Die Welt im Darts-Fieber
Ob bei der WM in London oder bei den Stone Darts Plattling: Der Präzisionssport fasziniert

28.12.2023 | Stand 29.12.2023, 9:36 Uhr

Auch von hinten unverkennbar: Voller Konzentration zielt stellvertretender Vorsitzender Tobias Bredl auf die E-Dartscheibe.



Er und seine Kumpels haben aber schon Turnierluft in München, Salzburg und Bad Griesbach geschnuppert. Den deutschen Profi Gabriel Clemens, den Iren Daryl Gurney und den Briten Darren Webster haben sie schon live gesehen. Bei einer Auslosung für ein Spiel gegen letzteren Profi-Sportler ist das Glück gar auf Willneckers Seite gewesen. „Ich durfte gegen Webster antreten. Das war ziemlich cool, ich habe sogar fast gewonnen“, erinnert sich der 52-Jährige lächelnd zurück.

Seit Corona steigen die Mitgliederzahlen

Mit einem reinen Zeitvertreib in der Kneipe hat der Präzisionssport längst nichts mehr zu tun – zumindest nicht bei den Stone Darts, die in Räumen des ehemaligen Bischofshof zu finden sind. Eingeteilt in verschiedenen Ligen treten die jeweiligen Mannschaften gegeneinander an, reisen von Spielstätte zu Spielstätte. Die Coronapause stellte für den Verein nach einer sehr erfolgreichen Saison mit Aufstieg in die Bezirksoberliga jedoch einen Rückschlag dar. „Das war sehr ärgerlich. Wir haben ein paar mal versucht, zusammen über Video-Konferenz von zuhause aus zu trainieren – jeder an seinem eigenen Automaten. Das hat aber nicht sonderlich gut geklappt“, lacht stellvertretender Vorsitzender Tobias Bredl. Nach der Pandemie ging es wieder bergauf: „Seitdem haben wir fast das Doppelte an Zuwachs bekommen“, sagt der 33-Jährige.

60 Mitglieder zählt der Verein, zu den 38 aktiven Spielern gehören auch fünf Frauen. „Manche Mitglieder sind schon seit 30 Jahren dabei“, sagt Willnecker. Auch Jugendliche trainieren bei den Stone Darts. „Das ist das Schöne an dem Sport. Manche Frauen nehmen ihre Kinder mit – und so sind hier viele Generationen versammelt.“

Ein Spitzname und ein Automat im Freibad

Ins Leben gerufen worden ist der Verein bereits 1986. „Ein Gründungsmitglied, Alexander Brandler, ist immer noch dabei“, erzählt Kassier Alexander Petermann und präsentiert einen Stein in der Größe eines Brotlaibes, in dem drei Pfeile stecken: das Maskottchen der Stone Darts. Zwischen Gewitterwolken und Blitzen ziert der Stein auch die Rückseite der Vereinstrikots. Der Name hat eine Bedeutung: „Unser Trainingsraum war damals in der Freibadgaststätte – und der Sohn der Betreiber, der auch Darts spielte, trug den Spitznamen ,Stone‘“, erklärt Willnecker.

Der in der Plattlinger Freibadgaststätte aufgestellte Automat hat ihn fasziniert und mit dem Darts-Virus infiziert. „Das war damals was Neues und meine Freunde und ich waren neugierig. Wir haben zum Ausprobieren ein paar Freiwürfe bekommen und das hat uns dann gefesselt“, erzählt der Vorsitzende. Was für ihn den Sport so besonders macht? „Die Atmosphäre und die entstandenen Freundschaften, das ist das Schönste daran.“

Über weiteren Nachwuchs würde sich der Verein besonders freuen. Am diesjährigen Sommer-Ferienprogramm haben die Stone Darts teilgenommen, ihren Trainingsraum für Kinder und Jugendliche geöffnet. „Ein gewisses Talent braucht man schon – oder eben viel Übung“, lacht der 52-Jährige. Nur eine ruhige Hand reicht nicht. Auch im Kopf fit zu sein, sei sehr wichtig. „Fokus und Konzentration sind alles. Manche Profis haben dafür extra einen Mental-Trainer“, sagt Willnecker.

Während es bei der WM zumindest seitens der Sportler ziemlich ernst zugeht, kommt in Plattling trotz aller sportlichen Ambitionen der Spaß nicht zu kurz. „Bei uns geht’s lustiger zu als beim Steeldarts in London“, findet Willnecker. Bei der Spielvariante Steeldarts sind die Dartpfeile mit Metallspitzen ausgestattet. Das von den Stone Darts bevorzugte Pendant dazu ist E-Darts: Hier bestehen die Pfeilspitzen aus Kunststoff, zudem wird auf eine elektronische Scheibe gezielt.

Spitzen, Schäfte und Barrels

Neben den verschiedenen Spitzen, Schäften und unterschiedlichen Flights zeichnet ein Detail die Pfeile besonders stark aus: der Barrel. Damit ist der Teil gemeint, den man mit den Fingern beim Werfen festhält. Das Gewicht und die Form des Barrels spielen eine wichtige Rolle. „Da gibt es viele verschiedene Formen. Manche suchen ihren Barrel nach dem ihres Vorbilds aus“, erklärt Petermann, dessen Barrel dem des schottischen Profis Gary Anderson ähnelt. „Meiner sieht aus wie der von Michael Smith“, ergänzt Willnecker.

Bevor die Wintersaison für die Stone Darts am 20. Januar endet, fiebern die Fans weiterhin bei der Weltmeisterschaft mit. Die Deutschen Martin Schindler und Gabriel Clemens müssen nach ihren Niederlagen am Mittwoch bereits die Heimreise antreten. Auch Florian Hempel unterlag am Donnerstag seinem Kontrahenten. Für die Stone Darts Petermann und Willnecker wird’s dennoch spannend. Denn Freitag werfen ihre Idole: Gary Anderson und Michael Smith.