Quarantäne im Tierheim
Elf Maltipoo-Welpen unter Koffern versteckt: So geht’s den Hunden in Freilassing

Bundespolizei beschlagnahmte Hunde – Wert: 20.000 Euro

31.01.2024 | Stand 01.02.2024, 10:59 Uhr

Für acht Wochen müssen die sehr jungen Welpen in Quarantäne. Sie werden im Tierheim umfangreich gepflegt. Danach bekommt der Besitzer sie wieder – so will es das Gesetz. − Fotos: Sebastian Lippert

Der Gegenwert von knapp 20.000 Euro kotet dem Tierschutzverein Freilassing (Berchtesgadener Land) jetzt täglich den grauen Fliesenboden voll: Elf Maltipoo-Welpen hat die Bundespolizei Freilassing in der Nacht auf Samstag beschlagnahmt, weil kein Nachweis einer Tollwutimpfung vorliegt.



Zudem sind zehn davon auf jeden Fall zu jung, um von ihrer Mutter getrennt zu sein (unter acht Wochen). Die vermeintlichen Maltipoos (Kreuzung aus Malteser und Pudel) müssen deshalb für acht Wochen in Quarantäne bleiben.

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Elf Welpen auf einmal bedeuten eine Heidenarbeit fürs Tierheim



Die ganze Arbeit damit haben sie nun an der Saalachau, im Tierheim Freilassing. Leiterin Christine von Hake holte die Welpen am Wochenende mit dem eigenen Auto in mehreren Boxen ab. Seitdem heißt es: putzen, füttern, baden, putzen, füttern, baden – und so weiter im Takt. Besonders für den stellvertretenden Leiter Markus Fuchs, der sich vorwiegend um Hunde kümmert, bedeutet das eine Heidenarbeit.

15 Euro pro Tier und Tag zahlt das Veterinäramt



„Elf Welpen: Das sind schon Ausmaße, die wir nicht gewohnt sind“, sagt Fuchs über die Herausforderung, so viele neugierige junge Hunde auf einmal zu pflegen. Christine von Hake sagt frei heraus, was „pflegen“ heißt: „Alle paar Stunden muss man reingehen, dann ist schon wieder alles voller Kot. Wir müssen sie also mehrmals baden, außerdem entsteht bei so vielen Hunden ja eine große Dynamik“, erklärt von Hake. Deshalb sei es auch wichtig, hin und wieder nur dazustehen und zu beobachten, manchmal eine halbe Stunde lang. „Da, der da, der gefällt mir nicht. Sehen Sie, wie der an den Vorderbeinen immer wieder in sich zusammenfällt? Der brütet vielleicht was aus“, sprudelt es aus der Tierheimleiterin heraus.

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Es handelt sich wohl um Maltipoo-Welpen



15 Euro pro Tag und Welpe zahlt das Veterinäramt an das Tierheim, aber nur für die Dauer der Quarantäne. In diesem Fall sollten das exakt 9240 Euro sein. Würden Hehler die Tiere auf dem Schwarzmarkt verkaufen, wäre viel mehr verdient: Die Preise für einen Maltipoo-Welpen, als Mischling aus Malteser und Pudel eine sogenannte „Designer-Rasse“, liegen zwischen 1500 und 2000 Euro; mit elf multipliziert, ergibt das ein schönes Sümmchen von etwa 20.000 Euro. Im Tierheim geht man jedenfalls davon aus, dass es sich um diese Rasse handelt; Dokumente zu den Hunden liegen nämlich keine vor (siehe Polizeimeldung am Textende).

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Tierheim verdient nichts an den Tieren



Wer nun aber denkt, dass das Tierheim hier in die eigene Tasche arbeiten und sich nach Ablauf der Quarantäne bereichern kann , der oder die irrt gewaltig: Das Gesetz will es so, dass die Welpen nach Ablauf der Quarantäne wieder an die Besitzer ausgehändigt werden. Sollte das Veterinäramt darüber hinaus entscheiden, ein Bußgeld zu verhängen, so wird der Bescheid erst hinterher versandt – auf dem Postweg, in diesem Fall nach Ungarn. Ob das Landratsamt dieses Geld je sieht? Das Tierheim jedenfalls sieht nach Ablauf der acht Wochen keinen Cent mehr. „Dann ist das unser Bier“, gibt Christine von Hake die Gesetzeslage wieder, ohne das vorwurfsvoll zu meinen. Verdient ist daran also nichts – aber den Welpen wird geholfen.


Die Bundespolizeiinspektion Freilassing übermittelte diese Pressemitteilung auf Anfrage der Redaktion:

Zwei Ungarn im Alter von 27 und 29 Jahren waren am Samstag gegen 1.15 Uhr in einem Pkw über den Grenzübergang Walserberg von Österreich nach Deutschland eingereist. Im Fahrzeug erkannten die Einsatzkräfte zunächst auf der Rücksitzbank unter einem Reisekoffer eine Hundebox mit fünf Hundewelpen. Anschließend entdeckten die Beamten eine zweite Hundebox, die ebenfalls durch einen Koffer verdeckt war, mit weiteren Welpen. Die Koffer waren leer, weshalb der Verdacht naheliegt, dass sie bewusst als Sichtschutz dienten.

Ungereimheiten machten die aufmerksamen Beamten stutzig



Auf Nachfrage legte der Fahrer (27) einen gültigen EU-Heimtierausweis vor. Allerdings war der auf einen Pudel ausgestellt, und der im Dokument bezeichnete Hund war bereits am 23. November 2023 geboren. Die Ungereimtheiten machten die aufmerksamen Polizeibeamten misstrauisch: Keiner der aufgefundenen Hunde war ein Pudel oder schien älter als einen Monat zu sein. „Eine erforderliche Tollwutimpfung konnte nicht nachgewiesen werden. Die Bundespolizei stellte die Hundewelpen gefahrenabwehrend sicher und das zuständige Veterinäramt wurde verständigt“, erklärt die Bundespolizeiinspektion auf Anfrage der Redaktion.