Burgkirchen
Wohncontainer als Notbehelf

Burgkirchen kauft zwei Stück, um steigende Zahl von Obdachlosen unterbringen zu können

18.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:14 Uhr

In der Nähe des Burgkirchner Alzstadions, auf dem freien Wiesengrundstück, das der Gemeinde gehört, sollen die beiden Wohncontainer aufgestellt werden. −Foto: Nöbauer

Es ist ein Problem, wie es Burgkirchen bisher wohl noch nicht untergekommen ist: Die Fälle von Menschen, die von heute auf morgen keine Unterkunft mehr haben und auf der Straße landen, häufen sich zuletzt enorm. „Das ist eine Situation, die erschreckend ist“, sagt Bürgermeister Johann Krichenbauer im Gespräch mit dem Anzeiger. Letztlich müsse sich dann die Gemeinde drum kümmern, dass jene Bürger für ein paar Tage ein Dach über dem Kopf haben. Dies zu organisieren sei aber nicht einfach; auch deshalb sollen schon bald zwei Wohncontainer angeschafft werden.

Drei bis vier Fälle im Jahr – nicht viel höher lag die Zahl zuletzt, weiß der Rathauschef. Trennungsgeschichten, Räumungsklagen, private Angelegenheiten. „Diese Leute schlagen dann im Rathaus auf, wenn sie nicht mehr wissen, wohin.“ Aus den drei, vier Fällen pro Jahr sind zuletzt aber um die zehn pro Quartal geworden, sagt Krichenbauer. „Das ist eine signifikante Häufung.“ Woran das liegt? Er kann es sich nicht so recht erklären, zumal die Hintergründe, wie es zur Obdachlosigkeit kam, sehr divers sind. „Umso schwerer ist es für uns, dem Ganzen Abhilfe zu schaffen. Vielleicht ist es auch ein gesellschaftliches Problem, vielleicht sind manche wegen der vielen Krisen einfach nervlich zu angespannt“, mutmaßt das Gemeindeoberhaupt.

Vorgegangen werde aber in allen Fällen gleich: Das Sozialamt klopft erstmal die familiären Verhältnisse und den Freundeskreis ab, ob die Person dort nicht irgendwo untergebracht werden kann. „Meistens gelingt das, aber nicht immer.“ Und dann? Die BRK-Container in Altötting seien keine Möglichkeit mehr, weiß Krichenbauer. „Wir haben die Auskunft bekommen, dass diese überfüllt sind.“ Also muss das Rathaus immer öfter auch in Gaststätten schauen, ob es kurzfristig ein Zimmer ergattert. „Das ist durch die Flüchtlingskrise aber nicht leichter geworden. Viele sind von Flüchtlingsorganisationen oder dem Landratsamt angemietet und werden bereitgehalten, wenn sie nicht belegt sind.“ Obdachlose Menschen für ein paar Tage unterzubringen wird für die Gemeinde schön langsam ein Ding der Unmöglichkeit.

Eine Lösung musste her – und die hat die Verwaltung gefunden: Sie will zwei Wohncontainer anschaffen, die als Notbehelf dienen. Bis zu acht Tage dürfen Obdachlose darin bleiben, danach hat sich, so die Hoffnung, eine Lösung für den weiteren Verbleib aufgetan. Entsprechende Mittel dazu sind im Haushaltsplan aufgelistet. Nun muss dieser nur noch genehmigt werden, bevor die Ausschreibung für die Container starten kann.

Johann Krichenbauer hat das Problem jüngst auch in der Bürgermeister-Dienstbesprechung auf den Tisch gebracht, doch die Resonanz habe ihn verwundert: „Andere Kommunen haben verneint, dass sie ähnliche Probleme haben. Vielleicht hatte es der eine oder andere auch nur nicht auf dem Schirm. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Burgkirchen da so ein Ausreißer ist“, zumal vom BRK die Aussage kam, dass deren Wohncontainer ja belegt seien. „Dass wir da ein Einzelfall sind, das ist unwahrscheinlich.“

Aufgestellt werden sollen die beiden Container, so die Idee der Verwaltung, in Gendorf in der Nähe des Alzstadions – an der Ecke Jahnstraße/Alzweg, neben dem türkischen Gebetshaus. „Dort ist ein freies Wiesengrundstück, das der Gemeinde gehört“, sagt Krichenbauer. Schließlich bräuchten die Menschen, die darin untergebracht werden, ja auch eine Nähe zu Einkaufsmöglichkeiten sowie eine Anbindung an den ÖPNV in der näheren Umgebung. „Wir sollten sie nicht am Rand ansiedeln, sie sind ja alle ganz normale Mitglieder der Gesellschaft.“

Möglichst zügig solle das Projekt vorangebracht werden, gibt der Rathauschef vor. „Wir wollen die Container im ersten Halbjahr 2023 aufstellen, um gewappnet zu sein. Ich fürchte nämlich, sie werden stark in Anspruch genommen werden.“