Osterhofen
Neue Patientenzimmer schweben ein

Gestern erfolgte die Anlieferung der ersten drei Container an der Fachklinik

24.06.2020 | Stand 18.09.2023, 4:37 Uhr

19 Tonnen Gewicht hat der Kran am Haken: Das 16 Meter lange Gebäudemodul wird die Abteilung Schmerztherapie an der Fachklinik um zwei Patientenzimmer erweitern. Drei dieser Container sind gestern aufgestellt worden. −Fotos: gs

19 Tonnen Gewicht schweben in der Luft: Der Container ist ein Teil der Erweiterung für die Fachklinik Osterhofen. Er hängt am Haken eines 240 Tonnen schweren Krans und wird Millimeter-genau an seinen Platz gesetzt.

Ein Schwertransportkonvoi hatte drei solcher Module unter Begleitschutz in der Nacht nach Osterhofen gebracht. Gegen 22 Uhr trafen sie am Dienstagabend ein, schildert Bauleiter Reinhard Löschau von der Firma Alho Systembau GmbH aus Morsbach, die die modularen Gebäude fertigt. Am Mittwoch Vormittag werden sie mittels Kran an ihren Platz gehievt: Die Klinik-Geschäftsführer Dr. Josef Oswald und Markus Zapf sowie Bürgermeisterin Liane Sedlmeier und ihr Stellvertreter Kurt Erndl, Chef von Erndl-Bau, beobachten das Eintreffen des letzten Containers genau. Ganz langsam wird der 16 Meter lange Container über die Bäume in den Garten der Fachklinik gehoben. Vorsichtig wird er in den verbleibenden Raum innerhalb des Gerüsts gehievt und fügt sich an die bestehenden Container an.

Die drei Gebäude-Module setzen die Reihe der Patientenzimmer für die Abteilung Schmerztherapie fort. In jedem Container befinden sich zwei Zimmer mit jeweils einem Bad, das bereits bei der Anlieferung mit Waschbecken, Toilette, Ablagen und Fliesen ausgestattet ist. Dazwischen liegt ein kurzer Flur, der exakt an die bestehenden Container der Schmerzabteilung anschließt.

Nachmittags werden die neuen Container miteinander verschweißt und die Wände geschlossen, ab Montag erfolgt der Einbau von Elektro, Heizung und Sanitär, erklärt Bauleiter Reinhard Löschau. Dabei werden die Module von unten an die Versorgungsleitungen angeschlossen. Auch die Heizungsrohre sind bereits vorverlegt, die Heizkörper müssen nur eingehängt werden. Anfang Juli wird der Estrich verlegt – und im Anschluss erfolgt der normale Innenausbau. Und auch die Fassade wird genau an die bestehenden Gebäudeteile angepasst, später wird kein Unterschied zu erkennen sein. Anfang nächsten Jahres können die ersten Patienten einziehen, schätzt Dr. Josef Oswald.

Erweitert wird nicht nur die Schmerztherapie, sondern auch die Abteilung für Amputationsmedizin: Der Ostflügel wird nach dem erfolgten Abriss demnächst ebenfalls mit Containern aufgebaut und sogar verlängert. Auch Anmelde- und Warteraum sowie Physikalische Therapie werden modernisiert.

Bürgermeisterin Liane Sedlmeier dankt Oswald und Zapf für das Bekenntnis zum Standort Osterhofen, der nicht nur gehalten, sondern sogar erweitert werde: "In diesen harten Zeiten ist das für kleine Häuser nicht selbstverständlich", sagt sie.

"Das tun wir gerne", fügt Geschäftsführer Dr. Oswald an und betont die enge Kooperation mit dem bayerischen Gesundheitsministerium und dankt für die 8,77 Millionen Euro schwere Förderung des Freistaats, die die Baukosten für die Erweiterung fast komplett abdeckt. Um dem Versorgungsauftrag gerecht zu werden, wurden die Akutbetten der Osterhofener Einrichtung auf 90 aufgestockt.

Dies bedeutet: der Löwenanteil des Erweiterungsbaus fehlt noch, das Kran-Manöver am Mittwoch war quasi die Generalprobe für die große Baustelle nebenan. 38 weitere Module werden Ende Juli angeliefert. Sie bilden dann den neuen Ostflügel der Fachklinik. Und um sie an die richtige Stelle zu hieven, benötigt man einen noch wesentlich größeren Kran, der sogar 460 Tonnen wiegt.

An ihrem neuen Standort erfolgen derzeit noch die Erdarbeiten: Wegen der heftigen Regengüsse der vergangenen Wochen mussten die Bauarbeiten teilweise ausgesetzt werden, schildert Kurt Erndl, weil der Boden für die schweren Fahrzeuge zu schwer war. Doch jetzt wird das Fundament gesetzt, die Eisenflechter sind am Werk.

Dennoch ist die Baumaßnahme auf den Tag genau im Plan, weiß Markus Zapf, Geschäftsführer der Fachklinik. Er freut sich, dass trotz europaweiter Ausschreibung der Maßnahme die Aufträge an regionale und einheimische Firmen vergeben werden konnten – mit Ausnahme des Modulherstellers Alho.

Die hat bundesweite Erfahrung mit dem Aufbau modularer Gebäude: Für Bauleiter Reinhard Löschau ist dies Alltag. Umso stärker wirkt sein Lob für die Stadt und die Polizei: "Kompliment", wie hilfsbereit und unkompliziert man hier agiere, sagt er.

− gs