Burghausen
Von Hexen, Geistern und bösen Hunden

Wo eine Burg ist, da spukt es – So ist die Stadt Schauplatz für gleich mehrere Gruselgeschichten

31.10.2023 | Stand 31.10.2023, 5:00 Uhr

Schaurige Geschichten erzählen die Burghauser Gästeführer gerne bei ihren Führungen zu dieser Jahreszeit. Da dürfen die drei Mythen nicht fehlen. − Foto: Burghauser Touristik

Halloween, das ist die Zeit der Gruselgeschichten. Davon gibt es auch in Burghausen jede Menge, denn wo eine Burg ist, da spukt es bekanntlich. Das weiß Astrid Dornberger, die in der Gästeberatung arbeitet, in der Vergangenheit schon häufig in die Figur der „Hexe Astrid“ geschlüpft ist und bei Gruselführungen allerlei Schauriges aus Burghausen erzählt. Drei Geschichten mit Bezug zu Burghausen kommen da immer besonders gut an; sie werden in der Folge kurz nacherzählt.

*Dem Spuk um den Kreuzfelsen liegt eine Sage zugrunde, die von der unglücklichen Geschichte eines jungen Burghauser Paares erzählt. Einst verlobten sich in der alten Herzogstadt Wolfgang und Margarethe: Er war ein armer Fischerknecht, sie eine reiche Kaufmannstochter. Um diese gute Partie wurde der Knecht Wolfgang beneidet, für die junge Braut Margarethe hatte man in der Stadt allerdings nur Mitgefühl. Das junge Glück währte nicht lange: Eines Tages brach in Burghausen ein großer Brand aus, der die Stadt zerstörte und Menschen und Tiere tötete. Die Leichen von Margarethes Eltern fand man am Ende der Spitalgasse im Schutt ihres Hauses. Margarethe blieb unversehrt – aber vom einstigen Besitz war ihr nichts geblieben. Verzweifelt suchte sie nach ihrem Wolfgang. Statt ihm traf sie in Weh die als Hexe verrufene Kräuter-Res. „Mein liebes Mädchen“, höhnte die Hexe, „den Wolfgang brauchst du nicht mehr zu suchen. Der hat sich die Sybille angelacht“. Sie sagte: „Dass das Schicksal für dich nichts Gutes mehr im Sack hat und dass es mit dir und Wolfgang ein übles Ende nimmt, das habe ich dir längst aus den Karten gelesen.“ Entschlossen, sich das Leben zu nehmen, eilte sie zum Kreuzfelsen, der damals noch oben über dem Abgrund hing. Als sie dort ankam, sah sie sich plötzlich Wolfgang und Sybille gegenüber. „Du bemühst dich seit Jahren um Wolfgang, ich weiß es“, sagte sie zu Sybille. „Jetzt, wo ich arm bin, glaubst du dich am Ziel. Doch aus dem Jenseits heraus werde ich das verhindern!“ Sie rannte zum Felsen. Zu spät entschloss sich Wolfgang, sie zurückzuhalten: Mit flatternden Kleidern schwebte seine Verlobte in die Tiefe. Die Bewohner der umliegenden Höfe beobachteten in den folgenden Tagen, wie Wolfgang mit schmerzverzerrtem Gesicht vom Felsen herab zahlreiche Rosensträuße in das Wellengrab seiner Liebsten warf. Zwölf Tage lang, morgens und abends, ging das so. Am 13. Tag sah er staunend am Rand des Felsens ein Edelweiß blühen. Er neigte sich hinüber, um es zu pflücken. Da geriet der Fels unter ihm ins Wanken, er bröckelte vom Erdreich los und stürzte mit dem unglücklichen Wolfgang in den Abgrund. So fand er das Grab seiner betrogenen Liebsten – aber keine Ruhe. In vielen Nächten drang einst sein Seufzen aus den Wellen, ein Seufzen um eine Liebe, die erst der Tod in ihm zum Leben erweckt hat. Man erzählt sich, dass Wolfgang erst zur Ruhe kam, als ein eisernes Kreuz auf den Felsen in der Salzach gesetzt wurde.

*Früher wohnten in der Burg reiche Herzöge mit ihren Dienern. Während der gesamte Hofstaat jeden Tag zusammen auf der Burg lebte, ließ sich der Herzog nur selten blicken. So war die junge, schöne Herzogin mit der gesamten Dienerschaft doch allein auf der großen Burg, denn aus Furcht vor dem Zorn und der Rache des mächtigen Herzogs traute sich niemand an sie heran. Nur einer war so in sie verliebt, dass er auch den Herzog nicht scheute. Und dieser war kein tapferer Ritter, sondern nur ein einfacher Koch.

Dietrich, eben jener Koch, kam jeden Morgen zur Herzogin, um ihre Wünsche für Küche und Keller entgegenzunehmen. Bald nahm der Koch jede Gelegenheit wahr, um seiner Herrin nah zu sein. Da es sich aber für eine Herzogin nicht schickte, mit einem Dienstboten zusammen zu sein, suchten sich die beiden einen geheimen Ort: Dietrich hatte in der riesigen Burg eine geheime Kammer gefunden. Eines nachts kehrte der Herzog zurück und entdeckte die beiden. Zornig hob der Herzog sein Schwert, doch ließ es gleich darauf wieder sinken. „Du verdienst einen schlimmeren Tod. Dafür, dass du meine Ehre gestohlen hast, sollst du lebendig begraben werden!“ Gleich darauf rief der Herzog nach den Maurern. Der unglückliche Koch wurde eingemauert: „Lebt wohl, Frau Herzogin“, rief er noch, dann verschwand seine weiße Haube hinter den Steinen. Noch lange Zeit nach seinem Tod wurde die Gestalt Dietrichs auf der Burg gesehen. Wollte er die Herzogin trösten? Wollte er sich an seinem Mörder rächen? Niemand wusste, aus welchem Grund er zurückkehrte. Die Bürger von Burghausen wussten nur: Der eingemauerte Koch geht um.

*Die Sage der schwarzen Hunde von Burghausen geht ins 15. Jahrhundert zurück, in die Zeit des Ochsenkrieges von 1420 bis 1422. Dieser Krieg tobte zwischen Herzog Heinrich XVI, auch Heinrich der Reiche genannt, und seinem Vetter, Ludwig VII. dem Gebarteten von Bayern-Ingolstadt. Dem Ochsenkrieg fiel auch die Törringer Burg zum Opfer: Kaspar von Törring lag mit Heinrich dem Reichen in einer Fehde. Letzterer sorgte dafür, dass die Törringer Burg abgerissen wurde. Ihre Steine wurden auf der Burghauser Burg verwendet. Nun wurde aber beim Angriff des Heers von Heinrich dem Reichen auf Burg Törring nicht nur die Festungsanlage zerstört, sondern auch viele Menschen und Tiere wurden getötet. So auch die schwarzen Hunde der Törringer: Man soll sie deshalb seit dem 15. Jahrhundert immer wieder in der Nähe des Pulverturms gesehen haben. Es geht die Legende, dass sie nach Burghausen kommen, um ihre Herren zu rächen.

− red