Ein Blick in die Historie
140 Jahre Kolpingfamilie Osterhofen

Fahnenweihe zur Gründung erfolgte 1884 – In den 1980er Jahren Kolpinghaus errichtet

05.01.2024 | Stand 05.01.2024, 17:00 Uhr

Die Kolpingfamilie Osterhofen blickt auf 140 Jahre zurück (v.l.): Aktueller Vorsitzender Josef Rainer, Stellvertreter Franz Stern, ehemaliger Vorsitzender Ludwig Einhell, Kassier Ewald Rohrmoser, der frühere Stadtpfarrer Monsignore Hans Herlinger und Kurt Köhlnberger (†). − Foto: oz/2008

Die Kolpingfamilie besteht bereits seit 140 Jahren: 1883 wurde der Gesellenverein gegründet, 1884 erfolgte die Fahnenweihe dazu. Und auch wenn dieses Jubiläum nicht explizit gefeiert wird, kann Vorsitzender Josef Rainer auf viele Höhepunkte im Vereinsleben zurückblicken.

Anno 1846 wurde der erste katholische Gesellenverein in Elberfeld gegründet. Im Juni 1847 wurde der katholische Priester Adolph Kolping zum Präses gewählt. Er forderte die Errichtung der katholischen Gesellenhäuser, die den wandernden Handwerksgesellen zur „Heimat“ in der Fremde werden sollten. Sie wurden später in Kolpinghäuser umbenannt.

Diese Entwicklung erfolgte auch in Osterhofen: Bereits im Jahre 1883 wurde hier ein Gesellenverein ins Leben gerufen – der Grundstein für die heutige Kolpingfamilie (KF). Die „Kolpingfarben“ orange und schwarz symbolisieren „Lebensfreud und Lebensernst“.

Am 10. Juni 1883 machte der damalige Expositus Johann Baptist Ritzinger dem Hochwürdigsten Bischöflichen Ordinariat in Passau die Anzeige, dass in Osterhofen ein Gesellenverein gegründet werde. Er wurde „bevollmächtigt, die neu angeschaffte Fahne ohne Beeinträchtigung des sonntäglichen Gottesdienstes an einem Sonntag innerhalb der Kirche zu Osterhofen zu benefizieren.“ Anfang März 1884 wurde die Weihe der Fahne schließlich in feierlicher Weise begangen. Der Gesellenverein Vilshofen übernahm die Patenschaft und viele Vereine folgten der Einladung.

In den Zeitungsartikeln der nächsten Jahrzehnte wird immer wieder von Theateraufführungen und Teilnahmen an öffentlichen sowie vereinsinternen Veranstaltungen berichtet. Nach der Machtergreifung von Adolf Hitler wurden 1933 alle katholischen Vereine und Verbände verboten. Der ehemalige Gesellenverein wurde 1935 in „Gruppe Kolping“, der deutsche Zentralverband in „Deutsche Kolpingsfamilie“ und der Gesamtverband in „Kolpingwerk“ umbenannt, um das Verbot zu umgehen. Nach Kriegsausbruch kam die Verbandsarbeit weitestgehend zum Erliegen.

Das aktive Vereinsleben begann in Osterhofen wieder im Jahre 1947. Im Oktober 1966 haben 57 Männer auf der Zentralversammlung in Würzburg entschieden, dass im Kolpingwerk Deutschland zukünftig auch Frauen als Mitglieder aufgenommen werden können.

Stadtpfarrer Kufner plante 1953 ein Pfarrzentrum, das nicht nur kirchlichen Zwecken, sondern auch als Jugend- und Kolpingheim dienen sollte. Beim Bau des Saales in der Kolpingstraße leisteten die Kolpingmitglieder sehr viele Hand- und Spanndienste. Bis in die 1980er Jahre hinein war der Kolpingsaal Veranstaltungsort für Bälle der KF. Der Gruppenraum unter der Bühne war Treffpunkt für junge und alte Kolpingmitglieder. Der Spielmannszug der KF wurde 1968 gegründet. Er besteht bis heute, Neu-Mitglieder sind herzlich willkommen.

Im Jahre 1974 wurde die Musik- und Singschule gegründet, später – aus rechtlichen Gründen – in Musikstudio umbenannt. Bis zu 100 Kinder wurden jährlich von haupt- und nebenamtlichen Lehrkräften unterrichtet. 2023 übernahm die Stadt Osterhofen diese Einrichtung und führt sie seitdem als „Musikraum ILE-Donauschleife“ in Kooperation mit weiteren Gemeinden fort.

In den 1980er Jahren wurden Jungkolpinggruppen gegründet, deren Mitglieder meist heute noch aktiv bei der Kolpingfamilie sind. Der Um- und Ausbau des Kolpinghauses in der Kolpingstraße wurde 1986 geplant. Aufgrund vielfältiger Schwierigkeiten folgte der Entschluss, ein neues Kolpinghaus zu bauen. Der Hausbauverein „Kolpinghaus Osterhofen e. V.“ wurde gegründet und der Neubau in den Seewiesen, wieder mit sehr vielen Eigenleistungen, errichtet. Mit Hilfe des Bezirksjugendringes wurde im Jahr 2006 der Plan eines Jugendanbaus verwirklicht, ein Herzensprojekt des 2020 viel zu früh verstorbenen Kurt Köhlnberger.

Die KF Osterhofen ist bis heute im kirchlichen wie gesellschaftlichen Leben der Stadt Osterhofen sehr engagiert, resümiert Josef Rainer. Auch vereinsintern gibt es zahlreiche Veranstaltungen, die auch Nicht-Mitgliedern offenstehen. „Wir sind vielfältig aktiv und freuen uns jederzeit über Interessierte jeden Alters, die bei uns mitwirken und mitgestalten wollen“, so der Vorsitzende der Kolpingfamilie. „Ich würde mich insbesondere freuen, wenn wir aus der Kinder- und Jugendarbeit, die Carmen Rainer in den Jugendräumen des Kolpinghauses sehr erfolgreich gestaltet, neue Mitglieder gewinnen könnten.“ Das aktuelle Programm ist auf der Homepage zu finden, ebenso ein Link zur Anmeldung für den „Newsletter“, mit dem Infos und Erinnerungen an die Programmpunkte versandt werden.

Josef Rainer erinnert an seine Vorgänger als Vorsitzende der KF: 1958 bis 1968 Egon Weidgans Senior und Erwin Irber Altsenior, 1968 bis 2010 Ludwig Einhell zunächst als Senior, später Vorsitzender (er war auch Initiator zahlreicher „Ableger“ der KF), von 2010 bis 2016 Walter Mayer, seit 2016 Josef Rainer. Seit 1992 ist Franz Stern 2. Vorsitzender. Als Präses werden u. a. von 1958 bis 1964 Präses Gebauer, Johann Schoßleitner bis 1965 und Otto Egger, Kooperator bis 1972, in der Chronik genannt. Auf ihn folgen Klaus Hoheisel, Hans Herlinger und aktuell Stadtpfarrer Christian Altmannsperger.

− oz