Teisendorf
Jubiläumsschau: 235 Rassetauben zu bestaunen

01.12.2022 | Stand 18.09.2023, 21:25 Uhr

Kreis-Taubenzuchtwart Franz Heiß (links) schaut bei den Eistauben genau hin. Er weiß: Diese Rasse ist „narrisch schwer zu züchten“. −Fotos: Peter Koch

Von Peter Koch

„Rassige 0,1 mit prima Merkmalen und Anlagen“, „Vorzüglicher Rassetyp“ oder „Hervorragender Vertreter seiner Rasse“ war unter anderem auf den Bewertungstafeln zu lesen. Die Böhmen-, King- und Luchstaube, denen diese „Komplimente“ galten, waren nur drei der insgesamt 35 verschiedenen Rassetauben, die eine der Top-Noten „Vorzüglich“ (V) oder „Hervorragend“ (HV) erhalten haben. Insgesamt waren 235 Tauben vom Sisaker Roller bis zum Altorientalischen Mövchen bei der gemeinsamen Jubiläumsschau „120 Jahre Rassegeflügel- und Vogelzuchtverein Freilassing-Teisendorf und Umgebung und 125 Jahre Rassegeflügelzuchtverein Traunstein“ zu sehen.

Eigentlich hätten weit über 400 Tiere im Vereinsheim des RGZV Freilassing-Teisendorf in Unterstetten dabei sein sollen, aufgrund der Vogelgrippe mussten Hühner, Enten, Fasane und Co. aber zu Hause bleiben und die Tauben avancierten zu den alleinigen Stars der Schau. Zahlreiche Züchter, Tierfreunde und interessierte Besucher kamen an den beiden Ausstellungstagen, um die verschiedenen Rassen in ihren variantenreichen Farbenschlägen zu bewundern.

Orientierung durch Bewertungskarten

Bei aller Enttäuschung war den Vorsitzenden Heinrich Wolfgruber (RGZV Teisendorf) und Franz Xaver Mayer (RGZV Traunstein) aber auch die Erleichterung bei der Eröffnung anzumerken, dass die Schau wenigstens in dieser reduzierten Version stattfinden konnte. Schirmherr Thomas Gasser gratulierte den beiden Jubelvereinen und hatte auch ein „flüssiges Präsent“ mitgebracht. „Alles Gute und wieder normale Zeiten“, wünschte er mit Blick auf die zuletzt turbulenten Jahre, die von Einschränkungen durch Corona und die Vogelgrippe geprägt waren. „Ich hoffe, dass wir uns bald auch wieder bei einer größeren Schau sehen.“

Danach schauten sich der Teisendorfer Bürgermeister und die Besucher die prämierten Schönheiten genauer an. Warum nun aber die eine Taube die Höchstpunktzahl und damit die Note „V“ von den Preisrichtern erhalten hatte, während sich ihre Nachbarin im Käfig nebenan mit einem „Gut“ (g) begnügen musste, war für den Laien kaum ersichtlich. Da half ein Blick auf die Bewertungskarten.

„Eistauben etwa sind narrisch schwer zu züchten“

Die meisten Bemerkungen der Preisrichter waren eindeutig, etwa „Gefällt in allen geforderten Rassemerkmalen“ oder „Fein in der Körperform“. Auch bei den vermerkten „Wünschen“ war vieles leicht verständlich. Zum Beispiel war zu lesen: „Etwas mehr Brustfülle“ oder „Schwanzgefieder geordneter“. Bei anderen Bemerkungen brauchte man schon etwas mehr Einblick in die Kunst der Rassetaubenzucht – „Schuppung markanter“ oder „Fußwerk voller“ sagte nicht jedem etwas. Die Züchter und Mitglieder der beiden Jubelvereine erklärten aber allen Interessierten gerne, was es mit den Begriffen auf sich hatte und worauf bei der Bewertung geachtet wurde.

„Eistauben etwa sind narrisch schwer zu züchten“, erklärte der Taubenzuchtwart des Kreisverbands Rosenheim, Franz Heiß vom Geflügelzuchtverein Miesbach. „Je dunkler die Schwinge, umso wertvoller ist die Taube für die Zucht. Dann aber die zarte Eisfarbe zu bekommen, das ist nicht so einfach“, informierte er, beeindruckt von der Qualität der ausgestellten Tiere. „Eine schöne Schau mit richtig schönen Tauben. Eine tolle Sache“, resümierte der Fachmann, umgeben von den gurrenden Rostocker Tümmlern, Brunner Kröpfern oder auch Sächsischen Pfaffentauben.

Zwei Preise für Franziska Burghartswieser

In der Jugendgruppe hielt Franziska Burghartswieser die Fahne hoch, nachdem die 27 gemeldeten Hühner und Gockerl der Jungzüchter nicht an der Schau teilnehmen durften. Burghartswieser zeigte fünf ihrer schönsten Tauben mit der eindrucksvollen Bezeichnung „Altorientalische Mövchen Satinette mit Spiegelschwanz blau mit weißen Binden“. Fünfmal die Note „Sehr gut“ (sg) und zwei Preise erhielt die junge Züchterin, die sicherlich bald auch den „Großen“ bei Ausstellungen erfolgreich Konkurrenz machen wird.

„Wird da viel diskutiert bei den Bewertungen?“, fragte Bürgermeister Thomas Gasser. „Die Bewertung ist immer Ansichtssache“, gab Kreisgeflügelwart Josef Lechner vom RGZV Traunstein lachend die Antwort. „Aber das ist ja das Schöne – der Meinungsaustausch.“ Und so wurde so manche Bewertung noch ausgiebig im Stüberl des Vereinsheims diskutiert. Einig waren sich aber alle darin, dass es trotz der Einschränkungen eine gelungene Jubiläumsschau der beiden befreundeten Vereine war.