Die frühere Lehrerin kennt jeder im Ort
Helene Gehwolf steht für Engagement: Niederalteich hat sie zur Ehrenbürgerin ernannt

24.04.2024 | Stand 24.04.2024, 20:00 Uhr
Diana Millgramm

Bei einem Auftritt der Niederalteicher Singvögel unter der Leitung von Christine Gastinger (r.) ging Helene Gehwolf das Herz auf.

Helene Gehwolf ist zur Ehrenbürgerin von Niederalteich ernannt worden. Wie vielen Menschen ihr kaum aufzählbares Engagement etwas bedeutet, bezeugten die lange Liste an Ehrengästen und die zahlreichen Vertreter von Niederalteicher Institutionen und Vereinen, die, neben Freunden und Familie, in den vollbesetzten Festsaal gekommen waren.

„Es gibt Menschen, die wünschen sich ehrenamtliches Engagement, es gibt Menschen, die zeigen Engagement und es gibt Menschen, die sind Engagement“, hieß es im Antrag zur Verleihung dieser besonderen Anerkennung durch die Gemeinderäte Judith Schober und stellvertretenden Bürgermeister Johann Kapfenberger. „Letzteres trifft auf unsere geschätzte Mitbürgerin Helene Gehwolf zu“, stellte Bürgermeister Albin Dietrich in seiner Laudatio gleich zu Beginn klar.

„Ihre Hilfsbereitschaft kennt keine Grenzen “

Gehwolf sei in jungen Jahren als Lehrerin an die Abt-Joscio-Schule gekommen. Von Beginn an habe sie sich für Kinder, Jugendliche, Erwachsene, Familien, Senioren, Kranke und Migranten engagiert. Auch habe sie maßgeblich zur kulturellen Entwicklung des Dorfes beigetragen. Ihr Einsatz für die Kinder gehe dabei weit über das Wirken einer Lehrerin hinaus. Eine tiefe Verbindung zur Kirche und zum katholischen Glauben motiviert sie. Sie gestaltet Kindermetten, Kindergottesdienste oder bereitet Kinder auf die Kommunion vor. „Durch ihr lebenslanges Wirken an der Grundschule kennt sie jeder im Dorf.“ Sie engagiert sich für Senioren, besucht Kranke, nimmt Kontakt zu Flüchtlingen auf und hilft bei der Integration. „Sie sieht stets, wo Hilfe gebraucht wird, und ist sofort zur Stelle“, lobte Dietrich. „Ihre Hilfsbereitschaft kennt dabei keine Grenzen und ihr Geschick bei der Organisation ist beispielhaft.“

Als Lehrerin und Konrektorin war sie immer Bindeglied zwischen Schule, Pfarrei und Gemeinde. Mit der ehrenamtlichen Leitung der Bücherei von 1979 bis 1997 versuchte sie auch über die Schule hinaus das Lesen und das Interesse für Bücher sowie Bildung allgemein zu mehren. Von 1981 bis 1999 war sie Vorsitzende der Kreisarbeitsgemeinschaft katholischer Büchereien. Besonders am Herzen liegt ihr die Geschichte der Region, Niederalteichs und der Abtei. Deshalb ist sie auch Mitglied des Geschichtsvereins des Landkreises. „Ihre Fähigkeit, sich Namen, Daten und Ereignisse zu merken, beeindruckt jeden“, betonte der Bürgermeister. Ein weiterer Meilenstein in ihrem Leben war die Tätigkeit als Vorsitzende des Kulturvereins. „Sie organisierte Bildausstellungen, Lesungen und wunderbare Konzerte.“

Großer Einsatz für die sozialen Belange der Mitbürger



Auch im katholischen Frauenbund war sie viele Jahre im Vorstand. Gleiches gilt für den Ortscaritasverein. „Hier setzt sie sich insbesondere auch heute noch für die sozialen Belange der Mitbürger ein.“ Auch als Seniorenbeauftragte war Gehwolf aktiv und organisiert immer noch gerne Ausflüge oder interessante Vorträge.

