Berchtesgadener Land
Stille des Winters weicht den Farben des Frühlings

Frühblüher machen den Landkreis bunt – Christrose deutschlandweit nur im Alpenraum – Der Kreisfachberater informiert

05.03.2023 | Stand 05.03.2023, 11:00 Uhr

Aufgrund der dreiteiligen Form der Blätter wird Hepatica nobilis als Leberblümchen bezeichnet. Sie taucht die Waldböden im Landkreis in zartes lila. −Fotos: Julia Werner/pixabay

Langsam erwacht die Natur im Berchtesgadener Land aus ihrem Winterschlaf: Noch bevor die Laubbäume neue Blätter ausbilden, leuchten immer mehr Frühblüher in den heimischen Gärten, Wiesen und Wäldern und übernehmen als Vorboten des Frühlings eine wichtige ökologische Funktion. Bereits jetzt im März entwickeln sich mit den steigenden Temperaturen und dem Schmelzen des Schnees die ersten bunten Zeichen des nahenden Frühlings mit Schneeglöckchen, Winterlingen, Märzenbecher, Krokussen und Leberblümchen, Blausternen, Wald-Gelbsternen und Scharbockskraut. Deutschlandweit nur im Alpenraum wildvorkommende Christrosen beziehungsweise Schneerosen fallen seit einigen Wochen durch ihre weißen Blüten auf, informiert das Landratsamt im Auftrag des Kreisfachberaters Josef Stein.

Viele Frühblüher haben nur eine kurze Blütezeit und Vegetationsperiode – und verschwinden nach wenigen Wochen wieder von der Oberfläche. So sind bis April die ersten Vorboten verblüht. Dafür sieht man immer mehr Primeln und Veilchen. Auch Lerchensporn, Lungenkraut, das Wechselblättrige Milzkraut und Buschwindröschen bedecken nach und nach die Wald- und Wiesenböden und der Bärlauch ist bereits auf dem Vormarsch.

Frühblüher lieben die Wärme im Waldboden

Frühblüher sind mehrjährige Pflanzen, die insbesondere in Laubwäldern vorkommen und die im Jahr zeitlich vor dem Laubaustrieb der Bäume blühen, also grob von Ende Januar bis April und Mai. In dieser Zeit erreicht relativ viel Wärme und Licht den Boden, was später im Jahr durch die dichte Kronendecke der Bäume zu großen Teilen verhindert wird. Auch genügend Feuchtigkeit und Wasser steht den Pflanzen noch zur Verfügung, was sich an den vielen sommertrockenen Standorten der Frühblüher im weiteren Jahresverlauf ändert. So sind die natürlichen Ressourcen wie Licht, Wasser und Nährstoffe begrenzt und die Pflanzen stehen im direkten Konkurrenzkampf um diese. Das macht sich insbesondere zu Beginn des Austreibens der Bäume bemerkbar.

Dann ist die vergleichsweise kurze Zeit der Frühblüher vorbei, sie ziehen ein: Ihre oberirdischen Pflanzenteile sterben etwa bis zum Frühsommer wieder ab. Die übrige, für sie ungünstige Zeit des Jahres überleben sie mithilfe von Überdauerungsorganen, sogenannten Erneuerungsknospen, in denen die für die Pflanze nötigen – und in den wenigen Wochen zuvor durch diese gebildeten – Reservestoffe gespeichert werden: Aus diesen Speicherorganen beziehen sie bis zum nächsten Aufblühen im darauffolgenden Jahr ihre Energie und Nährstoffe.

Für Hummeln, Bienen und Co. wichtige Quelle

Schlüsselblume, Christrose und Co. haben sich an den frühen Blührhythmus auf verschiedene Arten angepasst. Im Wesentlichen unterscheiden sich diese durch die Lage der Überdauerungsorgane. Wildwachsende Frühblüher sind nach der Bundesartenschutzverordnung zumeist besonders geschützt, sodass sie oft weder gepflückt noch ausgegraben werden dürfen. Hierzu zählen etwa Märzenbecher, Blaustern, Seidelbast, Christrose und Leberblümchen. Frühblüher sind oft auch beliebte Zier- und Gartenpflanzen, deren Zwiebeln man etwa im Handel erwerben kann. Die winterfesten Zwiebeln und Knollen werden in der Regel bereits im Herbst vor Einsetzen des Bodenfrostes gepflanzt, sonst verschiebt sich der Blütezeitpunkt in den für die Frühblüher jahreszeitlich ungünstigen späten Frühling.

Ansonsten können im Frühjahr ab den frostfreien Tagen bereits aus dem Handel beziehbare ausgetriebene Frühblüher gesetzt werden. Sie sind zudem gerade jetzt im Frühjahr eine essentielle Nahrungsquelle für viele Insekten, wie Bienen, Hummeln oder Schmetterlinge – und bieten diesen neben Pollen häufig auch den so wertvollen Nektar.

So können Hummeln, die bereits ab Temperaturen um zwei Grad ausfliegen, sich von diesen ernähren. Und dies kommt wiederum insektenfressenden Vögeln wie Blaumeisen zugute.

Damit spielen die ersten bunten Blüten auch ökologisch eine wichtige Rolle, sodass deren Anpflanzung im eigenen Garten nicht nur fürs eigene Auge, sondern auch für Tierwelt etwas Gutes tut, heißt es abschließend im Bericht des Landratsamtes.

− red