Inflation
Immer mehr Arbeit im Job: Zahl der Aktiven in BRK-Bereitschaft Freilassing sinkt

10.04.2024 | Stand 10.04.2024, 17:00 Uhr

Auch bei Verkehrsunfällen sind die Ehrenamtlichen gefordert.  − Fotos: BRK

Weniger Mitglieder, aber eine bessere Ausstattung: Die Zahl der Aktiven in der BRK-Bereitschaft Freilassing (Landkreis BGL) sinkt, weil zu Viele wegen des Geldes mehr arbeiten müssen. Dennoch blickt die Bereitschaft stolz aufs Jahr zurück.

Die BRK-Bereitschaft Stadt Freilassing blickt mit einem lachenden und einem weinenden Auge auf das vergangene Jahr, das mit 16 Einsätzen der Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) und 38 Sanitätsvorsorgediensten durchaus fordernd war. Denn die freiwilligen Sanitäter des Roten Kreuzes sind zwar hinsichtlich ihrer Ausrüstung besser als jemals zuvor aufgestellt und haben über Jahre hinweg ein stabiles Umfeld und eine funktionierende Gemeinschaft geschaffen und erhalten, verzeichnen aber trotz intensiver Bemühungen insbesondere mit ihrer eigenen florierenden Bereitschaftsjugend einen langsamen und stetigen Rückgang der Aktiven.

Jellinek: Weniger Zeit für ein Ehrenamt



Das liege schlichtweg daran, dass viele Menschen immer mehr arbeiten müssen, um noch finanziell über die Runden zu kommen und dadurch auch privat weniger Zeit für ein Ehrenamt haben, betont der neue Bereitschaftsleiter Moritz Jellinek. „Denn im Zweifelsfall geht natürlich immer die Familie vor.“

An der Ausstattung scheitert es auf jeden Fall nicht: Er und sein Vorgänger Stefan Fuchs haben 2023 unter anderem einen neuen Mannschaftswagen für den Katastrophenschutz, einen neuen Anhänger und eine neue EKG-Defi-Einheit für ihren Notfallkrankenwagen in Dienst gestellt. Insgesamt haben die Freiwilligen gut 10000 ehrenamtliche Stunden bei 362 verschiedenen Terminen geleistet, davon 3000 in der Jugendarbeit, etwa 3200 in der Organisation, rund 1700 bei Einsätzen und Sanitätsvorsorgediensten, 1100 bei Ausbildungen und Übungen, 578 im ehrenamtlichen Rettungsdienst und Krankentransport und 558 bei externen Lehrgängen.

Neues Leitungsteam



Das neue Leitungsteam besteht aus Moritz Jellinek, seinem Stellvertreter Dominik Eder (bisher Ausbildungsleiter und zweiter stellvertretender Bereitschaftsleiter), Jugendwart William Kreßner, Fachdienstleiter Sanität und Betreuung, Felix Stobitzer und Gerätewart Tobias Haas.

Während der Pandemie hatten viele Menschen mehr Zeit als sonst, fingen ehrenamtlich bei der Bereitschaft an, hörten aber dann auch rasch wieder auf, als das Leben wie zuvor wieder weiterging, wobei sich der Abwärtstrend auch 2023 fortsetzte: Von 137 (2021) sank die Mitgliederzahl auf 116 (2022) und dann sogar auf 110 (2023). „Diesen Abwärtstrend wollen wir durch gezielte Anwerbung neuer Ehrenamtlicher aufhalten und umkehren“, erklärt Jellinek, der betont, dass Interessierte immer willkommen sind und einfach Kontakt aufnehmen sollen, auch wenn sie nicht unbedingt Sanitäter werden wollen, da die BRK-Bereitschaft auch viele andere Aufgaben in der Daseinsfürsorge übernimmt.

