Mehring
Starkes Bier, starke Worte

Bruder Barnabas predigt beim Starkbieranstich in Hohenwart über die große und kleine Politik

03.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:03 Uhr
Michael Fuchs

Landrat Erwin Schneider (Mitte) vergoss beim Anstich im Beisein von (v.l.) Franz Kaiser, Thomas Rothmeier, Gisela Kriegl, Martin Huber, Brauerei-Verkaufsleiter Martin Berger, Ingrid Heckner und Stephan Mayer keinen Tropfen. −Foto: Markus Margraf

Die moralische Instanz vom „Schwarzen Berg“, Bruder Barnabas alias Anton Maier hat den politischen Akteuren aller Ebenen am Samstag in Hohenwart gehörig die Leviten gelesen. Dazu hatte sich neben etwa 150 Besuchern die Spitze der Landkreis-CSU mit Landrat Erwin Schneider, MdB und CSU-Kreisvorsitzendem Stephan Mayer, CSU-Generalsekretär und MdL Martin Huber, Landrat-Stellvertreterin Ingrid Heckner und Bezirksrätin Gisela Kriegl eingefunden.

Martin Huber freute sich über die bodenständige, bayerische Normalität, die es dem Berliner-Wahnsinn entgegenzusetzen gelte. Stephan Mayer freute sich über die Normalität, die nach dreijähriger Corona-Pause wieder eingekehrt sei, erinnerte aber daran, dass in nur zwei Flugstunden Entfernung ein schrecklicher Krieg tobt. Im politischen Berlin herrschten Chaos-Tage, das verdeutlichten die dreitägigen Verhandlungen des Koalitionsausschusses. „In Berlin regiert eine Koalition, die nichts für Bayern übrig hat“, sagte Mayer.

„Wir brauchen die Energie“

Mit zwei gekonnt angesetzten Schlägen, zapfte Landrat Erwin Schneider das erste Fass Starkbier an, ohne auch nur einen Tropfen zu verspritzen. Anschließend erinnerte er an das letzte Starkbierfest in Hohenwart, kurz vor Beginn der Pandemie. In den zurückliegenden drei Jahren sei die Welt eine andere geworden, so Schneider. „Corona hat zweieinhalb Jahre meines Lebens als Landrat geprägt und beherrscht.“ Zuerst sei es darum gegangen, die Menschen vor der neuen Krankheit zu schützen, dann, sie zu impfen und dabei den Laden am Laufen zu halten; damit meinte der Landrat, die Produktion in den Industriewerken aufrecht zu halten und, ganz wichtig, den Betrieb der Kliniken. Und als man dachte, man hätte das Schlimmste überstanden, brach der Krieg in der Ukraine aus. Man sei nun mit ganz anderen Herausforderungen konfrontiert.

„Unsere chemische Industrie ist in Gefahr und wir brauchen bezahlbare Energie.“ Auch wenn dem Landrat die Windräder im Forst nicht gefallen: „Wir brauchen die Energie.“ Gegen die Schließung des Dyneon-Standorts in Gendorf stemmen sich Schneider, Mayer und Huber gemeinsam. „Die nächsten Jahre werden hart“, prophezeite der Landrat. „Wichtig wäre es, dass in Berlin wieder die Vernunft an die Macht kommt und in Bayern an der Macht bleibt“, schloss Schneider seine Ausführungen.

Mit dem Bayerischen Präsentiermarsch zog Bruder Barnabas, alias Anton Maier, begleitet von Emmertings CSU-Ortsvorsitzendem Thomas Rothmeier und Mehrings stellvertretendem CSU-Ortsvorsitzenden Franz Kaiser, unter großem Beifall in den Saal ein. Es folgte ein 55-minütiges Feuerwerk der starken und tadelnden Sprüche über die politischen Fehlleistungen der Verantwortlichen in Bund, Land und der Kommunen in den zurückliegenden Jahren.

Emmertings „rührige und omnipräsente“ Bezirkstagsabgeordnete und Dritte Bürgermeisterin Gisela Kriegl sah Bruder Barnabas auf dem direkten Wege zur Mutter Bavaria. Die CSU verbrauche alljährlich einen Generalsekretär. „Aber der Martin Huber sieht jetzt auch viel erwachsener aus und zudem muss er heute nicht zwischen Grünen sitzen.“

Barnabas wechselte in wilden Sprüngen die Themen. Während sich Europa an Trump abarbeitete, habe es Putin anscheinend völlig aus den Augen verloren. Umso fataler bei der Geschichte, dass das Abschreckungspotenzial der Bundeswehr mittlerweile auf das einer mittleren Dorffeuerwehr gesunken sei. An einen nahenden Weltuntergang glaubt Bruder Barnabas allerdings nicht – zumindest nicht bis zum 8. September 2024, da findet nämlich das Emmertinger Feuerwehrfest statt, da möchte er schon noch dabei sein.

