Mehrere Einsätze der Bergwacht
Schwerst verletzt: Kletterer stürzt an der Schärtenspitze bei Ramsau 30 Meter tief ins Seil

Am Sonntag mussten die Bergretter bereits einen 65-Jährigen an der Hiesenbrücke nahe der Wache wiederbeleben

21.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:06 Uhr

Die Besatzung des Zeller Notarzthubschraubers „Alpin Heli 6“ nahm an der Blaueishütte den Ramsauer Bergretter ans Tau und flog ihn zum Verunfallten in die Wand. −Foto: Leitner/BRK BGL

Die schweren Unfälle in den Berchtesgadener Alpen nehmen laut Mitteilung des Bayerischen Roten Kreuzes kein Ende: Am Montagmittag ist ein Kletterer aus Niedersachsen bei einem Sturz schwerst verletzt worden. Zuvor mussten die Bergretter bereits einen 65-Jährigen an der Hiesenbrücke nahe der Wache wiederbeleben.



Am Montag um kurz nach 13 Uhr gingen mehrere Notrufe von der Blaueishütte am Hochkalter und anderen Bergsteigern an der Schärtenspitze (Landkreis Berchtesgadener Land) ein, die Hilferufe gehört und einen rund 30 Meter tiefen Sturz ins Seil eines Kletterers mitbekommen hatten. Der Mann aus Niedersachsen hatte sich in rund 2000 Meter Höhe in der letzten Seillänge der Route „Logic Line“ verstiegen und war dann ohne weitere Zwischensicherungen 30 Meter tief ins Seil gestürzt und am Fels aufgeschlagen. Dabei verletzte er sich schwerst an Kopf und Rückgrat.

Der Hüttenwirt und Bergretter aktivierte an der Hütte ein Funk-Gateway zur besseren Netz-Abdeckung im Blaueis, klärte vor Ort die genaue Lage ab und konnte gemeinsam mit den Leitstellen-Disponenten und den weiteren Anrufern eingrenzen, woher die Hilferufe kamen. Die Besatzung des alarmierten Zeller Notarzthubschraubers „Alpin Heli 6“ nahm an der Blaueishütte den Ramsauer Bergretter ans Tau und flog ihn zum Verunfallten in die Wand.

An der Hütte notärztlich erstversorgt



Der verletzte Kletterer musste geländebedingt sitzend in einer Crash-Rettung ausgeflogen werden. Am Zwischenlandeplatz an der Hütte wurde er zunächst notärztlich erstversorgt, bevor er im Heli weiter zum Salzburger Unfallkrankenhaus gebracht wurde.

Der Hubschrauber holte während der Versorgung den Bergretter und den Seilpartner des Verunfallten mit dem Tau ab und flog sie ebenfalls zur Hütte. Weitere Bergretter standen in der Ramsau zur Unterstützung bereit. Der Einsatz dauerte bis kurz nach 15 Uhr an.

65-Jähriger erfolgreich wiederbelebt



Am Sonntagnachmittag gegen 16 Uhr musste die Bergwacht Ramsau einen 65-jährigen Urlauber aus Hessen wiederbeleben. Der Mann war in der Ramsau mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand an der Hiesenbrücke über die Ache unweit der Wache zusammengebrochen.

Sechs Bergretter waren bereits wegen eines vorherigen Einsatzes an der Wache und konnten deshalb bereits drei Minuten nach der Alarmierung mit der Wiederbelebung samt Frühdefibrillation beginnen. Der Einsatzleiter forderte zusätzlich zu Rettungswagen und Notarzt des Berchtesgadener Roten Kreuzes auch den Traunsteiner Rettungshubschrauber „Christoph 14“ an, wobei Notarzt und Rettungswagen bereits wegen eines vorherigen Einsatzes in der Nähe waren und nach wenigen Minuten – noch vor dem Heli – am Einsatzort ankamen. Die Einsatzkräfte schafften es, den Mann mit wiedereingesetzter eigener Atmung und Kreislauf gegen 16.50 Uhr per Heli zum Klinikum Traunstein zu fliegen, weshalb das ebenfalls alarmierte ECMO-Team nicht mehr von Traunstein aus in die Ramsau kommen musste. Der örtliche Kriseninterventionsdienst (KID) der Bergwacht betreute den betroffenen Bergleiter. Diese Aufgabe übernahm dann der ebenfalls alarmierte KID des Roten Kreuzes, der von weiter weg anfahren musste. Zwölf Bergretter waren bis kurz nach 17 Uhr im Einsatz.

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31-Jähriger verletzt sich bei Radsturz am Kopf



Am Sonntagnachmittag brauchte gegen 15.45 Uhr ein 31-jähriger aus dem Landkreis Berchtesgadener Land Hilfe, da er auf der Alpenstraße (B305) in der Nähe des oberen Felsentors mit dem Radl gestürzt war und sich eine Kopfplatzwunde zugezogen hatte.

Da der reguläre Landrettungsdienst mit vielen anderen Einsätzen bereits ausgelastet war, übernahm die Bergwacht Ramsau die Erstversorgung des Mannes, der aber dann weniger dramatisch verletzt war als ursprünglich angenommen. Da der 31-Jährige auch nicht mit ins Krankenhaus wollte, konnten Rettungswagen und Notarzt noch auf der Anfahrt wieder umdrehen. Die Bergwacht nahm den Mann dann mit zur Wache und überzeugte ihn, dass er sich vorsorglich doch ärztlich durchchecken lassen sollte, woraufhin er sich von Angehörigen abholen und zur Klinik fahren ließ. Zehn Bergretter waren bis 16.30 Uhr im Einsatz.

36-Jährige zieht sich Fußverletzung an der Watzmann-Südspitze

zu



Bereits am Sonntagvormittag war gegen 11 Uhr ein Notruf von der Watzmann-Südspitze eingegangen. Eine 36-jährige Urlauberin aus Hessen war nach der Überschreitung beim Abstieg ins Gries umgeknickt und hatte sich so schmerzhaft am linken Sprunggelenk verletzt, dass sie ohne Hilfe nicht mehr ins Tal kam.

„Christoph 14“ nahm in der Ramsau einen Bergretter auf und setzte ihn zusammen mit dem Notarzt bei der Frau im Südspitz-Abstieg ab. Nach kurzer Versorgung wurde die Verletzte mit dem Heli ins Tal und dann weiter zur Kreisklinik Bad Reichenhall geflogen. Vier Bergretter waren gute eineinhalb Stunden gefordert.