Unfälle mit Todesfolge sind für Rettungskräfte immer besonders Kräfte zehrend. Der Unfall am Donnerstagmittag auf der B8 auf Höhe Kühmoos (Landkreis Deggendorf) aber war für die Feuerwehren besonders belastend. Das Todesopfer stammte aus den eigenen Reihen.
Kurz nach 12 Uhr ging die Alarmierung ein. Frontalzusammenstoß auf der B8, mindestens zwei Personen verletzt. Neben Streifen der Polizei Plattling und dem Rettungsdienst rücken auch die Feuerwehren aus der Isarstadt Plattling sowie aus Aholming aus. Die Wehr aus Langenisarhofen wird nachalarmiert zur Verkehrslenkung, da die Bundesstraße bis in den späten Nachmittag hinein gesperrt werden muss.
Kreisbrandinspektion informiert über Verlust auf Facebook
Vor Ort bietet sich den Einsatzkräften ein Trümmerfeld. Ein Ford und ein VW Golf sind kollidiert. Beide Fahrer offenbar schwer verletzt. Der ältere Mann im blauen Ford wird durch die Wucht der Kollision im Fahrzeug eingeklemmt und muss von der Feuerwehr herausgeschnitten werden. Was die Einsatzkräfte in dem Moment noch nicht wissen: Der lebensgefährlich verletzte Mann ist der Ehrenkommandant ihrer Kameraden in Altenmarkt, Max Heindl. Das erfahren die meisten von ihnen erst am späten Abend, als die Kreisbrandinspektion eine entsprechende Nachricht mit Trauerflor auf Facebook postet.
Ein Nachruf zu Max Heindl: „Da wurde ein Stück der Feuerwehr Altenmarkt rausgerissen“
Psychische Notlagen Thema in der Grundausbildung
Dass Feuerwehren immer wieder in psychische Konfliktsituationen kommen können, ist nicht neu. Jüngstes Beispiel: der Großbrand in Hofkirchen, bei dem Bayerns jüngster FFW-Kommandant den Brand seines eigenen Hauses löschen musste. „Die Bewältigung von solchen Notlagen ist bereits Teil der Grundausbildung“, sagt die Deggendorfer Kreisbrandmeisterin Sandra Pöschl aus Stephansposching. Erste Hilfe für die Psyche werde bei der Feuerwehr sehr hoher Stellenwert beigemessen. „Je früher man reagiert, umso besser lassen sich die Folgen abfedern“, sagt Pöschl.
Wenn sie selbst die Leitung eines Einsatzes hat, bei dem zum Beispiel ein Mensch zu Tode kommt, lässt sie ihr Team nie nach Hause gehen, ohne das Geschehene nochmals besprochen und aufgearbeitet zu haben. „Die Kameraden spüren dann, dass sie nicht alleine sind. Im Team ist es leichter.“
„Altenmarkt steht unter großem Schock“
Indes herrscht in Osterhofen große Trauer über den tragischen Unfalltod des 70-jährigen Ehrenkommandanten Max Heindl. Vor allem natürlich im Stadtteil Altenmarkt.
Besonders für die Feuerwehr Altenmarkt ist es „ein Schlag“, sagt Kommandant Christoph Thiele: „Wir sind geschockt“. Dennoch sei die Wehr weiter einsatzfähig, betont er und ergänzt: „Zum Glück waren wir nicht selbst beim Unfall vor Ort“.
Der Landwirt Max Heindl war verheiratet, von seinen zwei Töchtern bewirtschaftet eine mit ihrer Familie den landwirtschaftlichen Hof in Altenmarkt weiter. Heindl war 29 Jahre lang in leitender Funktion in der Kommandantur der FF Altenmarkt, davon 19 Jahre als 1. Kommandant. Seit 2010 war er Ehrenvorsitzender der Wehr. „Er hat die Feuerwehr gelebt“, sagt Thiele, und er habe sie geprägt: „Er hat uns dahin gebracht, wo wir heute stehen als fest eingebundene Feuerwehr, die gute Arbeit macht.“
Der Termin für die Beerdigung stehe noch nicht fest. Die FF Altenmarkt hat alle Termine abgesagt oder verschoben. Die geplante Jugendflamme-Prüfung für die Kreisfeuerwehr-Jugend, die die FF Altenmarkt am Samstag durchgeführt hätte, übernimmt nun kurzfristig die FF Schöllnach. Die weiteren Kommandanten der Stadtgemeinde Osterhofen hat Manfred Ziegler, Kommandant der FF Osterhofen, über den Tod des Ehrenkommandanten informiert und sie gebeten, Trauerflor an den Fahrzeugen anzubringen.
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