Sicherheit geht vor Leichtigkeit des Verkehrs
Bauamt: Warum es die Ampel an der Hengersberger Autobahnauffahrt braucht

19.01.2024 | Stand 19.01.2024, 11:58 Uhr

Die neue Ampelanlage soll im Einmündungsbereich der Autobahnanschlussstelle Hengersberg mehr Sicherheit bieten. Die Unfallkommission im Landkreis, der Heinz Schott (v. l.), Martin Ebner und Roman Fischer angehören, hat den Bau der Lichtsignalanlage beschlossen, da vorangegangene verkehrsrechtliche Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg brachten. − Foto: Staatliches Bauamt Passau/Süß

Sicherheit geht vor Leichtigkeit des Verkehrs. Mit diesem Grundsatz begründet das Staatliche Bauamt Passau den Bau der Ampel an der Einmündung der B533 in die Staatsstraße 2126 bei der Autobahnanschlussstelle Hengersberg an der A3 und erklärt, wie es zu der Entscheidung gekommen ist.



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In der Bevölkerung war die Anlage vor allem am Anfang schwer in der Kritik, sie wird auch gerne umfahren, wenn man beispielsweise von Hengersberg kommend in Richtung Niederalteich oder die südliche Autobahnauffahrt muss.

„Seit 16. November ist die Ampel in Betrieb, mit der die Unfallkommission im Landkreis Deggendorf diesen Unfallschwerpunkt entschärft. Bisherige Maßnahmen wie eine Geschwindigkeitsbegrenzung oder das Aufbringen einer Markierung mit besserer Nachtsichtbarkeit hatten nicht den gewünschten Erfolg gebracht“, so das Staatliche Bauamt Passau in einer Pressemitteilung. Dort sind noch keine Beschwerden über die neue Ampel eingegangen, wie eine Sprecherin auf Nachfrage erklärt.

Doch vor allem zur Einführung wurde heftig darüber in den sozialen Medien diskutiert, wie Bürgermeister Christian Mayer auf Nachfrage berichtet. Mittlerweile habe sich das jedoch eingespielt. „Die Verkehrssicherheit geht vor“, sagt auch der Bürgermeister, die Wartezeiten an den Ampeln seien überschaubar. „Und wenn beim Scharwächter Schichtwechsel war, war es immer schon schwierig“, so der Bürgermeister.

Seit etwa zehn Jahren gilt der Einmündungsbereich als Unfallschwerpunkt. Seit 1. Januar 2015 bis zum Herbst 2023 waren im Einmündungsbereich 77 Unfälle zu verzeichnen, ergänzt das Bauamt auf Nachfrage.

Aufgabe der Unfallkommission ist es, solche Unfallhäufungsstellen zu analysieren und Abhilfe zu schaffen. Neue Markierungen mit besserer Nachtsichtbarkeit sowie neue Schilder mit besserer Reflexion brachten nicht den gewünschten Erfolg, weshalb weitere verkehrsrechtliche Maßnahmen wie Hinweise durch Gefahrenzeichen und die Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ergriffen wurden. Doch diese Maßnahmen brachten keine wesentliche Verbesserung. Als letzte Maßnahme blieb nun der Bau der beiden Lichtsignalanlagen: eine an der Einmündung der A 3 in die Staatsstraße 2126 (Passauer Straße), die zweite an der Einmündung der Staatsstraße 2126 in die B533. Die Firma Streicher aus Deggendorf führte die Tiefbauarbeiten aus, die Firma AVT-Stoye aus München stellte die Ampel auf. Die Gesamtbaukosten mit Bau des Abbiegestreifens belaufen sich auf rund 530000 Euro.

Über 100 örtliche Unfallkommissionen überprüfen und bewerten das Straßennetz im Freistaat, um größtmögliche Verkehrssicherheit zu bieten, wobei Unfälle durch individuelle Fehler niemals völlig ausgeschlossen werden können. Im Landkreis Deggendorf setzt sich die Unfallkommission auf Bundes- und Staatsstraßen zusammen aus Heinz Schott, dem Leiter der Straßenverkehrsbehörde am Landratsamt Deggendorf, Roman Fischer, Sachbearbeiter Verkehr in der Polizeiinspektion Deggendorf und Martin Ebner, dem zuständigen Sachgebietsleiter für den Landkreis Deggendorf im Staatlichen Bauamt Passau.

Durch diese „Gewaltenteilung“ werde sichergestellt, dass eine Straße oder ein Knotenpunkt aus allen erforderlichen Perspektiven betrachtet wird: Die Polizei beurteilt aus fachlicher Erfahrung das Gefährdungspotenzial eines Streckenabschnitts. Sie nimmt die Unfälle auf und analysiert diese. Zudem kümmert sie sich um die Überwachung der Einhaltung der Verkehrsregeln. Die Straßenverkehrsbehörde hat die Straßenverkehrsordnung im Blick und ordnet erforderliche Regelungen an, wie zum Beispiel die erforderlichen Verkehrszeichen, aber auch die Straßenmarkierung und Lichtsignalanlagen. Um einen „Schilderdschungel“ zu vermeiden, gibt die Straßenverkehrsordnung vor, soviel wie nötig, aber so wenig wie möglich zu regeln. Jeder Verkehrsteilnehmer ist angehalten, sich eigenverantwortlich vorsichtig und rücksichtsvoll zu verhalten. Die Straßenbaubehörde führt die Anordnungen aus und übernimmt die bauliche Umsetzung.

Das Gremium überprüft und bewertet bei der Beurteilung eines Streckenabschnitts unter anderem Sichtbeziehungen und Straßenverlauf. In den vergangenen drei Jahren ließ die Unfallkommission drei weitere Unfallschwerpunkte im Landkreis Deggendorf durch bauliche Maßnahmen entschärfen: 2015 wurde die Lichtsignalanlage an der Anschlussstelle Plattling-Nord der A92 errichtet, 2019 folgte die Ampel an der Roßfeldener Kreuzung bei Osterhofen, 2022 ging die Ampel am Ortseingang von Iggensbach in Betrieb. „Die Lichtsignalanlagen erhöhen die Sicherheit an den jeweiligen Kreuzungen und Einmündungen. Die kurzen Wartezeiten, die die Verkehrsteilnehmer an den Ampeln in Kauf nehmen müssen, sind dafür ein kleiner Preis“, so das Fazit des Bauamts.

− dz/wet