Deggendorf
Feuerwehren stellen Schlagkraft unter Beweis

12.01.2022 | Stand 21.09.2023, 23:17 Uhr

Auch in diesem Jahr fand die Kommandantentagung wieder als Online-Meeting statt. Neben Kreisbrandrat Alois Schraufstetter und Kreisbrandinspektor Bernhard Süß (oben v. l.) beteiligten sich auch Landrat Christian Bernreiter und Staatsminister Bernd Sibler (2. Reihe l.), Feuerwehrarzt Dr. Peter Kraut (3. Reihe r.), Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzender Konrad Seis (unten l.) und Feuerwehrpfarrer Godehardt Wallner (unten r.). Außerdem nahmen 205 Kommandanten, Vorstände und Bürgermeister teil.

Die Freiwilligen Feuerwehren gehören zweifelsfrei zu den systemrelevanten Einheiten in der Coronazeit: Die Kreisbrandinspektoren Erwin Wurzer und Bernhard Süß stellten in ihrem Jahresrückblick eindrucksvoll unter Beweis, dass man sich trotz der Pandemieeinschränkungen zu 100 Prozent auf die Landkreiswehren verlassen kann: Bei 1642 Einsätzen im abgelaufenen Jahr 2021 wurden von 4452 aktiven Mitgliedern bei 272 Brandeinsätzen und 1238 Technischen Hilfeleistungen rund 38000 Einsatzstunden geleistet, wobei 44 Personen gerettet wurden.

Kreisbrandrat Alois Schraufstetter begrüßte zum letzen Mal in dieser Funktion zu einer Kommandantentagung, denn im nächsten Jahr muss er aus Altersgründen aus dem aktiven Feuerwehrdienst ausscheiden. Er freute sich, neben Landrat Christian Bernreiter auch Staatsminister Bernd Sibler beim Online-Meeting begrüßen zu können, ebenso wie Oberbürgermeister Dr. Christian Moser, Bürgermeisterin Liane Sedlmeier und Bürgermeister Hans Schmalhofer, die mit Bürgermeistersprecher Jürgen Roith (Winzer) stellvertretend für die zahlreich teilnehmenden Landkreisbürgermeister genannt seien. Ein besonderer Gruß galt auch Feuerwehrpfarrer Godehardt Wallner sowie den weiteren Vertretern der Blaulichteinheiten im Landkreis. Mit den Kommandanten und Vorständen sowie den Jugendwarten der Landkreiswehren hatten sich insgesamt 205 Teilnehmer aufgeschaltet.
Godehardt Wallner sagte als Pfarrer für die Landkreisfeuerwehren ein herzliches "Vergelt’s Gott" für das gute Miteinander, das die Hilfseinheiten bei den Einsätzen unter Beweis stellen. Besonderer Dank erging seinerseits auch dem PSNV-B/E-Team (psychosoziale Norfallversorgung für Betroffene oder Einsatzkräfte). Wenn sie gerufen werden, handelt es sich meist um Todesfälle, die es für Angehörige und Einsatzkräfte zu bewältigen gilt. In einem Gebet dankte er Gott und betete zugleich um Kraft und Vertrauen für die Zukunft.

In seinem Grußwort dankte Staatsminister Bernd Sibler vor allem den Feuerwehren, aber auch für die Zusammenarbeit mit den weiteren Blaulichtorganisationen und bezeichnete sie als "schlagkräftige Truppe, die in Ergebnissen und nicht in Problemen redet". Die "größte Bürgerinitiative" Feuerwehr beeindruckt durch ihre Leistungen, die der Staat auch mit Fördermitteln finanziell unterstützt. Besonderer Dank ging an die Einheiten für die Unterstützung bei der Flutkatastrophe im Ahrtal.

