Saisonabschluss im Sauerland
Grandioses Rundumpaket: Snowboarderin Ramona Hofmeister vor historischem Triumph

07.03.2024 | Stand 07.03.2024, 14:20 Uhr

Deutschlands Beste auf Schnee: Die Bischofswieserin Ramona Hofmeister dominiert den Snowboard-Weltcup. − Foto: Imago Images

Ramona Hofmeister vom WSV Bischofswiesen will am Wochenende beim Saisonfinale in Winterberg einen famosen Winter krönen. Mit dem Gewinn der dritten Kristallkugel könnte sie für einen historischen Triumph im Snowboard-Weltcup sorgen.

„Es ist immer noch surreal für mich“, sagt Hofmeister und meint damit die beiden Kristallkugeln, die sie sich schon vorzeitig sicherte – als Gesamtweltcupsiegerin und Disziplingewinnerin im Parallel-Riesenslalom. Von den 13 bisherigen Saisonrennen gewann die 27-Jährige fünf und stand bei drei weiteren auf dem Podest, nur zweimal verpasste sie die Top 5. Damit holte sie sich wie 2020, 2021 und 2022 die große Kristallkugel.

Und nun soll am Samstag, 9. März, im Sauerland der Meilenstein folgen – der Disziplin-Erfolg auch im Parallel-Slalom, wo sie das Klassement vor dem Finale deutlich anführt. Bislang hatten es in der Snowboard-Historie nur die Schweizerin Patrizia Kummer 2014 und die Slowenin Zan Kosir 2015 geschafft, in einer Saison alle drei Kristallkugeln zu gewinnen. Das waren allerdings noch ganz andere Zeiten, bei den Frauen etwa fanden nur sechs Rennen statt. In den vergangenen zehn Jahren engagierten sich immer mehr Nationen im Snowboard, die Sportart entwickelte sich rasant, die Leistungsdichte nahm enorm zu. Gerade in diesem Umfeld so konstant Weltklasse zu sein, „das ist schon herausragend“, lobt der deutsche Verbandssportdirektor Andreas Scheid.

„Sie hat einen absoluten Siegeswillen“

Hofmeister zeichnet eine außergewöhnliche Entschlossenheit aus. „Sie hat einen absoluten Siegeswillen, kann sich absolut auf das Wesentliche fokussieren und performt immer bis zum Schluss“, sagt Scheid. „Das Rundumpaket bei Ramona ist einfach grandios.“ Dazu kommt eine Leidensfähigkeit: Die Olympia-Dritte von Pyeongchang 2018 und zweimalige WM-Medaillengewinnerin hatte in ihrer Karriere immer wieder mit Rückenproblemen inklusive eines Bandscheibenvorfalls zu kämpfen. In diesem Winter blieb Hofmeister erstmals weitgehend schmerzfrei und ist in der Verfassung die aussichtsreichste Sportlerin von Snowboard Germany für die nächsten Jahre, wenn als Höhepunkte die WM 2025 in der Schweiz sowie Olympia 2026 in Italien anstehen. „Wir haben noch viel vor mit Ramona“, kündigt Scheid an.

Zunächst aber steht das Saisonfinale im Fokus. Hofmeister ist zwar etwas traurig, dass das eigentliche Saisonfinale in Berchtesgaden just auf jenem Hang, auf dem sie als kleines Mädchen zum ersten Mal auf einem Snowboard stand, wegen Schneemangels abgesagt wurde. Doch die gute Stimmung in Winterberg mache einiges wett, berichtet die 27-Jährige.

Trotz Erfolgen: Monatelang ohne Helmsponsor

Bei ihrer finalen Krönung will Hofmeister auch ein anderes Ärgernis ausblenden: Obwohl sie in diesem Jahr die erfolgreichste deutsche Wintersportlerin auf Schnee noch vor den oft erfolgsverwöhnten Athletinnen und Athleten im Ski alpin, Ski nordisch oder Biathlon ist, fand sie monatelang keinen Helmsponsor. „Wenn man die ersten drei Saisonrennen und dann im Januar einen weiteren Weltcup gewinnt und trotzdem interessiert sich keiner für einen, ist das schon ein bisschen traurig“, erzählt Hofmeister.

Für das Einzelrennen am Samstag und das abschließende Teamevent tags darauf in Winterberg hat Hofmeister immerhin noch einen kurzfristigen Unterstützer gefunden. Die Freude über die Kristallkugeln sollen den Sponsoren-Frust überstrahlen.

− dpa