Dienstag, 9. Mai, live in Burghausen
Thomas Gansch und Herbert Pixner: Alpenländisch mit Aussicht auf Pink Floyd

04.05.2023 | Stand 16.09.2023, 22:41 Uhr

Zwei Meister ihres Instruments: Harmonika-Spieler Herbert Pixner (l.) und Trompeter Thomas Gansch, der kürzlich auf der Jazzwoche Burghausen zu erleben war, vereinen Volksmusik und Improvisation. −Foto: ag

Mit „Alpen & Glühen“ präsentieren Thomas Gansch und Herbert Pixner alpenländische Volksmusik in einer ungewöhnlichen Besetzung: mit Manu Delago als Perkussionisten, Lukas Kanzelbinder am Kontrabass und dem Radio String Quartett entsteht ein musikalisches Projekt aus Improvisation und Tradition. Vor dem Konzert im Stadtsaal Burghausen am Dienstag, 9. Mai, erklärt Gansch im Interview, was Musik aus der Heimat bewirken kann.

Mit „Alpen & Glühen“ verbinden Sie Volksmusik mit Improvisation in der Besetzung Trompete, Harmonika, Kontrabass, Streichquartett und einer Hang. Warum ist dieses Konzept so erfolgreich?
Thomas Gansch: Ursprünglich war die Idee, etwas Gemeinsames mit Herbert Pixner zu machen. Es ist der Versuch, den Klang, den Pixner geprägt hat, stilistisch auszuweiten und musikalisch in weitere Gebiete reisen zu können. Ich habe die Musiker meines Vertrauens gefragt, was möglich ist. Es hat fast schon etwas Multimediales, diese Einheit von Musik, Licht und Stimmung. Man kann sich zurücklegen, die Augen zu machen und alles miterleben.

Warum heißt es „Alpen & Glühen“ und nicht „Alpenglühen“?
Gansch: Die alpenländische Ästhetik kommt hauptsächlich durch die Harmonika. Auf der musikalischen Reise soll das Ganze dann zu glühen beginnen. Es ist viel Platz für Inspiration und Improvisation. Die Homebase bleibt dabei die Musik der Alpen.

Sie und Pixner sind musikalisch unterschiedlich geprägt ...
Gansch: Herbert kommt aus der Tradition und hat sich immer gewehrt gegen Borniertheiten in der Volksmusik. Das ist eine sehr starre Struktur, in der man da aufwächst. Herbert hat es aber geschafft, die Harmonika zu einem einen fast psychedelischen, Rockgitarren-ähnlichen Instrument zu machen. Er hat sie rausgeholt aus dem verstaubten Gebiet der Lederhosen und hat eine eigene, freie Art der Volksmusik geschrieben. Ich bin aufgewachsen mit Blasmusik und habe die Volksmusik Schritt für Schritt entdeckt.


Wie kommen diese Unterschiede bei der Improvisation zugute?
Gansch: Ich habe immer Gebrauchsmusik gemacht und kann überall mein Instrument auspacken und spielen. Dadurch hatte ich bei unserer Arbeit immer einen Blick darauf, was wir noch einbauen könnten: einerseits die Sachen, die wir aufgenommen haben fürs Album, und andererseits aber auch immer wieder Sachen der Volksmusik. Der freie, wilde Umgang damit hat einen ganz eigenen Stil, der fast schon in Richtung Pink Floyd geht.

Was zieht Sie an Ihrer Herkunft beziehungsweise insbesondere an der alpenländischen Musik an?
Gansch: Ich liebe einfach Musik. Für mich gibt es keine Unterschiede. Es gibt nur Musik, die mich interessiert, und Musik, die mich nicht interessiert. Das besondere an der Volksmusik ist, dass sie für viele Menschen zugänglich ist. Ich habe in der alpenländischen Volksmusik schon Dinge erlebt, die mir mehr über Jazz beigebracht haben als der Jazz selbst.

Worauf freuen Sie sich am meisten bei Ihren Konzerten?
Gansch: Es ist ein wunderschönes, großartiges Projekt! Ich habe sicher noch nie so was Schönes und auch Entschleunigendes gemacht. Es tut einfach wahnsinnig gut, mal aus diesem alltäglichen Hamsterrad auszusteigen und einfach die Musik zu erleben.

Wie entschleunigen Sie? Wie bekommen Sie den Kopf frei?
Gansch: Ach, wenn ich das wüsste (lacht)! Ich versuche zu meditieren. Zehn Minuten am Tag. Das hilft schon viel.

Zum Abschluss noch eine etwas persönliche Frage: Sie haben ja an Silvester Geburtstag. Wie beginnt Ihre musikalische Reise in ein neues Lebensjahr?
Gansch: Ich bin dazu verdammt, jedes Lebensjahr mit dem Donauwalzer zu beginnen. Alle küssen sich, trinken Sekt und hören das Neujahrskonzert. Es hat aber auch etwas, das mir große Sicherheit vermittelt. Es hat eine schöne Konstante.

Das Gespräch führte Clara Preuß



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