Osterhofen
Franziskus gründete eine moderne Laienbewegung

Vortrag von Walter Sendner über Drittorden bei den Senioren der "Herzogstädter Spätlese" wegen Corona abgesagt

22.01.2021 | Stand 18.09.2023, 5:12 Uhr

Noch vor der Corona-Pandemie hatten die Spätlese-Senioren einen Ausflug ins Bruder Konrad Haus nach Parzham unternommen. −Fotos: Sendner

Im Programm der "Herzogstädter Spätlese" ist für Dienstag, 26. Januar, ein Vortrag zur Gründung der Laienbrüderschaft durch Franziskus von Assisi vor 800 Jahren angekündigt. Wegen der Pandemie-Schutzmaßnahmen kann die Zusammenkunft im Café Siebenhandl leider nicht stattfinden, doch Referent Walter Sendner hat einige Sätze aus seinem Manuskript an die OZ-Redaktion weitergereicht.

Modernisierung und Neuausrichtung

Vor nicht allzu langer Zeit habe es in vielen Pfarreien noch franziskanische Drittordensgemeinschaften gegeben. Es seien Frauen und Männer gewesen, die sich den Idealen des Heiligen aus Assisi verpflichtet und sich regelmäßig zu Gebetszeiten sowie Gottesdiensten getroffen hätten. Durch die feste Traditionsbindung dieser Menschen einerseits und die Säkularisierung der Gesellschaft andererseits seien diese Gemeinschaften überaltert und aus dem Blickfeld geraten.

Im Jahr 2003, so Sendner, habe es eine Modernisierung und Neuausrichtung dieser Laiengemeinschaft geben. Die Bewegung nenne sich nun "Ordo Franciscanus Saecularis (OFS)" und sei in vielen Ländern aktiv. Ihr Ziel sei es, das Leben in der Welt von heute immer neu an Jesus Christus auszurichten. Ansprechpartner für unsere Region gibt es in Altötting am Kapellplatz 9. Über die Homepage www.ofs-bayern.de kann man auch digital Aktuelles von dem weltlichen Laienorden des Hl. Franziskus von Assisi erfahren.

Der Referent findet dieses Jubiläum (1221– 2021) gerade deshalb so spannend, weil der Hl. Franziskus diese "Mindere Brüder Gemeinschaft" - wie er sie anfangs nannte – gezielt und bewusst von der klerikal und hierarchisch organisierten Kirche unterschieden hat. Sie sollten sich in brüderlicher, geschwisterlicher Gemeinschaft zugetan zeigen, einzig und allein unter dem Gedanken des Evangeliums, einander und anderen im Namen Jesu dienen. Franziskus habe die Bestellung für höhere kirchliche Ämter abgelehnt: Kein Bruder dürfe – so die nicht bestätigte Regel von 1221 – ein leitendes Amt in dem Haus versehen, in dem er diene.

Der jetzige Papst Franziskus gehöre zwar dem Jesuitenorden an – also nicht Franziskanern, doch in der neuen Enzyklika "Fratelli tutti" über die Geschwisterlichkeit und die soziale Freundschaft werde die Idee der Bewegung von 1221 neu aufgegriffen. Die in letzter Zeit von Skandalen erschütterte Amtskirche sehen viele Menschen in der heutigen Zeit mit großer Skepsis. Eine glaubwürdige Verkündigung des Evangeliums könne neu durch überzeugte Männer und Frauen, ledige und verheiratete Laien und Priester erfolgen, die sich vom Geist und der Haltung des Mannes aus Assisi leiten ließen. Die im Volksmund "Dritter Orden" genannte Bewegung sei der nichtklösterliche Zweig des Franziskanerordens (OFS) und aus der Initiative von 1221 hervorgegangen. Von Assisi aus sei die Bewegung noch im gleichen Jahr nach Augsburg und Regensburg gekommen, so Sendner in seinen Ausführungen.

Die drei Hauptpfeiler des "Dritten Ordens"

Während es heute im kirchlichen Raum auf dem sogenannten "Synodalen Weg" darum gehe, ob Frauen zu Diakonissen oder Priesterinnen geweiht werden und ob Laien Gottesdienste bzw. Gemeindeleitung übernehmen sollten, distanzierten sich immer mehr Menschen von diesem Macht und Stände orientiertem Denken in kirchenamtlichen Schienen. Solche Debatten seien für den Bruder aus Assisi und erst recht für Jesus selber eher "verratenes Evangelium".

Walter Sendner bezeichnete die drei Hauptpfeiler der 800-jährigen franziskanischen Laienbewegung als aktuell in dieser Zeit und fasste sie in folgenden Sätzen zusammen: Erstens, Wahrnehmung des Wortes Gottes im Evangelium und Christusnachfolge in Solidarität mit den Menschen. Zweitens, sich als Mitglied in der Kirche Jesus begreifen, mitwirken und aufbauen. Drittens, um Versöhnung mit Gott und den Menschen bemüht sein, geschwisterlich, achtsam mit und in der Schöpfung leben.

Die Leiterin des Seniorentreffs, Anneliese Siebenhandl, begrüßt es, dass die Senioren in dieser Form indirekt am Programm teilhaben können. Sie verweist darauf, dass die Senioren zu weiteren Programminhalten über die Osterhofener Zeitung auf dem Laufenden gehalten würden.

− oz