Humor ist die beste Medizin gegen dunkle Gedanken. Kabarettist Django Asül zeigt seinen humoristischen Rückblick „Rückspiegel 2023“ am 28. Dezember in einer Kurzversion von 45 Minuten im BR, die Vollversion von 100 Minuten spielt er live auf der Bühne von Franken bis Passau.
Seit 2011 spielen Sie jedes Jahr Ihren Jahresrückblick und sind damit eine Art Geschichtsschreiber. Frage an den Experten: War das Jahr 2023 ein gutes Jahr?
Django Asül: Wenn’s drum geht, einen möglichst spektakulären, schrägen, lustigen Rückblick zu machen, dann war es wirklich ein sehr gutes Jahr. Die Herausforderung für mich als Satiriker war natürlich, auch die unangenehmen und zum Teil wirklich schlimmen Geschichten, die es ja auch gab, nicht zu ignorieren und in würdiger Art und Weise zu verarbeiten.
Wie machen Sie das?
Django Asül: Slapstick und Satire entsteht da in der Regel im Umgang der anderen mit schwierigen Situationen. Zum Beispiel: Wie reagiert die deutsche Politik auf internationale Konflikte? Wenn da eine Gemengelage entsteht von „Mit denen müssten wir, und da sollten wir, aber mit denen dürfen wir’s uns auch nicht verscherzen“ – da entsteht dann doch wieder Humor. Für mich als Satiriker geht es nicht darum, wiederzugeben, wie furchtbar etwas ist, sondern zu sehen, wie aus Fridays for Future plötzlich die tollten Nahostexperten entspringen.
Mehr Kommentare von Django Asül zum aktuellen Geschehen in Deutschland und der Welt finden Sie hier: Kolumne von Django Asül
Schauen wir auf die Politik: Die CSU hat die Bayerwahl gewonnen – ist alles wie immer?
Django Asül: Es ist bei Weitem nicht alles wie immer. Man denke nur an Söders Gesichtsausdruck am Wahlabend und seine harten Attacken gegen die Freien Wähler. Da hat man gemerkt, er bleibt Ministerpräsident, aber er merkt, dass in Bayern aus Demokratie eventuell eine Hubsikratie wird, weil der Aiwanger für viele Altbayern der Ministerpräsident der Herzen geworden ist.
Wie hat Aiwanger das geschafft? Das war nach der SZ-Berichterstattung über das Naziflugblatt in seinem Schulranzen nicht unbedingt abzusehen.
Django Asül: Der Aiwanger hat gesehen: Im Wahlkampf kann er schlecht ankommen gegen den breit aufgestellten CSU-Apparat, also hat er sein Wahlkampfteam erweitert und sich einen Exlehrer hinzugenommen, und als Medienpartner noch die „Süddeutsche Zeitung“ gewonnen. Damit hat er auf einmal eine ganz andere Schlagkraft gehabt.
Der Rückblick aus dem Vorjahr ist hier noch bis 28. Dezember 2023 zu sehen:
Die SPD ist Kanzlerpartei – was hat Olaf Scholz gemacht 2023, an das man sich erinnern sollte?
Django Asül: Das Volks hat vergeblich auf die Rede zur Lage der Nation gewartet, bis man festgestellt hat: Der hat’s mit dem Reden generell nicht so. Er hat stattdessen das ganze Wirken der Bundesregierung in einer einzigen Aktion zusammengefasst – indem’s ihn beim Gradauslaufen auf die Schnauz’n g’haut hat.
Die Grünen wollten einst Bundeskanzler werden, jetzt stehen sie in Bayern hinter Parteien wie Freie Wähler und AfD – was ist da schief gelaufen?
Django Asül: Das weiß man nicht. Die haben nur gemerkt: Was wir wollen, das wollen viele andere scheinbar doch nicht, wie zum Beispiel das Heizungsgesetz. Sie haben ja einiges durchgesetzt, und die Wahlergebnisse kommen ja nicht so zustande, weil die Grünen nicht gemacht haben, was sie machen wollten, sondern weil sie gemacht haben, was sie machen wollten.
Wie steht’s mit der FDP?
Django Asül: Die FDP kann tun und lassen was sie will. Die Partei wartet ab, was die Grünen machen, und sagt dann: „Des is ein Schmarrn!“ Das hat nur in Bayern nicht ganz so gefruchtet, obwohl sie ein bürgernahes Programm hatten: Die Geschäfte sollten auch nach 20 Uhr offen sein, die Schule dafür erst um 9 Uhr beginnen. Das war ja kausal, weil sie gesagt haben: Wenn unsere Zehn-, Elfjährigen bis Mitternacht in den Geschäften rumhängen, dann kommen sie in der Früh nicht ausm Bett raus.
Sie kennen sich aus im Fußball: War der Rauswurf von Hansi Flick richtig, und was wird besser mit Julian Nagelsmann?
Django Asül: Die Analyse beim DFB hat ja ergeben, dass der ganze Kader unter einem geheimnisvollen Virus namens „Wohlstandsverwahrloste Antriebsschwäche“ leidet, und noch war weder Biontech noch ein anderer in der Lage, ein Gegenmittel zu finden. Drum sollten es die Damen richten. Bis man gemerkt hat: Die reißen auch nicht viel, weil sie sich kurz vor der WM noch Tipps vor den Männern geholt haben. Aber man darf nicht alles negativ deuten: Dass man in Berlin gegen die Türkei verliert, das war ein Geschenk an den wiedergewählten türkischen Staatspräsidenten anlässlich 100 Jahre türkische Republik. Drum hat man den Türken diesen Heimsieg auf deutschen Boden gegönnt.
Wenn wir in den Rückspiegel auf 2023 schauen, was lernen wir daraus fürs neue Jahr 2024?
Django Asül: Genau mit diesem Fazit und Gedanken endet mein Programm: Selbst wenn furchtbar vieles schief läuft und man meint, es geht überhaupt nicht mehr vorwärts – am Ende fügen sich die Dinge dann doch. Warum das so ist, erkläre ich auf der Bühne mit einem skurrilen Beispiel. So dass man nicht frustriert rausgeht, sondern mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
Wie wichtig ist Ihnen das persönlich, auch aufs eigene Leben Rückschau zu halten und sich neu auszurichten auf ein neues Jahr?
Django Asül: Ich bin sicher einer, der immer wieder alles hinterfragt, und ich bin sicher keiner, der am 1. Januar sagt, was machen wir jetzt alles anders? Allein schon, weil ich an Silvester immer eine Doppelvorstellung im Münchner Lustspielhaus hab und in der Regel pünktlich um 0 Uhr auf Höhe Freising auf der Autobahn in Richtung Heimat bin.
• Django Asül: Rückspiegel 2023 als Kurzversion am 28. Dezember um 20.15 Uhr im BR
• Live in voller Länge: 21./22.12. Fürth, 25./26./31.12. München, 27.12 Erding, 28.12. Germering, 29.12. Unterschleißheim, 30.12. Bad Tölz, 2.1. Regensburg, 3.1. Ergolding, 4.1. Taufkirchen, 21.1. Passau, Karten: django-asuel.de
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