Kaufkraft der Salzburger als Zugpferd
Zweite Filiale in Freilassing: Lidl will ein Stück mehr vom Kuchen

15.11.2023 | Stand 15.11.2023, 19:00 Uhr

Der Soll-Zustand: So stellt Lidl sich den Komplex vor. In der Nähe wird der Bahnhaltepunkt Nord entstehen. Die Parkplätze könnten daher auch für „Kiss-and-Ride“ genutzt werden. − Foto: Animation Lidl Dienstleistung GmbH

Die günstigeren Lebensmittelpreise locken viele Salzburger zum Einkaufen nach Freilassing. Ein größeres Stück von diesem Kuchen möchte Lidl Deutschland abbekommen.

Die Supermarktkette plant, binnen fünf Jahren oder mehr eine zweite Filiale in Freilassing zu errichten. Bemerkenswert ist das auch, weil die 18000-Einwohner-Stadt damit neben Rosenheim (circa 65000 Einwohner, vier Filialen) die einzige im südöstlichen Oberbayern mit mehr als einer Filiale wird: Freilassing ist offenbar attraktiv, auch dank der Salzburger Nachbarn.

Nummer 1 hatte im Juli 2003 an der Reichenhaller Straße eröffnet. Die zweite soll an der Sägewerkstraße und damit nahe der Verkehrsachse Münchener Straße entstehen, um die Kundschaft aus dem Norden der Stadt, vor allem aber die aus dem nahen Ausland (besser) zu erreichen.

Das könnte Sie auch interessieren: Ein Lidl soll’s werden: Wie Freilassings Möbelhalle einst in die Schlagzeilen geriet

Öffentlich wurde dieses Vorhaben der zuständigen Immobilienabteilung in der Stadtratssitzung am Dienstag. Bei den Räten stieß die Präsentation von Portfoliomanager Benjamin Stanka, der von einer „jahrelangen Suche nach einem zweiten Standort“ sprach, auf breiteste Zustimmung. Das Gremium beschloss einstimmig, einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan aufzustellen und zweitens, den Flächennutzungsplan im betroffenen Bereich einer 39. Änderung zuzuführen.

Möbelhalle wird Neubau zum Opfer fallen – vermissen wird sie keiner



Zum Opfer fallen soll dem zweistöckigen Neubau eine brach liegende Fläche an der Adresse Sägewerkstraße 13. Dort befindet sich eine Möbelhalle, die kaum einer vermissen wird. Die Lidl-Filiale soll nach dem „Metropol-Konzept“ ins Obergeschoss ziehen, im Erdgeschoss sind eine Drogerie (750m2) sowie 39 überdachte Stellplätze und ein kleinerer Laden vorgesehen.

Umzug der Müller-Filiale? „Völliger Quatsch“



In einem nachrichtlich gehaltenen Beitrag eines Facebook-Blogs wurde fälschlicherweise die Müller-Filiale eines Umzugs aus der Fußgängerzone in die Sägewerkstraße verdächtigt. „Das ist völliger Quatsch“, erfuhr die Redaktion auf Nachfrage. Naheliegender ist da schon das Offensichtliche: Die am Standort Sägewerkstraße ohnehin ansässige dm-Filiale dürfte mit in den Neubau ziehen; auch wenn Stanka es auf heitere Art vermied, den Namen auszusprechen.

Das Gebäude werde ansonsten noch Kleinflächen für Dienstleister oder Händler bieten (insgesamt 200m2). Eine PV-Anlage auf dem Dach und der DGNB-Gold-Standard sollen überdies eine nachhaltige Nutzung der Immobilie sicherstellen. Des Weiteren sind eine E-Ladestation und eine Paketstation vorgesehen.

Nähe zur Bahn: Kiss-and-Ride?



Weil in der Nähe des Standorts der Bahnhaltepunkt Nord entstehen wird, hofft der Lidl-Portfoliomanager auf Synergieeffekte: Man wünscht sich für die Kunden eine Fußverbindung zur Bahn und wird dazu das Gespräch suchen. Zudem werde auf dem Grundstück eine ausreichende Anzahl an Parkplätzen (133 / innen- und außenliegend) entstehen, erklärte Stanka. Die Stadtverwaltung kann sich vorstellen, dass diese zumindest als „Kiss-and-Ride“-Parkplätze für Bahnreisende genutzt werden dürfen. Park-and-Ride wird aber nicht möglich sein: „Es liegt in unserem wirtschaftlichen Interesse, unseren Kunden ausreichend Zeit für den Einkauf einzuräumen – aber nicht acht Stunden“, antwortete Stanka auf eine entsprechende Frage von CSU-Rat Hubert Kreuzpointner.

Was den zeitlichen Planungshorizont angeht, blieb Stanka vage und sprach, aus dem Bauch heraus, von vielleicht fünf Jahren bis zur Eröffnung.