Deggendorf
Die Altstadt-Tiefgarage wird moderner

13.02.2021 | Stand 20.09.2023, 21:47 Uhr

Das Abtragen des Betons von den Säulen und Wänden ist ein echter Knochenjob, den zurzeit zwölf Mitarbeiter der Firma Streicher erledigen. Mit frischem Beton wird alles anschließend statisch wieder sicher gemacht. −Fotos: Schreiber

Es hämmert und dröhnt unter dem Altstadtviertel: Bis zu 7,50 Meter unter dem Erdboden sind die Sanierungsarbeiten in der Tiefgarage in vollem Gange. Gerade stemmen zwölf Mitarbeiter der beauftragten Firma Streicher Beton von Säulen und Wänden. Ein echter Knochenjob, staubig und laut. Stadtparken-Geschäftsführer Reiner Winter-Häring, der technische Leiter Christopher Riedl und Julian Greindl von Streicher zollen dem Team dafür vollsten Respekt. Sie schieben aber gleich auch einen dicken Dank an die Anwohner hinterher: "Das Schimpfen hält sich wirklich in Grenzen", freut sich Reiner Winter-Häring. Er weiß, dass die Geräuschkulisse in den Wohnungen und Geschäften über der Tiefgarage im Westlichen Stadtgraben nicht wirklich Spaß macht, aber die Leute haben Verständnis. Die Arbeiten sichern vor allem das statische Durchhaltevermögen der Garage und sind daher wirklich wichtig – auch für alle, die darüber wohnen und arbeiten.

Im Oktober ist es losgegangen. Zunächst wurden die Schranken und Ticket-Automaten abgebaut und alle Versorgungsleitungen aus der Tiefgarage geholt – mit Ausnahme jener Elektro-Leitungen natürlich, die mit den Gebäuden darüber verbunden sind und die deren Stromversorgung aufrecht halten. Anschließend ist der Estrich aus dem öffentlichen Teil der Garage entfernt worden, aus dem privaten Teil der Estrich und der seinerzeit zusätzlich eingebrachte Gussasphalt. Wenn der Beton von den Säulen und Wänden abgetragen ist, rückt der Hochdruckwasserstrahl-Roboter an und sprengt den Beton von Decken und Bodenplatte.

Damit derweil in den insgesamt drei Ebenen mit 5950 Quadratmetern die jeweils 2,30 Meter hohe Decke bleibt, wo sie ist, ist sie zuvor abgestützt worden. Eine ganze Reihe Stahlstützen ist dabei zum Einsatz gekommen – aber auch etliche Baumstämme. "Davon hält einer mehr als mehrere von den Stützen", erklärt Christopher Riedl, wie stabil das Holz ist.

Der Beton muss abgetragen und anschließend neu aufgebracht werden, weil ihm vor allem das in dreieinhalb Jahrzehnten eingetragene Streusalz zusetzt. Sowohl der Beton selbst als auch die eiserne Bewehrung leiden darunter – momentan hält alles noch, aber irgendwann hätte es eben Probleme mit der Statik geben können. Nun wird das Material bis auf die Bewehrung abgetragen, diese wird vom Rost befreit und dann kann vom Boden über die Säulen und Wände bis zur Decke neu aufgebaut werden. Dabei müssen auch ein paar Stellen wieder dicht werden, durch die nach dem Abtragen Wasser in die Garage läuft: Der Bau liegt etwa mannshoch unter dem Grundwasser-Spiegel.

Nicht nur der Beton wird in der Tiefgarage erneuert, sondern auch die Brandschutz- und Lüftungstechnik, die Elektrik, die Sprenkleranlage, die Sanitärleitungen und das Licht. Weil die Feuerwehr das einfordert, wird die Tiefgarage außerdem mit Digitalfunk ausgestattet.

Im privaten Teil der Garage bleibt es bei den 105 Stellplätzen. Die öffentliche hatte bisher 104 – daraus werden in Zukunft knapp unter 100. Grund: Wo es zwischen den Säulen für die bisher je zwei Stellplätze besonders eng ist, entstehen fünf XXL-Plätze. Außerdem werden je zwei Behinderten- und Eltern-Kind-Parkplätze angelegt und zwei Stellflächen mit Elektro-Ladestation. Wenn voraussichtlich im Oktober die Baustelle abgebaut wird, ist die ab 1982 gebaute und 1984 in Betrieb genommene Tiefgarage wieder auf modernem Stand.

Bis dahin wird die Baustelle laut Reiner Winter-Häring etwa 5,5 Millionen Euro kosten. Davon übernehmen die Eigentümer der Stellplätze im privaten Teil etwa 2,5 und die Stadt als Eigentümer des öffentlichen Teils 3 Millionen. Die Stadtparken hat ihren 2800 Quadratmeter großen Bereich von der Stadt gepachtet, ist aber Eigentümer der Automaten und Schranken. Durch die einjährige Bauphase gehen im privaten Bereich 70000 bis 80000 Euro an Mieteinnahmen ab, im öffentlichen Bereich rund 130000 Euro an Parkgebühren.