Berchtesgadener Land
Musikschullehrer fordern mehr Geld

Gemeinden müssen bei Zuschüssen tiefer in die Tasche greifen<?ZP?>

30.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:23 Uhr

Große Festabende der Musikschulschüler soll es auch künftig geben. Für die Eltern wird der Unterricht für deren Sprösslinge aber teurer. −Fotos: Archiv Kilian Pfeiffer

Von Kilian Pfeiffer

Deutlich mehr Geld fordern die Lehrer der Musikschule Berchtesgadener Land (südlicher Landkreis). Bisher erhalten sie einen „Haustarif“ – und erwarten sich nun eine schrittweise Anpassung an den TVöD-Lohn bis 2026. Die Zuschuss leistenden Gemeinden kommt das teuer zu stehen. Die Kosten pro Musikschüler sollen am Ende bei knapp 600 Euro liegen – und damit fast doppelt so hoch wie bislang. Die Gemeinden zeigen sich zahlungsbereit.

David Grubinger leitet die Musikschule. Der Vollblutmusiker weiß um die Wichtigkeit seiner Einrichtung Bescheid. Mit deutlichen Worten erklärt er den Status quo. Dass es so nicht weitergehen könne, wenn sich nichts ändere. 500 Kinder betreut die Schule, 35 Angestellte geben pro Woche 220 Stunden Unterricht. Bei der Musikschule tut man sich schwer, Personal zu finden und vor allem zu halten. Die Fluktuation unter den Lehrern ist groß, ein ständiges Kommen und Gehen, sagt Grubinger. 25 Prozent der Mitarbeiter verlassen die Einrichtung jedes Jahr. Ein Grund ist die Bezahlung und die Tatsache, dass es keine Gehaltssteigerungen gibt. „Andere Musikschulen haben eine deutlich höhere Bezahlung für die gleiche Arbeit“, sagt er. Die Finanzierung der Musikschule Berchtesgadener Land fußt auf drei Säulen. 52 Prozent der Kosten werden von den Erziehungsberechtigten getragen, 36 Prozent kommen als Gemeindezuschüsse, der Rest sind Förderungen. Seit der Gründung 1978 erhält die Musikschule von den Mitgliedsgemeinden Zuschüsse in Höhe von jährlich derzeit 310 Euro je Musikschulkind.

Die Forderungen von David Grubinger haben es in sich: Die Musikschule will die gemeindlichen Zuschüsse in direkter Anlehnung an den TVöD erhöhen. Bis 2026 sollen die Löhne schrittweise jährlich angepasst werden nach der TVöD-Entgeltgruppe für Musikschullehrer. Der Jahreszuschuss steigt etwa für die Gemeinde Bischofswiesen um fast 100 Prozent, von bislang 32000 auf nunmehr 59000 Euro. Rund 100 Bischofswieser Kinder besuchen die Musikschule. Pro Kind sind das knapp 600 Euro. Hinzu kommt: Nicht alle Faktoren sind eingerechnet, die die Summe am Ende noch beeinflussen könnten. „Das ist ein Brocken Geld“, stöhnt Gemeinderat Michael Sturm, ohne an der aufgestockten Unterstützung zu zweifeln. „Der Wert der Musikschule ist enorm. Der Unterricht ist im Sinne der gesamtgesellschaftlichen Erwartung“, sagt der SPD-Lokalpolitiker Hans Metzenleitner. Auch die Eltern müssen künftig deutlich tiefer in die Tasche greifen, wenn sie ihre Kinder weiterhin musikalisch ausbilden lassen wollen.

Für Musikschulleiter David Grubinger ist die Gehaltserhöhung der entscheidende Faktor für eine langfristige Bindung des Personals an den Betrieb. „Verlässt ein Lehrer die Schule, ist es häufig so, dass auch die betreuten Kinder gehen“, klagt er. Die Lehrer-Kind-Bindung soll damit dauerhaft optimiert werden. „Der ständige Personalwechsel und die Akquise hat die Beteiligten viele graue Haare gekostet“, weiß etwa Bischofswiesens Bürgermeister Thomas Weber. Die Zustimmung des Gemeinderats für den Zuschuss soll nun etwas Ruhe in die Musikschule bringen.