Laufen/Oberndorf
Eindrucksvolles Marktfest: „Drent und herent g’hern zamm“

Tausende Besucher in Laufens Altstadt

26.06.2023 | Stand 14.09.2023, 22:33 Uhr
Hannes Höfer

Sie ließen es auf der Brücke krachen: die Königlich Privilegierte Feuerschützengesellschaft (hinten) und die Schiffergarde. −Fotos: Hannes Höfer

Von Hannes Höfer

Es war das vierte große Fest in diesem Jahrhundert, das Laufen und Oberdorf gemeinsam feierten. Und es war das vierte, bei dem die Sonne vom Himmel und die Freude aus den Gesichtern der Besucher strahlte. Kurz gesagt: Das historische Marktfest am Sonntag war ein grandioser Erfolg – mit einem katholischen Festakt in Oberdorf und einem ganztägigen weltlichen Fest in der Laufener Altstadt.

Tausende Menschen flanierten über einen Boden, der vermutlich schon im dritten vorchristlichen Jahrhundert besiedelt war. Doch eins weiß man g’wieß: Die erste urkundliche Erwähnung eines „Castellum ad Louffi“ erfolgte 748 nach Christus. Und wer bei dieser Zahl bis zum Jahr 2023 fortrechnet, wird exakt bei 1275 Jahre landen: ein veritabler Anlass für ein besonderes Fest.

Der Oberndorfer Kirchenvorplatz mit den vielen Sitzreihen lag noch im Schatten, als gleich fünf katholische Priester an den Altar traten, eingespielt von den Stadtkapellen Laufen und Oberndorf. Allen voran der Generalvikar der Erzdiözese Salzburg, Roland Rasser, flankiert von den Ortspfarrern Klaus Erber und Simon Eibl sowie Heribert Jäger und Martin Schwer. Letzterer stammt aus Oberndorf am Neckar, der Partnerstadt von Oberndorf an der Salzach.

Generalvikar Rasser: Schleife der Salzach als Parabel aufs Leben

Dieser Alpenfluss war Thema in der Predigt von Roland Rasser. „Niemand kann zweimal in den gleichen Fluss steigen“, zitierte er den griechischen Philosophen Heraklit. „Der Zeitfluss ist unaufhaltsam“, folgerte der Generalvikar, „in Laufen und Oberndorf von 748 bis heute.“ Ein Fluss, zwei Ufer, zwei Städte und zwei Brücken, stellte Rasser ebenso gegenüber wie das Für- und Miteinander. Die 180-Grad-Schleife der Salzach ist für ihn eine Parabel auf das menschliche Leben, das seinerseits mit schicksalhaften Wendungen konfrontiert wird. Eines war Rasser besonders aufgefallen: „Dieses ‚drent und herent‘ beginnt stets mit dem Gegenüber.“

Die Salzach fließt in den Inn, der weiter in die Donau und die ins Schwarze Meer, mithin in eine Region, die heute aller Welt Sorge bereite, dort „wo das Miteinander nicht so gelingt wie hier.“ Mit seiner Predigt erntete Rasser starken Applaus.

Geschenke der Gratulanten

Die Fürbitten kamen von Feuerwehraktiven beider Seiten und von Vertretern der Partnerstädte, von Oberndorf am Neckar, vom schweizerischen Laufen an der Birs und dem französischen Brioude. Ein besonderes Geschenk hatte Hermann Acker, Bürgermeister aus der nordrheinwestfälischen Partnerstadt mitgebracht: Eine stabile wetterfeste Liegebank für drei. Detail am Rande: Just an diesem Sonntag wählte die 15000-Einwohnerstadt am Neckar einen neuen Bürgermeister, wobei Acker nach 24 Amtsjahren nicht mehr antrat. Gleich danach gratulierte Tittmonings Bürgermeister Andreas Bratzdrum den Nachbarn mit einem dicken gravierten Brett zu 1275 Jahren, eingeleitet mit einem kräftigen Jodler von Sabine Heuberger. Auf der Brückenmitte knallten nicht nur die Gewehre der Schiffergarde, sondern mit ihnen auch die Böller der Königlich Privilegierte Feuerschützengesellschaft. Die beiden Bürgermeister Hans Feil und Georg Djundja durchtrennten je eine Schleife und entrollten damit die Fahnen der beiden Schwesternstädte über grünem Salzachwasser.

Kinderwagen-Stau: Sinnbild für familiären Charakter

Bis zur Ankunft des Festzugs hatte sich Laufens Altstadt in eine kulinarische Meile und der schattige Stadtpark in einen Biergarten verwandelt. Bühnen für Kreativität allerorten, Musik für jeden Geschmack in den Straßen und auf den Plätzen. Stellenweise kam es zu Kinderwagen-Staus und starkem „Gegenverkehr“.

Handwerker, Vereine und die Feuerwehr hatten sich viel einfallen lassen, um die Altstadt mit Leben zu erfüllen, für Kinder und Erwachsene. Mit Eisenbahn, Hüpfburgen, Spielzelt, Clown, Bienen-Quiz, Altstadtführungen von Gymnasiumschülern, ein Taubenhändler aus Teisendorf, ein Schmied, der Nägel und kleine Hufeisen schmiedete und eine Schreinerei, die am Rathausplatz kleine Sitzhocker fertigte. Gleich daneben eine „Druckerey“, die druckt wie zu Gutenbergs Zeiten.

Im Klostergarten lud die Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL) zu einem ökologischen Markt der Vielfalt. Am unteren Stadttor versuchte eine „Tigerente“ ihre „Reiter“ abzuwerfen; gleich daneben hatte der Alpenverein einen Kletterturm aufgerichtet, wo sich schon die Kleinen in die Senkrechte wagten. Der SV Leobendorf zeigte sich mit Tennis, Fußball und Wurfspiel vielseitig. Das Fest und damit ein außergewöhnliches Wochenende endete erst am Abend im Stadtpark mit rockigen Rhythmen.

Kapellen ernten für Europahymne besonderen Beifall

Die beiden Bürgermeister bedankten sich ausdrücklich bei ihren Mitarbeitern für die Vorbereitung, namentlich bei den Geschäftsleitern Christian Reiter und Dr. Gerhard Schäffer. Ganz besonders aber bei Kulturamtsleiter Stefan Feiler, der aufgrund einer Erkrankung nicht dabei sein konnte. Die Musikkapellen der Schwesterstädte spielten zum Ende des Festaktes die Salzburger Landeshymne und die Bayernhymne. Für die gemeinsam intonierte Europahymne ernteten die Musikanten besonderen Beifall.

Apropos viertes Fest: Die bisherigen Anlässe waren die Brückensanierung zusammen mit dem Stegneubau, 200 Jahre Rupertiwinkel und die Grenzziehung im Jahre 1816. Nun also 1275 Jahre dokumentierte Geschichte. Was kommt als nächstes? Ein Anlass wird sich hoffentlich finden, denn wie sagte Generalvikar Rasser? „Es geht weiter im Fluss der Zeit …“