Wie eine Landtagswahl abläuft, haben 56 Zehntklässler der Conrad-Graf-Preysing-Realschule am Mittwoch erlebt. Zum wiederholten Male nahm Lehrerin Aurelia Haider mit ihren Schülern an der „Juniorwahl“ teil, um ihnen die Wahl – das ureigenste Element der Demokratie – näher zu bringen.
Das Interesse ist hoch, als Beweis dafür lässt sich eine 100-prozentige Wahlbeteiligung anführen. „Selbstverständlich dürfen sich die Schüler auch dafür entscheiden, keinen Stimmzettel abzugeben. Auch das gehört zu einer freien Wahl“, sagt Haider. Vorgekommen sei dies aber noch nie.
Im Fach Politik und Gesellschaft, früher als Sozialkunde bekannt, geht Lehrerin Haider auf die bayerischen Landtagswahlen ein, erläutert die Bedeutung. Die Schüler beschäftigen sich mit dem Wahlsystem, Parteien und Kandidaten. Auch den Wahl-O-Mat testen sie, um Orientierung zu erhalten. „Nur Briefwahl ist an der Schule nicht möglich“, scherzt Haider. Ziel ist es ja, dass die Schüler den Wahlvorgang möglichst realitätsnah nachempfinden können, Hürden abgebaut werden.
Eine gibt’s aber in Bayern nach wie vor, die die Jugendlichen betrifft. Nur Bürger ab 18 Jahren genießen das Wahlrecht. In Brandenburg, Thüringen oder Schleswig-Holstein dürfen auch schon 16-Jährige ihre Stimmen abgeben.
Würde das Wahlergebnis anders ausfallen, wenn 16- und 17-Jährige mitwählen dürften? Realschulleiterin Waltraud Eder denkt an die unveröffentlichten, aber ausgewerteten Ergebnisse der vergangenen Jahre zurück. Eine Neigung, dass dadurch verstärkt Parteien an den linken oder rechten Rändern gewählt worden wären, könne sie nicht ausmachen. Auffallend sei aber gewesen, dass einige Jugendliche nach Schlagworten ihre Kreuzchen gesetzt hätten. Davon würden etwa Tierschutzpartei oder V-Partei³ – die Partei für Veränderung, Vegetarier und Veganer – profitieren.
Zurück in die Realschule: Während einige Schüler als Wahlhelfer den Überblick behalten und Hilfestellung geben, holen sich ihre Mitschüler den Stimmzettel ab und nehmen Platz in der abgeschotteten Kabine, um ungestört ihre Kreuze machen zu können.
Seit 1999 wird die Juniorwahl bundesweit durchgeführt; seither beteiligten sich mehr als 5,5 Millionen Jugendliche. Die Juniorwahl 2023 zur Landtagswahl steht unter der Schirmherrschaft der Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner, und des Bayerischen Staatsministers für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Michael Piazolo. Das Gesamtergebnis der Juniorwahl wird am Wahlsonntag, 8. Oktober, um 18 Uhr veröffentlicht.
Erst- und Zweitstimme sind bei der Landtagswahl zu vergeben. Mit dem System haben sich die Zehntklässler zuletzt auseinandergesetzt, nun wird gewählt.