In Co-Moderation berichteten dann die Kreisbrandinspektoren Erwin Wurzer (zuständig rechts der Donau) und Bernhard Süß (links der Donau) via Powerpoint-Präsentation über das Landkreis-Feuerwehrgeschehen im abgelaufenen Jahr 2021: Große Einbußen mussten pandemiebedingt in der Mannschaftsausbildung hingenommen werden. Lediglich in den Sommermonaten konnte man wieder mit den Übungen beginnen, das Ausbildungsdefizit aber bei Weitem nicht aufgeholt werden. Die Winterschulungen, überörtlichen Ausbildungen mussten ebenso wie die Inspektionsbesprechungen überwiegend als Online-Meeting abgehalten werden. Die Übungen und Veranstaltungen zur Brandschutzwoche entfielen ebenso wie überwiegend die zahlreichen Gemeinschaftsübungen mehrerer Wehren oder Einheiten. Immerhin konnten 275 Teilnehmer die Leistungsprüfung Löschangriff ablegen, 88 die Leistungsprüfung in Hilfeleistung.

Auch die überörtlichen Prüfungen für die Jugendfeuerwehr mussten aus den genannten Gründen überwiegend entfallen, jedoch konnten in Pankofen 88 Feuerwehranwärter den Bayerischen Wissenstest ablegen und 198 Jugendliche sich in Lalling der Prüfung zur Jugendflamme unterziehen. Die vorgesehenen Termine für 2022 wurden zwar bekannt gegeben, jedoch werden sie nur in Abhängigkeit der Pandemielage stattfinden können. 543 Kinder interessieren sich mittlerweile in 31 Kinderfeuerwehren für das Thema Feuerwehr, 155 Kinder konnten in Kindergärten und Schulen zum Thema Brandschutzerziehung unterrichtet werden.

327 Feuerwehrdienstleistende wurden in Standortlehrgängen zu unterschiedlichen Themen geschult, die Ausbildungen dauern in der Regel rund eine Woche und werden in der Freizeit absolviert, damit keine Lohnersatzforderungen zu begleichen sind. Das bedeutet: unentgeltliche Ausbildung in der Freizeit für die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger. Auch die Unterstützungsgruppe für die Örtliche Einsatzleitung übte die Abläufe bei Großschadensereignissen, ebenso wie die Mitglieder der Kreiseinsatzzentrale, die auch im vergangenen Jahr vier Mal zur Bewältigung des Einsatzgeschehens jeweils stundenlang bei Großwetterlagen gefordert war. Im Vergleich zu normalen Jahren war der Atemschutzbetrieb in der Übungsanlage an der Deggendorfer Feuerwache nur beschränkt möglich.
Nachdem schon zwei Jahre lang keine Ehrenzeichenverleihungen für langjährige aktive Mitgliedschaft mehr am Ort stattfinden durften, wurden die staatlichen Ehrenzeichen für 25-, 40- und 50-jährige aktive Mitgliedschaft an zwei Freitagnachmittagen im Landratsamt mit je drei Veranstaltungen durch Landrat Christian Bernreiter verliehen. Teilgenommen haben die Wehren aus Winsing, Auerbach, Gergweis, Haardorf, Künzing, Moos und Oberpöring am ersten Termin, Hunding, Lalling, Schaufling, Schwarzach, Stephansposching, Neßlbach und Pankofen am zweiten Termin. Auch langjährige Kommandanten und Vereinsvorstände wurden bei diesen Veranstaltungen verabschiedet.

Die Kreisbrandinspektoren berichteten auch über zahlreiche neu beschaffte Fahrzeuge und Gerätschaften für die Landkreiswehren sowie über markante Brand- und Unfalleinsätze. Trotz der Einschränkungen waren die Feuerwehren uneingeschränkt bei den Alarmierungen einsatzbereit, wenngleich die körperliche Arbeit mit FFP2-Maske nicht einfach war. Wichtig war, alle Vorsicht walten zu lassen, um die Einsatzbereitschaft der Wehren nicht zu beeinträchtigen. Erwin Wurzer berichtete auch über den überörtlichen Kontingenteinsatz, der von Hunderten Einsatzkräften verschiedener Einheiten aus dem Landkreis Deggendorf drei Wochen lang bei der Flutkatastrophe im Ahrtal bewältigt wurde.

