Obstbaumblüte vier Wochen früher als normal
Ein Traum von Streuobstfrühling im Lallinger Winkel

14.04.2024 | Stand 14.04.2024, 15:11 Uhr

Jeder Baum ein Traum. Apfelblüte im Lallinger Winkel. − Foto: Peter Gruber

Der Lallinger Winkel steht in voller Pracht. Die blühenden Apfelbäume ergeben ein traumhaftes Bild. „Es ist ein Traum“, freut sich die 1. Vorsitzende des niederbayerischen Streuobstwiesenkompetenzzentrums Maria Gruber aus Lalling.

Das schöne Wetter mit frühlingshaften, fast schon sommerlichen Temperaturen hat den Pflanzen einen bisher nicht gekannten frühen Start in die Wachstumsperiode beschert. „Wir sind mindestens vier Wochen früher dran als normal“, taxiert Maria Gruber den Beginn der Obstbaumblüte ein. Selbst späte Sorten wie der Boskop stehen schon in vollster Blüte.

Hat sie Bedenken wegen des angekündigten Kälteeinbruchs in dieser Woche? Einen Komplettausfall wie im vergangenen Jahr befürchtet sie nicht. So lange die Blüten offen seien, können sie bestäubt werden, und die Bienen seien in den vergangenen Tagen sehr fleißig gewesen.

Unklar ist jedoch, wie sich die frühe Blüte auf die Ernte und die Lagerfähigkeit der Früchte auswirkt. Da gilt es abzuwarten, welche Kapriolen das Wetter heuer noch spielt. „So wie es kommt, so kommt’s“, zeigt sich Maria Gruber demütig gegenüber der Natur.

Der Lallinger Winkel im nord-östlichen Teil des Landkreises Deggendorf an den Südhängen des Bayerischen Waldes ist bekannt für ein mildes, sonniges Klima und wird nicht von ungefähr die Obstschüssel des Bayerischen Waldes genannt. Der weite Talkessel mit dem Lallinger „Kirchenbuckel“ als Brennpunkt in der Mitte ist umgeben vom Ranzinger- und Panhollinger Bergrücken, die das Tal vor dem Nordwind aus Böhmen schützen. Auf der Südseite öffnet sich die Landschaft zur Donau hin, das ermöglicht bei schöner Witterung Ausblicke ins Tal bis zu den Alpenspitzen. Durch diese besonders günstigen klimatischen Verhältnisse ist das Gebiet seit alters her weithin als Obstgarten oder Obstschüssel des Bayerischen Waldes bekannt. Der Obstanbau und die Verarbeitung seiner „Produkte“ hat eine lange Tradition. Vor mehr als 1000 Jahren wurden Mönche des Klosters Niederaltaich in den damals finsteren und unwirtlichen Bayerischen Wald ausgesandt, um das Gebiet im Nordwald urbar zu machen und zu besiedeln. In der Mitte des 19. Jahrhunderts war der Obstanbau im Lallinger Winkel schon weit über die Grenzen der Region bekannt und noch heute prägen die Streuobstwiesen die Kulturlandschaft der Region. Merkmale einer Streuobstlandschaft prägen bis in die heutige Zeit Land und Leute, sind gut erhalten und vermitteln auch einen hohen Identifikationswert.

Streuobstwiesen sind ein wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen, Tradition und das blühende Leben: Streuobstwiesen sind eine extensive Form des Obstanbaus. Auf den meisten Streuobstwiesen stehen Bäume mit ganz verschiedenen – und oft sehr alten – Obstsorten. Insgesamt sind dort neben den vielen Obstsorten, auch mehr als 5.000 Tier- und Pflanzenarten zu finden, für die die Streuobstwiesen einen wertvollen Lebensraum bieten.

Die Baumblüte im Frühjahr entlockt vielen ein „Ah“ und „Oh“. Alleine das Schauen verzückt. Diese Pracht und Schönheit schmeichelt dem Auge und der Seele. Setzen Sie sich unter einen blühenden Apfelbaum. Da summt und brummt es. Fauna und Flora sind „berauschend“. Ein grandioses Wunderwerk der Natur.

Die Früchte sind wohlschmeckend, gesund, da ungespritzt und können zu vielfältigen Produkten weiterverarbeitet werden. Also eine Genussoase, die auch gut erreichbar ist. Um dies zu erhalten erfordert dies fleißige und geschickte, nachhaltig arbeitende Streuobstbauern. Die heutige Generation der Streuobstbauern hat ihr Können und Wissen grundsätzlich von Eltern und Großeltern übernommen und in den neuen Zeiten modifiziert und eingesetzt.

Nur durch das langjährige Zusammenwirken der Menschen im Lallinger Winkel, den Streuobstbauern, den konventionellen Landwirten, den Imkern, den Gartenbauvereinen und den Pomologen ist es gelungen das Kulturgut Streuobst nicht nur zu bewahren, sondern weiterzuentwickeln und dabei steht das Niederbayerische Streuobstwiesenkompetenzzentrum Lallinger Winkel den Beteiligten mit Rat und Tat zur Seite.

Nun im Frühjahr, meist Mitte April bis Anfang Mai blühen zunächst die Kirschbäume, Zwetschgen und Pfirsiche. Für den Lallinger Winkel ist das Highlight die Blüte der tausenden von Apfelbäumen. Nachdem im letzten Jahr Mutter Natur eine Pause eingelegt zu haben scheint, präsentiert sie sich in diesem Jahr von der besten Seite in zartem Weiß und Rot oder Rose.

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