Symbolischer Spatenstich
Endlich: Baustart für Lärmschutzwand entlang der Bahngleise in Osterhofen

Fertigstellung der ersten 850 Meter im August 2023

27.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:46 Uhr

Die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt der Lärmschutzwand entlang der Bahngleise im Baugebiet Klosterwiese haben bereits begonnen. Gestern erfolgte der symbolische Spatenstich dazu von Sandra Katz (v.r.), Leiterin Portfolio Lärmsanierung bei der DB Netz AG, Landrat Bernd Sibler, MdB Thomas Erndl, Bürgermeisterin Liane Sedlmeier und Stadtrat Thomas Etschmann. −Foto: gs

18 Jahre lang hat Osterhofen (Lkr. Deggendorf) darauf gewartet: Am Mittwochnachmittag ist endlich der symbolische Spatenstich für den Bau der Lärmschutzwand entlang der Bahngleise erfolgt. Dass dieser Schutz nötig ist, wurde allen noch einmal deutlich: Immer wieder mussten die Reden beim Vorbeirauschen von Güterzügen, ICE und Regionalzügen unterbrochen werden.

Die Freude über den Baubeginn ist groß – das war gestern an der Baustelle zu spüren. Zum symbolischen Spatenstich waren auch einige Anwohner gekommen. Gebaut werden in einem ersten Schritt die seit Jahren geplanten 850 Meter von Höhe Goethestraße/Rilkestraße bis Klosterwiese. Drei Meter hoch soll die Wand über Schienen-Oberkante ragen. Der Ausblick wird sich für die Anwohner ändern, stellten MdB Thomas Erndl und Landrat Bernd Sibler fest, doch dafür werde es ruhiger, was mehr Lebensqualität bedeutet. Im August soll der erste Bauabschnitt fertig sein.

Hitzige Diskussion in Bürgerversammlung 2007

"Wir sind dankbar dafür", sagte Bürgermeisterin Liane Sedlmeier und erinnerte an die lange Geschichte, bis es zu diesem langersehnten Baubeginn gekommen ist: Bereits 2004 hatte die Deutsche Bahn über ein Sonderprogramm Lärmsanierung informiert. Sehr hitzig war es 2007 in einer Bürgerversammlung im "Altenmarkter Hof": Anwohner forderten eine Verlängerung, damit die Lärmschutzwand nicht mitten im Baugebiet Klosterwiese endet. 2012 wurde das Planfeststellungsverfahren eingeleitet, beim dazugehörigen Beschluss 2019 wurde die Verlängerung abgelehnt. Die Stadt hatte sich über Jahre hinweg mit zahlreichen Schreiben an die Bahn gewandt. Bürgermeisterin Sedlmeier dankte ausdrücklich Bauamtsleiter Christian Moosbauer für seinen Einsatz.

Verlängerung erfolgt voraussichtlich 2025

2020 beantragten Altenmarkter Bürger, die Stadt solle die Wand auf eigene Kosten verlängern. Zudem gab es nun eine neue Förderrichtlinie und damit eine Neubewertung der Situation in Osterhofen, führte Sedlmeier an: Der Stichtag war vom 1. April 1974 auf 1. Januar 2015 verschoben worden. Nach einer Kosten-Nutzen-Berechnung stand zum 1. September 2021 fest, dass die Lärmschutzwand verlängert wird – allerdings in einem eigenen Planfeststellungsverfahren. Dann wird auf Seite der Klosterwiese um 218 Meter verlängert, Richtung Süden um 210 Meter. Dies soll voraussichtlich 2025 erfolgen, führte Sandra Katz, Leiterin Portfolio Lärmsanierung bei der DB Netz AG, an.

Auch passiver Schutz an 76 Wohnhäusern

Seit 1999 besteht das freiwillige Lärmsanierungsprogramm des Bundes. Damit wurde die finanzielle Möglichkeit geschaffen, Schallschutzmaßnahmen auch entlang vorhandener Schienenwege umzusetzen. Jährlich werden 150 Millionen Euro investiert, erläuterte Sandra Katz. In Osterhofen investiere der Bund 2,4 Millionen Euro in den aktiven Schallschutz: "Dabei entlastet die Wand nicht nur die Häuser in erster Reihe, sondern auch die weiter hinten liegenden Wohneinheiten." Zudem erfolgen an 76 Wohnhäusern passive Maßnahmen wie der Einbau von Schallschutzfenstern.

Ein Teil der Bauarbeiten erfolge in Sperrpausen. Zudem könne im ersten Abschnitt die Wand großteils von außen errichtet werden. Automatische Warnanlagen und damit lautstarke Signaltöne wie bei der Gleissanierung seien damit nicht nötig. Dennoch bat Sandrat Katz die Anwohner um Geduld und Verständnis.

Gleichzeitig lobte sie, dass in Osterhofen alle in ihren Anliegen an einem Strang ziehen. Ihr Dank galt Bürgermeisterin Sedlmeier und der Stadtverwaltung, Bund und Eisenbahnbundesamt, den Mitarbeitern der DB AG, den ausführenden Firmen, Bauüberwachung, planenden Ingenieuren und Büros.

Geld in "Mammutprojekt" ist gut angelegt

Als "Mammutprojekt" bezeichnete MdB Thomas Erndl den Bau der Lärmschutzwand. 2100 Kilometer seien in Deutschland bereits errichtet, 1,75 Milliarden Euro investiert. "Das ist gut angelegtes Geld", sagte Erndl, diese Investitionen der öffentlichen Hand in Infrastruktur und Lärmschutz seien auch in den kommenden Jahren nötig, auch wenn diese härter werden.

Als Sohn eines Lokführers ist Bernd Sibler nicht nur als Kind gerne mit seinem Vater in der Lok mitgefahren, sondern auch entlang der Bahngleise aufgewachsen. "Als Kind ist mir das nicht aufgefallen", schilderte er, doch mit den Jahren spüre man Lärm stärker. Der Lärmschutz sei unbedingt notwendig. Zwar habe man dann "die Wand vor der Nase, aber die Wohnqualität steigt", sagte Sibler: Man ist glücklicher.

Mehr Lebensqualität für die Anwohner

Die Investition sei gut angelegtes Geld, weil sie den Bürgern mehr Lebensqualität bringe. Die Ausdauer von Stadt und Anwohnern hätten sich gelohnt, ist sich der Landrat sicher: "Die Anliegen der Menschen werden ernst genommen, auch wenn es ein bisserl gedauert hat."

Nach Corona war der gestrige Spatenstich die erste Veranstaltung der Bahn, zu der wieder Anwohner eingeladen werden konnten. Sandra Katz freute sich, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Zudem lud die Bahn alle zu Brotzeit und Getränken ein.

− gs