Im Gemeinderat war sie von 1996 bis 2014 und hat die amtierenden Bürgermeister besonders bei der Organisation von Festen beratend und tatkräftig unterstützt, lobte Dietrich und konnte zahlreiche von ihr organisierte und initiierte Feste und Festvorträge aufzählen. „Viel Zeit hat sie in das Sortieren des gemeindlichen Archivs in den Jahren nach dem Hochwasser investiert.“ Besonders gut sei ihr die Gestaltung von Urkunden und Ahnentafeln der Gemeinderäte in historischer Schönschrift gelungen. Begeistert knüpfe sie Kontakte bei von ihr organisierten geschichtlichen Touren durch Niederalteich. In der Landvolkshochschule unterstützt sie Besuchergruppen, die eine besondere Betreuung benötigen. Auch in der Kirchengeschichte ist sie fit und übernimmt Führungen in der Basilika. Internationale Beziehungen pflegt sie schon seit vielen Jahren zu den mit Niederalteich historisch verbundenen Partnergemeinden, insbesondere Bakonybel in Ungarn.

Sie widmete sich jahrelang mit Herzblut dem Hospiz



Die vergangenen Jahre widmet sie ihr Herzblut vor allem dem Hospiz. „Hier hilft sie ehrenamtlich mit, betreut und kümmert sich um die Bedürfnisse der kranken Menschen oder geht mit ihnen spazieren.“ Diese Liste könne er ohne Probleme noch lange fortführen, stellte Dietrich klar. „Deine Verdienste um Abtei und Dorf machen es mir zu einer Ehre, Dir heute die Ehrenbürgerwürde zu verleihen“, lud der Bürgermeister Gehwolf ein, zur Übergabe der Urkunde – unter stehenden Ovationen – nach vorne zu kommen. Auch ein Eintrag in das Goldene Buch wurde im Rahmen des Festakts vorgenommen.

„Diese Auszeichnung betrachte ich als große Ehre und nehme sie mit Ehrfurcht und großer Demut an, in Vertretung für alle in der Gemeinde, die dazu im Verborgenen beigetragen haben“, zeigte sich die neue Ehrenbürgerin sichtbar gerührt. „Alle habt Ihr dazu beigetragen, auf Euch konnte ich mich stets verlassen“, sparte sie nicht mit Lob, bevor sie selber noch einmal auf ihre Geschichte einging. Ihre Wurzeln in einer Bauernfamilie mit vier Kindern, einem liebevollen Großvater, der sich stets um die Kinder kümmerte und zwei Flüchtlingsfamilien im Haus habe sie geprägt. „Verlässlichkeit, Fleiß und Verantwortung lernten wir früh – aber hatten gleichzeitig Freiheiten, die Kinder heute nicht mehr haben.“

Singvögel überraschen die Geehrte

Als sie 1975 den Schuldienst in Niederalteich antrat, warnte sie der scheidende Schulleiter vor dem Dorf mit seinen schwierigen Einwohnern, gab sie mit einem Zwinkern zu. „Nach 49 Jahren kann ich sagen, ich wurde nie als Fremde oder Zugezogene behandelt, da ich die Gabe habe, vorurteilsfrei auf die Menschen zuzugehen – danke für das Angenommenwerden mit all meinen Stärken und Schwächen.“ Sie berichtete voller Dankbarkeit von vielen Menschen, die sie auf ihrem Weg begleitet hatten, und lud im Anschluss alle zu guten Begegnungen bei einem kleinen Empfang ein.

Musikalisch umrahmt wurde der gelungene Festakt von Hubert und Lorenz Kaineder. Sie hatten Stücke ausgewählt, die entweder vom Namen her mit Gehwolf zu tun hatten oder aber die sie miteinander verbanden. Dazu konnten sie einige amüsante Anekdoten und Neckereien zum Besten geben. Besonders ging Gehwolf das Herz auf, als die Niederalteicher Singvögel unter Leitung von Christine Gastinger zu ihren Ehren auftraten, mit einem Stück, das sie extra für sie umgetextet hatten.