Gamswild zum vierten Mal erfasst
Forstbetrieb Berchtesgaden zählt 281 Tiere an 15 Stellen

09.08.2023 | Stand 12.09.2023, 23:54 Uhr

Eine Gamsgeiß mit Kitz, die beiden meistern mühelos anspruchsvolles Gelände. −Foto: Manfred Zeis

Das langfristig angelegte Gamswild-Monitoring haben die Bayerischen Staatsforsten im gesamten Bayerischen Alpenraum fortgesetzt. Zum vierten Mal fand am Forstbetrieb Berchtesgaden eine standardisierte Gamswildzählung statt. 281 Tiere wurden an 15 Zählpunkten erfasst. Die dritte Wiederholung des Zählverfahrens war ein großer Erfolg, schreibt der Forstbetrieb Berchtesgaden.

Ferngläser, Spektiven und Wärmebildgeräte

Berufsjäger und Förster des Forstbetriebs Berchtesgaden gingen an die 15 Beobachtungsstellen, von denen aus bereits in den Vorjahren zwischen 167 und 276 Stück Gamswild gezählt wurden. Gemeinsam mit geladenen Gästen der zwei zuständigen Jagdbehörden an den Landratsämtern aus Bad Reichenhall und Traunstein sowie Vertretern der beiden Kreisgruppen des Bayerischen Jagdverbands (BJV) wurde das Gelände mit Ferngläsern, Wärmebildgeräten und Spektiven nach Gamswild abgesucht und das Ergebnis in standardisierte Zählblätter eingetragen.

Unter Fachleuten herrscht Einigkeit, dass die Höhe des Gamsbestands in Bergregionen nicht ermittelt werden kann. Das wiederholte Blockzählverfahren erlaubt lediglich den Einblick in einen kleinen Teil des gesamten Gamslebensraums. Selbst in den einsehbaren Flächen können unmöglich alle vorhandenen Gämsen gezählt werden, da Bäume und Latschen, aber auch Felsvorsprünge viele Abschnitte verbergen. Ziele sind die Dokumentation langfristiger Trends der Populationsentwicklung und Erfahrungen über die Raumnutzung des Gamswildes.



Nach ersten Erkenntnissen ist Bestand stabil


Kurzfristige Aussagen sind nicht möglich, da die Zählergebnisse an den einzelnen Punkten von Tag zu Tag sehr stark schwanken, je nachdem wo sich die Tiere gerade aufhalten. Wind, Hitze oder Regen beeinflussen die Zählergebnisse ebenso wie alle möglichen Störungen, zum Beispiel durch Bergsteiger, Adler oder Hubschrauber.

In den vergangenen vier Jahren wurden 167 (2020), 250 (2021), 276 (2022) und jetzt 281 Gämsen gezählt. Gegenüber dem Vorjahr waren das fünf Gämsen bzw. zwei Prozent mehr. An einzelnen Zählpunkten schwankten die Zählergebnisse gegenüber dem Vorjahr jedoch von minus 14 bis plus 11. Die Zeitreihe ist für verlässliche Aussagen noch zu kurz, erläutert Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller. „Dennoch deuten die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass im Verantwortungsbereich der Bayerischen Staatsforsten stabile Gamsbestände leben“, freut sich Müller. Über das zahlreiche Gamswild freute sich auch Daniela Kronawitter, Leiterin des Geschäftsbereichs Bauen und Umwelt am Landratsamt Berchtesgadener Land, die bereits Erfahrungen beim Gamswildmonitoring im Nationalpark Berchtesgaden sammeln konnte. Im östlichen Lattengebirge konnte Kronawitter an ihrem Zählpunkt (einschließlich einer entspannt-neugierigen Gamsgeiß) 38 Gämsen und auf dem Heimweg an einem anderen Zählpunkt noch weitere 14 Gämsen beobachten.

Wenig Jagd auf Flächen mit wenig Wildverbiss

Respekt und Dank äußerte auch Edgar Dommermuth aus der Vorstandschaft der BJV-Kreisgruppe Berchtesgaden, der dieses Jahr wie Kronawitter den Forstbetriebsleiter begleitete. Josef Freutsmiedl, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Traunstein erfreute sich am Anblick von 35 Gämsen, die er an seinem Zählpunkt nördlich des Mittelstaufens zu sehen bekam.

Großes Lob zollt der Traunsteiner BJV-Chef dem Jagdkonzept der Bayerischen Staatsforsten am Forstbetrieb Berchtesgaden, denn dort wird auf Flächen mit unbedeutendem Wildverbiss nur sehr zurückhaltend gejagt. „Das kommt insbesondere dem Gamswild in den Fels- und Latschenregionen zugute“, freut sich Josef Freutsmiedl.

− red