Wieder vereint bei der Spvgg Osterhofen
Elias und Samuel Höng: Trennung in der Jugend, Vorbilder, Ziele – und wie der eine Bruder über den andern denkt

24.11.2023 | Stand 25.11.2023, 10:25 Uhr
Franz Nagl

Die 9 und die 23: Elias (l.) und Samuel Höng haben ihre fußballerischen Wurzeln in Hofkirchen. Nach unterschiedlichen Stationen in der Jugend und im Herrenbereich kicken die Brüder seit diesem Herbst erstmals wieder gemeinsam in einem Team. „Beide tragen das Trikot der Spvgg Osterhofen. Dessen Trainer Christian Dullinger sagt: „Bei beiden ist noch Luft nach oben.“ − Foto: Franz Nagl

„Irgendwann will ich mit meinem Bruder in einer Mannschaft zusammenspielen“, wünschte sich Samuel Höng (20), als er im letzten Winter der Spvgg Weiden den Rücken kehrte und bei der Spvgg Osterhofen anheuerte. Es dauerte etwas mehr als ein halbes Jahr, bis dieser Fall tatsächlich eintrat. Elias Höng (24) fasste den gleichen Entschluss wie sein Bruder zuvor – und wechselte vom TSV Seebach in die Herzogstadt. Sein Debüt im neuen Trikot gab Elias am sechsten Spieltag gegen den TB Roding, als er in der 51. Minute für seinen Bruder ins Spiel kam und sich damit der Kreis schloss. Im darauffolgenden Spiel gegen die Spvgg Landshut standen beide erstmals gemeinsam auf dem Feld.

Ihre Wurzeln haben die Höng-Brüder in Hofkirchen. Beim Sportverein machten sie auch die ersten Gehversuche mit dem Fußball, beide genossen eine vorzügliche Ausbildung. Elias zog es dann später im Jugendbereich zum FC Aunkirchen, und anschließend zu den Top-Ausbildern Spvgg GW Deggendorf, FC Ingolstadt und Wacker Burghausen. Im Herrenbereich führte sein Weg über den FC Pipinsried, den FC Kitzbühel (Österreich), den 1.FC Passau, den TSV Seebach schließlich zur Spvgg Osterhofen. Auch sein Bruder hat schon einige Stationen hinter sich. Als Junior erhielt er sein fußballerisches Rüstzeug neben Hofkirchen beim SV Garham, Deggendorf, Spvgg Greuther Fürth, Jahn Regensburg und Wacker Burghausen. Bei der Spvgg Weiden wurde der 20-Jährige nach seiner Jugendzeit nicht glücklich und wechselte im Winter 2022 nach Osterhofen, wo er saisonübergreifend auf 25 Spiele in der Landesliga kommt.

Als Kinder nicht so viel Zeit miteinander verbracht



Aber wie fühlt es sich an, wenn man mit dem eigenen Bruder in einem Team spielt? Die Heimatzeitung hat bei den Brüdern nachgefragt. „Es ist schön, mehr Zeit mit dem ,Affen‘ zu verbringen“, schmunzelt Samuel spitzbübisch, der wie sein Bruder lange Zeit in einem Internat zuhause war. „Wir haben als Kinder nicht so viel Zeit miteinander verbracht als andere Brüder. Ich wollte immer schon mal mit Samu in einer Mannschaft kicken. Dass es jetzt in Osterhofen geklappt hat, freut mich umso mehr“, verrät Elias der auch die Fahrgemeinschaft zum Training schätzt.

Das beide ordentlich kicken können, haben sie längst bewiesen. Aber wie sehen sie sich einander auf dem Feld? „Eli ist technisch ein sehr überragender Spieler und ein absoluter Freistoßspezialist, auch wenn er das bisher noch nicht im Spiel gezeigt hat. Er lebt für den Fußball“, sagt Samuel, der als Vorbilder Jerome Boateng und Lionel Messi hat. Elias ist von Cristiano Ronaldo und Toni Kroos angetan, findet aber auch seinen jüngeren Bruder gut. „Samu ist ein richtig geiler Zocker. Er hat auf engem Raum immer eine Lösung parat. Und sein linker Fuß ist auch gar nicht so schlecht“, analysiert Elias, der auch meint, dass bei Samuel „noch viel mehr drin ist – und er kann auch noch mehr!“

In Osterhofen ist der Kampf um den Klassenerhalt in der Landesliga Mitte an oberster Stelle. „So früh wie möglich soll der Ligaverbleib gelingen“, geben beide als Saisonziel aus. Persönlich will Samuel „ein Tor mehr als mein Bruder erzielen“. Für Elias steht die Gesundheit an oberster Stelle. „Ich will ein wichtiger Teil der Mannschaft sein und Leistung bringen“, unterstreicht der Angreifer, der beim 3:2-Sieg über Schwandorf-Ettmannsdorf sein erstes Tor in dieser Saison erzielte. Bei beiden ist noch Luft nach oben. Das weiß auch Trainer Christian Dullinger. „Ich wollte sie unbedingt. Sie verfügen über irrsinniges Potenzial, dass sie leider noch nicht ausschöpfen“, betont der Trainer. „Ich denke, dass sie ihre fußballerische Heimat suchen, und ich hoffe, dass sie diese bei uns finden. Sie können mehr, aber das kann man nicht erzwingen. Bei uns bekommen sie die Zeit und Geduld, die sie brauchen“, sagt Dullinger.

Das Talent vom Vater vererbt



Vater Tino (50), der selbst Trainer ist, hat seinen beiden Söhnen das Talent für Fußball vererbt. Es ist verständlich, dass zuhause viel über Fußball gesprochen wird. „Elias und ich diskutieren gerne mit Papa“, bestätigt Samuel, dass Fußball oft ein Thema im Hause Höng ist. „Aber gegen uns zieht er meist den Kürzeren“, lacht Elias.

Und wer ist nun ihrer Ansicht nach der bessere Kicker? „Das ist schwierig zu beurteilen, weil wir auf verschiedenen Positionen spielen. Aber Samu kassiert im Training schon den einen oder anderen Beinschuss“, schmunzelt Elias. „Wir sind unterschiedliche Spielertypen, sagt Samuel, der zusammen mit Elias die Frage brüderlich mit „Unentschieden“ beantwortet.

Apropos Unentschieden: Ein Remis ist im letzten Spiel des Jahres gegen den ASV Burglengenfeld am heutigen Samstagnachmittag nicht erwünscht. Ein Sieg würde sowohl ein positives Gefühl in der Winterpause vermitteln als auch einen Konkurrenten auf dem Weg zum Ligaverbleib auf Abstand halten. Christian Dullinger schätzt den Gegner als robuste Mannschaft ein, die bisher unter Wert verkauft wurde und eine harte Nuss darstellt. „Wir werden vor der kurzen Winterpause alles geben und mit Optimismus ins Spiel gehen“, verspricht Dullinger. Das Spiel findet bei jedem Wetter auf Kunstrasen statt, was für die technisch versierten Höng-Brüder bestimmt kein Nachteil ist.