Mozartwoche
Igor Levit und Robin Ticcatti ersetzen Argerich und Barenboim in Salzburg

Der Berliner Pianist und der Dirigent Robin Ticciatti springen für Argerich und Barenboim bei der Mozartwoche ein

30.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:21 Uhr

Robin Ticciatti ließ mit seinem empfindsamen Dirigat die Wiener Philharmoniker brillieren und Mozarts Musik erstrahlen. −Foto: Janoschka

So bedauerlich es war, dass Daniel Barenboim und Martha Argerich krankheitsbedingt absagen mussten, so glücklich war die Wahl der Vertretungen bei der Salzburger Mozartwoche: Der junge, äußerst erfolgreiche Dirigent Robin Ticciati stand am Pult der Wiener Philharmoniker im Großen Festspielhaus, und Igor Levit konnte als Solist für das Konzert A-Dur für Klavier und Orchester KV 414 von Wolfgang Amadeus Mozart gewonnen werden.

Zu Beginn des Programms waren die eher unbekannten Zwischenaktmusiken zu „Thamos, König in Ägypten“ KV 345 zu hören, und als drittes Werk erklang die „Linzer Sinfonie“ in C-Dur, KV 425 mit ihren Sätzen Adagio-Allegro spirituoso, Andante, Menuetto-Trio und Presto.

Ein musikalisch äußerst hochwertiges Erlebnis boten die Wiener Philharmoniker, die mit rund 50 Instrumentalisten auf der Bühne kristallklare Piani neben transparenten Fortissimi spielten. Höchste Präzision war hier gepaart mit einer musikalischen Interpretation Mozarts in allen drei Werken, die unter dem Dirigat von Ticciatti ein neues Gewand erhielten.

Er dirigierte den Spannungsaufbau in den Motiven und Phrasierungen mit einer selten gesehenen Empfindsamkeit, mit der er die Musik durch seine Körpersprache spiegelte und sie so sichtbar machte. Als Dirigent schlüpfte er vollkommen in die Rolle des Komponisten Mozart, dessen „Geist“ der Zuhörer unentwegt vor sich sah. Besonders kam dies bei den beiden Orchesterstücken zum Ausdruck, so dass vor allem die Linzer Sinfonie in einem besonderen Licht erstrahlte. Ticciatti hatte sich als Klavier-, Violin- und Schlagzeugstudent schon mit 15 Jahren auch dem Dirigieren zugewandt. Seine Zusammenarbeit mit weltbekannten Dirigenten und seine Ämter als Gastdirigent bei namhaften Orchestern brachten ihm viele Auszeichnungen ein.

Beim Klavierkonzert brillierte Solist Igor Levit mit seiner völligen Durchdringung des Werkes, bei dem er in seinen Läufen Sonnenstrahlen auf einer imaginären Wasseroberfläche glitzern ließ. Er wandte sich bei den Tutti-Stellen den Instrumentalisten zu und verband sich musikalisch deutlich sichtbar mit ihnen. Die Kadenzen in den drei Sätzen aus Mozarts Feder waren in seinem Spiel an Virtuosität und musikalischem Reichtum in den Modulationen nicht zu überbieten.

Mit Freude an der Musik und Leichtigkeit kostete er gemeinsam mit dem Dirigenten die Pausen zwischen den Übergängen aus, bevor er das Thema der jeweils folgenden Solostelle vorstellte. Mit einer fast meditativ gespielten Zugabe im getragenen Tempo bedankte sich der Pianist für den überwältigenden Applaus.

Brigitte Janoschka