Verteidiger nimmt Einspruch zurück
Schläge und Tritte im Freilassinger Eventhouse: Mädchen wirft sich schützend über Freund

30.04.2024 | Stand 30.04.2024, 5:00 Uhr
Hannes Höfer

Im Eventhouse in Freilassing gab es massive Schläge und Tritte. − Foto: Sebastian Lippert

Zwei „Ohrfeigen“ räumte der 24-jährige Produktionsarbeiter aus Bayerisch Gmain vor Gericht ein. Mehr nicht.

Dabei ging die Staatsanwaltschaft von Faustschlägen und massiven Tritten gegen Kopf und Körper eines 19-jährigen Lehrlings aus, mit letztlich mindestens einem halben Dutzend Beteiligten. Mut bewies eine Freundin des Opfers, die sich schützend auf den am Boden liegenden Lehrling warf.

Was im Laufener Amtsgericht zu hören war, klang nach einer Gewaltorgie. Kurz nach Mitternacht hatte sich der Lehrling mitsamt der Freundin im Freilassinger Eventhouse auf dem Weg von der Toilette zur Tanzfläche befunden. Mit „Spießrutenlauf“ verglich Richter Christian Daubner das geschilderte zehn- bis zwanzigköpfige „Spalier“. Was dann geschah, schilderten der Angeklagte auf der einen und Geschädigter sowie Zeuginnen auf der anderen Seite ganz unterschiedlich. Der Angeklagte berichtete von einem Rempler dieser Freundin. „Dann hat er mich am Kragen gepackt“, hielt er dem Lehrling vor und räumte ein, dem daraufhin zwei Ohrfeigen verpasst zu haben.

Der wiederum sagte, die Freundin sei zu Boden geschubst und gleich darauf er geschlagen und getreten worden. Eine 20-jährige Angestellte will den Schlag „aus dem Augenwinkel“ wahrgenommen haben. „Der Angeklagte war der erste. Und als der junge Mann am Boden lag, kamen weitere dazu und haben eingetreten.“ Darunter Tritte gegen den Kopf. Das bestätigte eine 21-jährige Stylistin: „Es waren sicher sechs Leute mit weißem T-Shirt.“

Der 19-jährige Geschädigte und Nebenkläger berichtete von einer längeren Vorgeschichte. So soll er schon häufiger mit „ich fick dich“ oder „ich fick deine Mutter“ vom Angeklagten angegangen worden sein. Dazu die Warnung: „Pass auf, wo Du hingehst.“ Und auch an diesem Abend soll ihn der 24-Jährige „dauernd angeschaut“ und mit gestrecktem Mittelfinger bedient haben. „Ich habe nur noch meinen Kopf geschützt und die Beine abgewinkelt“, schilderte er seine dramatische Lage, bis sich die Freundin schreiend und schützend über ihn geworfen hatte.

Von den Sicherheitsleuten rausgeschickt, war der Lehrling auf dem Vorplatz des Eventhouses zusammengebrochen und ins Krankenhaus gebracht worden, wo man ein Schädel-Hirn-Trauma, Hämatome und Prellungen feststellte. Selbst ein Schuhabdruck fand sich im Brustbereich. „Einen Monat lang hatte ich Kopfschmerzen und bis heute Denk- und Schlafprobleme“, sagte der Lehrling auf Nachfrage.

Die mutige Freundin und ein mutmaßlicher Mittäter, der bereits vorm Jugendrichter wegen gefährlicher Körperverletzung verurteilt worden war, sollten bei einem zweiten Termin aussagen. Doch so weit kam es nicht mehr, denn Verteidiger Rechtsanwalt Hans-Jörg Schwarzer nahm noch am Vortag den Einspruch gegen den Strafbefehl zurück. Die Staatsanwaltschaft hatte ursprünglich sieben Monate auf Bewährung beantragt, doch Richter Daubner hatte daraus zehn gemacht. Dabei bleibt es. Zudem hat der Verurteilte 2500 Euro zu zahlen. Bereits 2021 hatte er 3600 Euro wegen verbotenem Kraftfahrzeugrennen und Fahren ohne Fahrerlaubnis zahlen müssen. Über weitere zivilrechtliche Schmerzensgeldforderungen der Nebenklage-Vertreterin Rechtsanwältin Katharina Pilsel wurde nichts bekannt.