Niederbayerin spielt mit U19 um Titel
Großer Jubel über Franzis Siegtor im Halbfinale: In Edenstetten ist das EM-Fieber ausgebrochen

28.07.2023 | Stand 13.09.2023, 3:21 Uhr

Im Vereinsheim haben die Fußballer der SG Edenstetten am Donnerstagabend das EM-Halbfinale mit Franziska Kett (rechts) verfolgt. −Fotos: Privat/Lara Suffel/DFB

Ganz Edenstetten steht Kopf. Das mag vielleicht ein bisschen übertrieben klingen, aber wenn die gebürtige Edenstetterin Franziska Kett die deutsche U19-Nationalmannschaft ins Finale der Fußball-Europameisterschaft in Belgien schießt, dann ist das für die kleinen Ortsteil der Gemeinde Bernried (Landkreis Deggendorf) etwas ganz besonderes. „Es ist der Wahnsinn, wir sind alle hier so wahnsinnig stolz auf die Franziska“, sprudelt es aus Alexander Murnauer (45) nur so heraus.

Murnauer ist Jugendleiter beim FCE, kennt die 18-Jährige bestens, hat sie selbst sechs Jahre im Nachwuchsfußball begleitet und auch trainiert. Im Gespräch mit der Heimatzeitung gesteht er dann, dass er das Halbfinale gegen Frankreich beziehungsweise den 3:2-Siegtreffer von Franzi in der Verlängerung beinahe verpasst hätte. „Ich trau es mir gar nicht zu erzählen, aber ich hatte das Match irgendwie gar nicht mehr auf der Rechnung“, schlägt Murnauer die Hände vors Gesicht. Zum Glück gibt es aber noch WhatsApp und eine Gruppe mit Trainern, die Kett mal trainiert haben. „Als ich dann reingeschaut habe, und eine Nachricht nach der anderen aufploppte, ob schon jeder das Halbfinale guckt, hab ich natürlich sofort umgezappt“, lacht der Jugendleiter.

Gerade noch rechtzeitig, denn genau in diesem Augenblick schlägt die große Stunde der Edenstetterin. Nicht nur TV-Kommentator Oliver Forster flippt aus, sondern auch Murnauer, sowie die Herrenmannschaft, die in er Kreisklasse Deggendorf kickt, und sich das Halbfinale mit „ihrer“ Franziska nach dem Training im Vereinsheim anschaute. „Franzi Kett, dieser Name hat was, dieser Name klingt schon nach Erfolg“, feierte Forster den Profi des FC Bayern München ab.

Aus der 1. Mannschaft spielten viele noch mit Franzi zusammen



Aber nicht nur in der Kommentatorenkabine brachen alle Dämme, auch im Edenstettener Vereinsheim und an diversen TV-Geräten kannte der Jubel keine Grenzen mehr. „Wir haben halt alle hier Franziska aufwachsen sehen und natürlich ihren sportlichen Werdegang verfolgt. „Einige, die heute bei uns in der Ersten spielen, haben früher mit ihr noch im Kinder- und Jugendbereich zusammengespielt“, erinnert sich der 45-Jährige an die Anfänge der „kecken Kett-Karriere“. Von 2009 bis 2018 spielte sie den Jungs in Edenstetten regelmäßig einen Knoten in die Füße. Anschließend ging es ins Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) nach Deggendorf, wo 2020 der große FC Bayern auf die 18-Jährige Offensivspielerin aufmerksam wurde.

Kett hat auch nicht vergessen, wo ihre Wurzeln liegen. Der Kontakt über diverse soziale Medien hält bis heute. Und wenn es möglich ist, wie am 17. Juni beim vom Bayerischen Fußballverband initiierten „Tag des Mädchenfußballs“, dann ist die Nationalspielerin auch gerne vor Ort, schreibt Autogramme, beantwortet Fragen der Talente und kickt anschließend auch noch zwei Stunden auf dem Platz.

Die Eltern drücken vor Ort die Daumen



Nach dem Siegtor ging es mit der Gratulationskur aber erst so richtig los. „Mich haben aus der Heimat viele Glückwünsche erreicht. Das freut mich sehr, zu sehen, wie viele Menschen hinter mir stehen und die Daumen drücken“, strahlt Franziska Kett auf Anfrage der Heimatzeitung. Apropos Daumendrücken: Freilich sind auch die Eltern seit dem zweiten Gruppenspiel vor Ort. „Das macht mich sehr stolz und bedeutet mir viel, dass sie mich immer unterstützen und für mich da sind. Denn ohne sie wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Umso motivierter bin ich, bei der EM alles zu geben.“

Noch ist die Geschichte dieser U19-EM für Kett und ihre Kameradinnen aber nicht zu Ende geschrieben. Am Sonntag um 17.30 Uhr (live Sport1 und dazn) wartet im Finale Titelverteidiger Spanien auf die jungenFrauen von Nationaltrainerin Kathrin Peter. Und bei der SG Edenstetten ist man angerichtet: Um 15 Uhr spielt die Erste zum Auftakt der Saison gegen Moos. „Anschließend folgt das große Mitfiebern im Vereinsheim“, ist nicht nur Alexander Murnauer voller Vorfreude. Der Jugendleiter wagt auch einen Tipp: „Wir gewinnen 2:1.“ Sollte seine Prophezeiung tatsächlich eintreffen – spätestens dann steht wirklich ganz Edenstetten Kopf.