Auch wenn die Mitglieder insgesamt weniger wurden, hat die BRK-Bereitschaft die Qualifikation ihrer aktiven Einsatzkräfte weiter ausgebaut und im vergangenen Jahr 61 Fortbildungen und Übungen durchgeführt: Zur Bereitschaft gehören aktuell drei Ärzte, sechs Notfallsanitäter, ein Rettungsassistent, 27 Rettungssanitäter, neun Rettungsdiensthelfer, zwölf Sanitätshelfer und 14 weitere Helfer.

Bei den 16 SEG-Einsätzen transportierte die Bereitschaft als so genannte Spitzenabdeckung für den regulären Rettungsdienst und Krankentransport mit ihrem eigenen Notfallkrankenwagen auch sieben Patienten in Kliniken; insgesamt versorgten die Ehrenamtlichen 48 Patienten bei kleineren und größeren Notfällen bis hin zu Herzinfarkt, schweren Unfällen und Rauchgasvergiftungen.

Der Großteil der Arbeit fällt im Hintergrund weit abseits von Blaulicht und Martinshorn an, unter anderem bei Ausbildungen, in der Dienst-Organisation, bei Fortbildungsabenden, bei der Wartung von Ausrüstung und Geräten, bei sonstigen Aufgaben, in der Öffentlichkeitsarbeit und Mittelbeschaffung, aber auch bei Sanitätsvorsorgediensten und bei Einsätzen der mobilen Schnell-Einsatz-Gruppe.

Mitarbeit im regulären Rettungsdienst



Im regulären Rettungsdienst und Krankentransport an der BRK-Rettungswache Freilassing sammeln die Ehrenamtlichen Erfahrung, die ihnen bei Sanitätsdiensten und SEG-Einsätzen hilft: Die hier geleisteten Stunden sind innerhalb von zwei Jahren auf rund ein Drittel eingebrochen, was erst mal dramatisch klingt, aber nicht negativ ist, denn einige zuvor rein Ehrenamtliche haben sich dazu entschieden, auch beruflich im Rettungsdienst zu arbeiten; in ihrer Freizeit helfen sie weiter in der BRK-Bereitschaft mit.

Die aktuell drei Erste-Hilfe-Ausbilder der BRK-Bereitschaft haben 2023 15 Kurse für die Bevölkerung des Landkreises durchgeführt, darunter auch bei Firmen und Vereinen.

2023 fiel nach drei Blutspende-Terminen wegen Kapazitätsengpässen bei der Belegung das Badylon als Blutspende-Lokal weg, wobei dann alle restlichen Termine ausfallen musste, da die BRK-Bereitschaft länger als gedacht brauchte, um neue geeignete Räume zu finden, letztlich nach vielen Gesprächen aber fündig wurde: Seit 2024 findet die Blutspende nun im Freilassinger Rathaus statt. Trotz der ausgefallenen Termine konnten die Ehrenamtlichen mithelfen, dass insgesamt 264 Konserven zusammenkamen.

Bei vielen Terminen versucht die BRK-Bereitschaft nicht nur Mittel zur Finanzierung ihrer Arbeit zu beschaffen, sondern auch neue Ehrenamtliche zu gewinnen, darunter mit dem Glückshafen-Losanhänger beim Kirchweihmarkt und einem Stand am Christkindlmarkt.

Starker Nachwuchs in der Jugendgruppe



Die von William Kreßner und seinem Team geführte Bereitschaftsjugend bildet Kinder und Jugendliche über Jahre hinweg zu zukünftigen Einsatzkräften aus. 2023 waren vier Gruppenleiter und 40 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 18 Jahren dabei, die an die 3000 Stunden leisteten. Die Gruppenstunden waren vor allem von praktischen Übungen geprägt. Wie fit sie sind, zeigten die Nachwuchsretter beim Kreiswettbewerb des Jugendrotkreuzes (JRK) – beim Bezirkswettbewerb in Mauern im Landkreis Freising schafften sie es dann immerhin auch noch auf den 6. und 10. Platz.