Zum geplanten Windpark im Forst merkte Barnabas an: Emmerting hat noch nicht abgestimmt, weil es zu jedem Bau eines Carports mehr verwertbare Skizzen gebe, als für den im Staatsfrost geplanten Windpark. Gegen den Windpark könnten womöglich noch Bluthänflinge, Gelbbauchunken oder fleißige Biber helfen.

Nun waren die Bundesinnenministerin Nancy Faser und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock an der Reihe, denen er mangelnde Kenntnisse der Realität und der Sprache vorwarf. Der Bundestagsverkleinerung zeigte sich Barnabas nicht abgeneigt, „aber wir brauchen auch keine Listenkasper, die auf der Parteiflöte spielen, sondern unsere Abgeordneten vor Ort“.

Sich auf die Gemeinde Mehring einschießend, fragte Barnabas: „Wer braucht eine Fahrradstraße von Hohenwart nach Öd? Höchstens die vom täglichen Bürostress nach Hauses radelnden Wackerianer.“ In Mehring werde gerne geplant und wieder vertagt. Aber das mache Quartiersmanagerin Ursula Sixt alles wieder wett. Die ersetze auch gleich den Bürgermeister. Der Mehringer Rufbus müsste eigentlich „Flüsterbus“ heißen, weil ihn keiner ruft, doch nun würden die Haltestellen erweitert. „Das erinnert mich an das Vorhaben zum Windpark, wegen des fehlenden Windes einfach mehr Windräder aufzustellen.“ Bruder Barnabas sah dann auch noch eine weitere Nutzung für den Rufbus: Damit könnten doch die Rinder vom Schacherbauer-Hof fahren, dann bräuchten sie nicht mehr auf der Straße nach Burghausen zu laufen. Zudem riet Barnabas den Mehringern ihre Frauen bestimmter Altersgruppen besser zu füttern, denn in einer Studie über die Altersstruktur in der Gemeinde heißt es: „Frauen in bestimmten Altersstrukturen sind sehr gering ausgeprägt.“

„Emmerting hat nie ein Problem, es macht immer gleich zwei daraus.“ Als Beispiel nannte der Prediger das Sportgebäude – die einen wollten es, die anderen nicht – und den Bau der Kinderkrippe, denn: Jetzt fehlen die Kinder für die Krippe. „Ja, liebe Emmertinger, was habt ihr während des Corona-Lockdowns getan – oder nicht getan?“ Auf die Fernwärme eingehend, meinte Barnabas: Für die Kröten in der Gemeinde bestünde nun vermehrt die Gefahr, gedämpft als überfahren zu werden. Für das alte Sportheimgebäude hatte er bereits eine Verwendung parat: Das könnte Mehring als Taubenschlag und Sitzungssaal angeboten werden.

Nach einer kurzen Verschnaufpause war dann Thomas Estermeier an der Reihe, der als versierter Alleinunterhalter auf seiner „Quetschen“ mit seinem an Witzen reichen Repertoire für weitere Erheiterung sorgte. Die „Anhenga-Musi“ mit Tobias Staudhammer und Max Reiter sorgte ebenfalls für die musikalische Unterhaltung.

1500 Euro für Notstromaggregate

Dazwischen wurde das Sammelergebnis für die Anschaffung der Notstromaggregate für die Ukraine bekannt gegeben: Es kamen 1201 Euro zusammen. Konrad Schwarz und Manfred Kriegl hatten die Initiative ergriffen und waren mit einer Sammelbox im Saal unterwegs – und das sehr erfolgreich. So wurden an dem Abend Geld für drei Aggregate eingesammelt, weil die beiden CSU-Ortsvereine die 1201 Euro auf 1500 Euro aufstockten und so diese Anschaffung ermöglichten. Die JU Emmerting/Burgkirchen hatte bereits das Geld für zwei weitere Aggregate zur Verfügung gestellt, und so konnte man Raimund Said, von der Rumänienhilfe verkünden, dass er fünf Notstromaggregate für die Ukraine nach Polen liefern könne, wo sie dann an der Grenze übergegeben werden. Die Hauptpreise der Tombola, die viertägige Berlinfahrt, ging an Sonja Brunner, die Landtagsfahrt an Sandy Peschel.

− mf