Braunbär im Berchtesgadener Land
Furcht und Freude: Naturschützer sehen ein „super Zeichen“ – Kaniber sorgt sich um Weidewirtschaft

12.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:16 Uhr

Staatsministerin Michaela Kaniber (links) sorgt sich wegen der Raubtiere, hier mit Landesbäuerin Christine Singer am Anfang der Woche in Marktschellenberg bei der Auftaktveranstaltung „Landfrauen machen Schule“. −Fotos: Kilian Pfeiffer

Während die einen über das Fotofallen-Bild des ersten Braunbären im Landkreis klagen, freuen sich andere: „Für den Landkreis als Biosphärenregion ist der Bär ein super Zeichen“, sagt Rita Poser, Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land. Als Allesfresser brauche er nicht unbedingt ein Schaf als Nahrung. Ganz unglücklich scheint Rita Poser über den Bären nicht zu sein. Dessen Sichtung in Schneizlreuth Anfang der Woche sei für die Region ein Gewinn.

Die Nachricht über die Existenz des Raubtieres sei keine schlechte

Im Berchtesgadener Land, wo Biosphäre und Nationalpark zuhause ist, da sei die Nachricht über die Existenz des Raubtieres in jedem Fall keine schlechte, sagt sie. Eine Sichtung durch einen Menschen hat es zwar noch nicht gegeben. „Der Bär scheint scheu zu sein“, sagt Rita Poser. Sie versteht die Bedenken der Landwirte zwar (wir berichteten gestern), fordert dazu auf, politisch Herdenschutzzäune besser zu fördern. „Man muss sich da etwas Sinnvolles überlegen“, sagt sie. Sollten sich vermehrt Risse von Tieren ereignen und keine Lösung gefunden werden, kommt für sie im Notfall auch ein Abschuss infrage. „Regelungen beim Wolf gibt es auch jetzt schon.

Die Sicherheit der Menschen stehe über allem

„Dass der oder die herumstreifenden Bären die Bevölkerung verunsichern, verstehe ich total“, sagt Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber auf Anfrage. Die Sicherheit der Menschen stehe über allem. Wie viele Raubtiere ein dicht besiedeltes Land wie Deutschland verträgt, das ist die Frage, die die Staatsministerin beschäftigt. Für sie ist klar: „Die Koexistenz von großen Raubtieren und Weidehaltung ist schlicht nicht möglich.“ Es dürfe nicht passieren, dass die Weidewirtschaft eingestellt wird. „Damit ginge nicht nur genau die Form der Tierhaltung verloren, die sich die Gesellschaft wünscht. Die Biodiversität im Grünland ginge zurück, die Kulturlandschaft wäre in Gefahr und bäuerliche Existenzen sowie der Tourismus stünden auf dem Spiel.“