Exzellente Sopranistin Julia Grüter
Im Klanghimmel: Das zweite Abokonzert der Bad Reichenhaller Philharmoniker

14.04.2024 | Stand 14.04.2024, 17:00 Uhr
Elisabeth Aumiller

Im Einklang: Solistin Julia Grüter und die Bad Reichenhaller Philharmoniker unter Chefdirigent Daniel Spaw. − Foto: Aumiller

„Kein Musik ist ja auf Erden, die mit uns‘rer verglichen kann werden“, heißt es in der Volksliedsammlung „Des Knaben Wunderhorn“. Das haben sich die Ausführenden zu Herzen genommen. Daniel Spaw hat für das zweite Abokonzert der Bad Reichenhaller Philharmoniker feine Programmpunkte zusammengestellt mit Werken von Franz Schubert und Gustav Mahler.

Im Original ist Schuberts berühmtes, voll Liebessehnsucht gespicktes „Gretchen am Spinnrad“, auf den Goethe-Text „Meine Ruh ist hin“ für Klavier und Gesangsstimme geschrieben. Hier kam es in der sensiblen Orchestrierung von Max Reger zu Gehör. Eines der beliebtesten Lieder Schuberts ist „Der Hirt auf dem Felsen“, das Duo aus Sopranstimme und Soloklarinette fand in der Orchestrierung von Carl Reinecke eine klingende Variante zwischen Melancholie und freudigem Aufbruch, wenn „Der Frühling willkommen“ geheißen wird. Das Orchester bettete die Gesangsstimme in farbigere Klangreize.

Karin Ulsamer gab die gut korrespondierende Instrumentalpartnerin zum Hirtengesang. Julia Grüter gestaltete differenziert und textbezogen ausdrucksvoll abschattiert. Ihr Sopran besitzt jugendliche Farbe gepaart mit strahlkräftiger Fülle und blühender Höhe. In den selten zu hörenden Kostproben aus der Schubert-Oper „Alfonso und Estrella“ setzte Spaw in der Ouvertüre auf orchestrale Intensität, hingegen spann Grüter als Estrella feine melancholische Fäden, die sich dann in Mahlers „Das irdische Leben“ aus „Des Knaben Wunderhorn“ zu tragischen Facetten steigerten.

„Das himmlische Leben“ kam mit Mahlers Sinfonie Nr.4 G-Dur ebenso feinsinnig wie klangprächtig zum Ausdruck. Daniel Spaw hat mit dem Orchester gute Arbeit geleistet – zum klangdifferenziert vielfarbigen Ausdruck dieser humorigen Idylle gibt es in dieser Sinfonie heiterer Zwischentöne. Das Schlagwerk, mit den Schellen gleich zu Beginn, war viel beschäftigt. Vielgestaltig klangsensibel gab sich die gesamte Bläserriege im Wechsel mit schönen solistischen Einwürfen.

„Wir genießen die himmlischen Freuden, d‘rum tun wir das Irdische meiden“, beginnt das Lied im vierten Satz und ist der melodische Tenor, der die gesamte sinfonische Aussage färbt. Etwas makaber spielt auch der Tod mit in dieser Mischung aus Volksliedhaftem, aus Überschwang, zartfühlenden Finessen und lyrischer Einkehr. Für die makabren Zwischentöne sorgte die Konzertmeisterin mit einer höher gestimmten zweiten Violine. Grüter ließ im Gegenzug die Stimme in der munteren Sinnlichkeit der himmlischen Freuden im schönen Einklang mit dem Orchester jubilieren.

Elisabeth Aumiller