zu übernehmen, aber: "Wir können Doris Dick nicht ersetzen", im ersten Halbjahr wird es deshalb kaum Aktionen geben, kündigte Sedlmeier an.

Große Herausforderungen für Nachfolger

Ein Nachfolger wird natürlich gesucht: ein Studienabgänger mit FH- oder Bachelor-Abschluss oder jemand, der auf andere Weise ähnliche Befähigungen erworben hat. "Überzeugen muss er uns, dass er dem gewachsen ist und den Prozess weiter entwickeln kann", sagt Geschäftsleiter Josef Feuerecker. Denn die Herausforderungen nach Corona werden noch ganz andere werden, auch in Osterhofen, ist er sicher.

− gs