Künftige Bahnstrecke visualisiert
ABS 38: Bahn zeigt Bilder, wie es in und um Laufen aussehen sollen

02.03.2024 | Stand 02.03.2024, 5:00 Uhr
Hannes Höfer

Der Beobachter nähert sich hier aus der Vogelperspektive dem künftigen Erscheinungsbild des Laufener Bahnhofs. − Fotos: Hannes Höfer

Die Bahn baut aus: Was rund um Laufen (Berchtesgadener Land) an Baumaßnahmen zur ABS38 vorgesehen ist und wie sich das Trassenumfeld verändern wird, darüber informierten sich am Mittwochabend rund 160 Bürger in der Salzachhalle, nicht nur aus Laufen.

Die Bahn fährt nicht immer zur Zufriedenheit ihrer Kunden. Das soll besser werden: öfter, schneller, leiser, pünktlich, umweltfreundlich. Auch in Südostbayern. Ab Mitte der 2030er Jahre soll die Strecke München-Mühldorf-Freilassing zweigleisig und elektrisch befahrbar sein. Der Weg bis dahin ist lang, die Etappen viele.

Eine davon ist Streckenabschnitt 3.5 – dieser Teil der 60 Kilometer-Strecke von Tüßling bis Freilassing umfasst das Gemeindegebiet der Stadt Laufen von der Landkreisgrenze im Norden bis zur Gemeindegrenze im Süden. 20 Mitarbeiter an 13 Stationen bot die DB InfraGO (Gemeinwohl-Orientierung) auf, um Anlieger, Betroffene und Interessierten über vier Stunden Gelegenheit zu Information und Austausch zu geben. Besondere Publikumsmagnete in der Halle waren die zwei großen Monitore, auf denen man den Teilabschnitt elf Minuten lang „überfliegen“ konnte und Gegenwart und Zukunft vergleichen.

„Hier kann jeder zu jedem Punkt gehen“, zeigte sich Projektleiter Michael Althaus stolz, selbst Jahreszeiten und wechselnder Schattenwurf ließen sich hier darstellen. Der Laufener Bahnhof wird sich künftig barrierefrei mit Rampe, Aufzug und höhengleichem Zustieg präsentieren. Drei Gleise mit 740 Meter Länge machten die Bahn flexibler und sicherer, wie Ronald Raczinski betonte. Er ist unter anderem für den Abschnitt Laufen zuständig. Auf 155 Meter erstrecken sich die neuen Bahnsteige, die sich noch um weitere 25 Meter verlängern ließen.

Grundstücke stehen der Bahn schon zu 80 Prozent zur Verfügung



Glück für die Bahn, dass man schon beim Bau der Strecke vor gut hundert Jahren ein zweites Gleis im Visier hatte, weshalb der nötige Grund heute zu 80 Prozent zur Verfügung steht. In die Jahre gekommen sind auch die elf Brückenbauwerke, darunter die Querung der Staatsstraße 2103. Weil die mit einem Bau der Ortsumfahrung zur Ortsstraße abgestuft werden soll und die Stadt keinen zusätzlichen Verkehr anziehen will, soll sich an Durchgangsbreite und -höhe nichts ändern. Die Stadt stellt bewusst keine Anforderung an die Brückenbauwerke, kämen doch damit voraussichtlich hohe Kosten auf sie zu.

Die mehrfach geäußerte Kritik, die Stadt selbst dürfe allenfalls bei der Farbe der Lärmschutzwände mitreden, wollte Geschäftsleiter Christian Reiter gegenüber der Heimatzeitung nicht unwidersprochen lassen. „Wir haben ein sehr gutes Verhältnis“, lobte Reiter die Zusammenarbeit von Bahn, Stadt und Bürgerplanungsgruppe. So habe die Bahn und ihr Team die Stadt bei ihren Stellungnahmen zu einem eventuellen „Verlangen-müssen“ beraten, schließlich seien die Stellungnahmen gegenüber dem Eisenbahn-Bundesamt „sachlich-fachlich gut zu begründen“. Vom Tisch seien diese Detailfragen deshalb noch nicht, denn letztlich entscheide man im Bundesamt.