Kreisbrandrat Alois Schraufstetter berichtete über seine Tätigkeiten bei Baugenehmigungen und Bauleitplanung, über Besprechungen bei der Regierung, mit den Bürgermeistern und den Feuerwehren wegen Gerätehausneubauten oder Fahrzeugbeschaffungen. Er dankte den Mitarbeitern im Landratsamt, die ihn stets unterstützten, insbesondere Anita Frank, die mittlerweile die komplette Lehrgangsorganisation für die Teilnahme an den Lehrgängen an den Staatlichen Feuerwehrschulen übernommen hat. Kritik übte er an den nach wie vor ausstehenden Ersatzbeschaffungen des Messwagens und eines LF 20 für die FF Mietraching seitens des Bundes, die zwar zugesichert seien, für die aber seit Jahren kein verbindlicher Termin für die Auslieferung genannt wird.
Kreisjugendwart Hans Scheungrab berichtete über die wenigen Veranstaltungen, die seitens der Jugendfeuerwehr stattfinden haben können, und die Planung für das nächste Jahr. Kreisfeuerwehrverbandsvorsitzender Konrad Seis freute sich über zahlreiche Spenden, die es u. a. ermöglicht haben, ein UTV zu beschaffen (zweisitziges Quad mit Ladefläche), das bei Einsatzlagen wie Ahrweiler beste Dienste erweisen kann. Als erster Landkreis in Bayern verfügt Deggendorf über eine Pkw-Brandsimulationsanlage, die von BMW gesponsert wurde. Er berichtete vom Landkreis-Ehrenabend in Wallerdorf ebenso wie von der Fahrt der Feuerwehrsenioren nach Bayerisch Gmain oder der mittlerweile traditionellen Aktion Friedenslicht am Heiligen Abend.

Landrat Christian Bernreiter dankte der Mannschaft und den Führungskräften für den funktionierenden Dienstbetrieb trotz Corona, insbesondere dafür, dass man die eigene Gesundheit in Notsituationen "hinten anstellt", um anderen zu helfen. Er dankte allen Einheiten für den Einsatz im Ahrtal, aber auch im eigenen Landkreis, z. B. bei den Unwettereinsätzen in Künzing und dem südlichen Landkreis bei den Gewitterlagen im Sommer. Die Bevölkerung könne sich im Detail nicht vorstellen, was im Einsatzgeschehen Tag für Tag im Landkreis los sei. Von Brand über Unfall bis zum Defi-Einsatz – rund um die Uhr stehen die Einsatzkräfte bereit, viele aus der Bevölkerung merken das erst, wenn sie selbst betroffen sind. Der Landkreis unterstützt finanziell die Beschaffung der Fahrzeuge, die auch überörtlich zum Einsatz kommen. Den Dank für das Geleistete könne man in Worten nicht ausdrücken.

Bürgermeister Jürgen Roith aus Winzer sprach stellvertretend für die Bürgermeister des Landkreises und schlug in die gleiche Kerbe: Er dankte allen, die zur spontanen Einsatzbewältigung beitragen und sich hierfür vorher auch entsprechend in ihrer Freizeit schulen lassen. Die Einsatzkräfte riskieren im Ernstfall sogar ihr eigenes Leben, um anderen zu helfen. Das könne nicht hoch genug angerechnet werden. Leider merken viele aus der Bevölkerung nicht, was sie an ihren Feuerwehren haben. Für die Gemeinden versprach Roith die bestmögliche Ausstattung für ihre Feuerwehren, soweit es die finanziellen Mittel erlauben. Er wünschte allen, immer gesund von den Einsätzen zurück zu kehren.

Nach zwei Stunden und 15 Minuten konnte Kreisbrandrat Alois Schraufstetter seine letzte Große Kommandantentagung beschließen. Der Landrat hatte ihm in seiner Ansprache auch dafür gedankt, dass er in den letzten Jahren Unglaubliches für die Feuerwehren im Landkreis geleistet habe, insbesondere in der Beschaffung von speziellen Fahrzeugen und Geräten, die auch bei überörtlichen Einsätzen gefordert sind. Auch die Umstellung auf das Abrollbehältersystem mit mittlerweile drei Trägerfahrzeugen im Landkreis (Deggendorf, Plattling und neu auch Osterhofen, davon zwei Fahrzeuge mit Kran) geht auf die Idee Alois Schraufstetters zurück.

− bs