Reparatur-Café Plattling
Freiwillige Helfer nähen, hämmern und schrauben

12.09.2023 | Stand 12.09.2023, 17:00 Uhr

Eleonore Gerhard freut sich über jedes Stück Stoff, das nicht weggeschmissen werden muss.

Eleonore Gerhard fädelt den Nähgarn zügig durch das Öhr ihrer Nadel, jeder Handgriff sitzt. Die gelernte Schneiderin hat trotz ihrer Rente noch allerhand zu tun: „Es geht immer etwas kaputt, sei es eine aufgeplatzte Hosentasche, ein Loch im Stoff oder einfach das Lieblingskleidungsstück, das vielleicht nicht mehr passt, aber von dem man sich nicht trennen möchte. Wäre auch viel zu schade drum.“ Deshalb engagiert sich die 64-Jährige beim Reparaturcafé, das am Mittwochabend zum dritten Mal in der Fischerstub’n stattgefunden hat.

Zweite Chance – auch für Kleidung

Zu Eleonore Gerhards Bedauern ist noch nicht allzu bekannt, dass im Reparatur-Café auch genäht wird: „Leider denken viele gar nicht daran, auch kaputte Textilien mitzubringen, oft wird nur an technische Geräte gedacht. Und wenn die Leute mich dann mit meiner Nähmaschine sehen, ärgern sie sich, dass sie ihre kaputten Kleidungsstücke nicht mitgebracht haben“, erzählt sie. Daher freut sie sich über jeden, der über ihre Arbeit im Reparatur-Café erfährt und seiner Kleidung noch eine zweite Chance gibt.

Dass kaputte Textilien schnell aufgegeben werden, findet Eleonore Gerhard sehr schade. Umso mehr freut sie sich über jedes Stück Stoff, das sie retten kann. Auch ihr Wissen gibt sie gerne weiter: „Es kam auch schon vor, dass Frauen mit ihrer Nähmaschine zu mir kamen, die einfach nicht mehr genau wussten, wie man den Faden einfädelt oder die Maschine bedient. Da helfe ich gerne und freue mich über Gesellschaft“, lächelt Eleonore Gerhard.

Kaffeemaschine, Ghettoblaster, Solarlampe

Karin Gegg von der Kreisgruppe des Bund Naturschutz ist seit Beginn des Reparatur-Cafés in Deggendorf mit dabei und dokumentiert die geleistete Arbeit. Diesen Abend tüftelt das Team an insgesamt 34 Geräten. Von der Kaffeemaschine über einen Ghettoblaster bis hin zu Solarlampen ist alles dabei. „Einige kommen auch mit richtigen Liebhaberstücken. Einmal kam ein Herr, der eine Eisenbahn für seinen Enkel dabei hatte. Das mechanische Problem konnte behoben werden, was alle sehr freute“, erzählt Gegg.

18 der mitgebrachten Geräte gehen wieder voll einsatzbereit mit ihren Besitzern nach Hause, bei sechs Geräten müssen erst noch die passenden Ersatzteile bestellt werden. Alles, was nicht mehr repariert werden kann, landet im Altgeräte-Container.

Um in der kurzen Zeit so viel wie möglich zu schaffen, packen alle mit an. Daneben sitzen und zuschauen? Das gibt es hier nicht! So haben die Besitzer auch selbst mal einen Schraubenzieher in der Hand und unterstützen bei der Reparatur. Kosten fallen für die Reparatur keine an, lediglich eine Dose für freiwillige Spenden steht bei Karin Gegg auf dem Tisch.

Mit viel Geduld und Feingefühl dreht er an den kleinen Zahnrädern einer goldenen Tischuhr: Karl Weidenbeck ist eigentlich gelernter Einzelhandelskaufmann, hat aber hier und da bei Handwerkern über die Schulter geschaut und sich so sein Wissen angeeignet. „Wenn etwas nicht mehr funktioniert, baue ich es auseinander und probiere aus. Mehr kaputt machen kann ich es eh nicht“, lacht Weidenbeck.

Musik zum Abschluss des Abends

Der gelernte Elektromeister Robert Steininger hat die Einzelteile eines Dampfbügeleisens vor sich liegen. „Leider komme ich hier nicht weiter, ein Teil ist durch die Hitze im Inneren beschädigt worden und muss neu bestellt werden. Aber dann sollte alles wieder gehen“, erklärt er der Besitzerin.

Einen Tisch weiter wartet Manfred Baier (78) mit einem verstopften Schredder und einer kaputten Saftpresse auf einen freien Reparateur. „Leider habe ich nicht das Werkzeug, um den Schredder zu öffnen. Und bevor ich versuche, das Papier mit einem Messer raus zu bekommen, lasse ich mir lieber hier helfen.“

Nach drei Stunden wird dann schließlich das letzte Gerät in Gang gesetzt: ein Plattenspieler, der sogleich flotten Schlager spielt. 2024 will das Team des Reparatur-Cafés Plattling weiter machen – wann genau, steht aber noch nicht fest. Eine Chance haben kaputte Geräte dieses Jahr aber noch, das Reparatur-Café Deggendorf findet am Donnerstag, 19. Oktober von 17 bis 19 Uhr im Café Holler in der Amanstraße 8 statt.