Etliche DB-Mitarbeiter vor Ort



In der Mitte der Halle lagen auf hohen Tischen etliche Ordner, in denen rund 50 Pläne einzusehen waren. Hier wie an den Ständen standen Mitarbeiter und Fachingenieure für Fragen zur Verfügung. Etwa zur Elektrifizierung: „Schneller, umweltschonend, leiser“, so Althaus, denn der meiste Strom für Bayerns Bahnen käme aus Wasserkraft. Leiser machen als bisher sollen sowohl aktiver als auch passiver Lärmschutz den Bahnverkehr: von Unterschottermatten und Lärmschutzwänden bis hin zu Lüftern, die ein Fensteröffnen ersetzen. „Wir sind an die gesetzlichen Vorgaben gebunden“, betonen die Bahn-Vertreter. Gleiches gelte für den Naturschutz: „Ausgleich schaffen und Durchlässe bauen.“

Die Gletscher der letzten Eiszeit hatten hier im Voralpenraum keinen homogenen Boden abgelagert. Im Gegenteil. „Die Gründungen sind sehr aufwendig“, beschrieb Raczinski die dargestellten Schichten, darunter problematische Tonerden. Nicht zuletzt habe man den Damm damals „auf die grüne Wiese“ gesetzt. Den Betrieb will die Bahn auch während des Baus weitgehend aufrechterhalten, „ohne Sperrpausen aber wird es nicht gehen“, räumte er ein. Ein Detail der Planungen: es muss mindestens alle 1000 Meter ein Rettungszuweg geschaffen werden.

So geht es weiter



Wie geht es weiter? Der Abschnitt 3.5 Laufen befindet sich mit dieser Entwurfsplanung am Punkt 3 von neun Projektabschnitten. Es stehen aus: das Genehmigungsverfahren, die Ausführungsplanung, Vorbereitung und Mitwirkung bei der Vergabe, Bau, Inbetriebnahme und Restarbeiten. Zu den Kosten wollte Michael Althaus nichts sagen: „Wir sehen das bei den Ausschreibungen und den Angeboten.“ Stichwort Ausschreibung. Hier kündigte er an, teilweise so kleinteilig auszuschreiben, dass auch regionale Firmen, etwa beim Brückenbau, zum Zuge kommen können. Bei den Abschnitten mit Planfeststellungsbeschluss soll der Bau 2029 starten.

Beide Bahnverantwortliche empfehlen allen Interessierten ausdrücklich das Info-Center in Mühldorf. Vor allem aber biete man auf Wunsch „Einzeltermine vor Ort“ an. Unterlagen und Videos findet man im Internet auf der Website der ABS38. Den Weg in die Salzachhalle hatten auch etliche Kirchanschöringer gefunden. Sie sollen, anders als viele Laufener, eine Postwurfsendung erhalten haben. Etwa ein Dutzend befragter Stadtbürger berichteten, dass sie nur aus der Heimatzeitung oder der Stadthomepage von dieser „Dialogveranstaltung“ erfahren hatte, eine Postwurfsendung habe sie nicht erreicht.

Lösung für Querungen im Ort und bei Götzing



Dabei will die Bahn 6000 Stück verschickt haben und einige der Befragten bestätigten auch den Empfang. Michael Althaus versicherte den Auftrag an die Post, räumte aber ein, dass es hier Probleme gegeben hat. Die Kirchanschöringer erwartet ebenfalls eine Veranstaltung dieser Art. Ein Termin ist noch nicht bekannt. Doch schon in Laufen durften sie erfahren, dass für die umstrittenen Bahn-Straße-Querungen im Ort und bei Götzing eine Lösung gefunden ist. Deren Bekanntgabe aber will man den Bürgermeistern überlassen.