Mit Tempo 140 durch Burghausen
Schleuser nach Verfolgungsjagd gestellt – und von eigenem Auto überrollt

04.10.2023 | Stand 05.10.2023, 7:06 Uhr

Mit bis zu 140 Stundenkilometern fuhr der Schleuser durch die Ortschaft bis er auf der Staatsstraße 2357 von der Fahrbahn abkam und gegen eine Böschung fuhr. − Foto: Bundespolizei

198 unerlaubte Einreisen und neun Schleusungen – diese Bilanz zieht die Bundespolizei für Montag und Dienstag dieser Woche. Ein Schleuser hat vor der Kontrolle in Burghausen Reißaus genommen und war über mehrere Kilometer geflohen. Am Ende wurde er von seinem eigenen Auto überrollt.



„Eine neue Eskalationsstufe erreichte eine Schleusungsfahrt, die im Stadtgebiet von Burghausen begann und einen dramatischen Verlauf nahm“, heißt es im Pressebericht der Bundespolizei von Mittwoch. Am Dienstag um 6.10 Uhr wurden die Beamten auf einen Pkw mit ungarischer Zulassung aufmerksam. Der Fahrzeuglenker wurde mittels Signal und Blaulicht zum Anhalten aufgefordert.

Doch der 25-jährige Türke gab Vollgas und beschleunigte innerhalb der geschlossenen Ortschaft auf bis zu 140 Stundenkilometer. Dabei ignorierte er auch mehrere rote Ampeln. Während der Flucht gefährdete der mutmaßliche Schleuser weitere Verkehrsteilnehmer durch rücksichtlose Überholmanöver. Auch scheute der Fahrer nicht davor zurück, mit stark überhöhter Geschwindigkeit eine Einbahnstraße gegen die Fahrtrichtung zu durchfahren.

Wegen der Neigung der Böschung: Fahrer wurde von Auto überrollt



Durch die riskanten Fahrmanöver kam der Pkw auf der Staatsstraße 2357 von der Fahrbahn ab und prallte gegen eine Böschung. Unmittelbar darauf sprang der 25-Jährige aus dem Fahrzeug und fiel hin. Das hatte für ihn schwere Folgen: Aufgrund der Neigung der Böschung bewegte sich das Fahrzeug rückwärts und überrollte den am Boden liegenden Mann.

Als die Bundespolizeistreife eintraf, lag der Fahrer blutend auf der Straße und klagte über starke Schmerzen. Mit mittelschweren Verletzungen brachte der alarmierte Rettungsdienst den Mann ins Krankenhaus Mühldorf. Auch der augenscheinlich schwerer verletzte Mitfahrer lag mit blutverschmierten Gesicht auf der Fahrbahn. Der 33-jährige Türke klagte über Schmerzen im Arm und im Brustkorb. Der Mann wurde ärztlich versorgt und anschließend mit einem Rettungshubschrauber ins Klinikum Traunstein verbracht.

Die Geschleusten, drei türkische Staatsangehörige, darunter eine Frau und ein Afghane, gaben später an, dass der Beifahrer aufgrund der Fahrweise versucht habe, aus dem Auto zu springen. Dies sei misslungen und das fahrende Auto habe ihn einige Zeit mitgeschleift. Auch hätten die Mitfahrer mehrmals versucht, die Flucht zu beenden, unter anderem durch den Griff zur Handbremse. Noch während das Fahrzeug rückwärts rollte, seien sie dann aus dem Fahrzeug gesprungen.

Fahrer erwartet Strafanzeige wegen Einschleusens von Ausländern



Da die Mitfahrer nicht in Besitz aufenthaltslegitimierender Dokumente waren, brachten die Einsatzkräfte die unverletzten Mitfahrer zum Bundespolizeirevier nach Mühldorf. Gegen sie besteht der Tatverdacht der unerlaubten Einreise und des unerlaubten Aufenthalts. Den Fahrer erwartet eine Strafanzeige wegen des Einschleusens von Ausländern unter Leben gefährdenden Umständen, des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr, des Fahrens ohne Fahrerlaubnis und der schweren Gesundheitsschädigung eines anderen Menschen. Er soll nach Entlassung aus dem Krankenhaus dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht Mühldorf vorgeführt werden.

Nach bisherigem Stand der Ermittlungen wurden weder weitere Verkehrsteilnehmer noch eingesetzte Polizeikräfte verletzt. Den Unfall nahm die Polizeiinspektion Burghausen auf. Am Einsatz waren neben der Bundes- und Landespolizei auch Rettungswagen und Notärzte aus Burghausen, und Altötting, ein Rettungshubschrauber sowie die Freiwilligen Feuerwehren aus Raitenhaslach und Dorfen beteiligt.

− red


Wer zur Verfolgungsjagd Hinweise geben kann oder anderweitige Erkenntnisse hat, ist aufgerufen, die Bundespolizei zu kontaktieren, ✆08654/77060 oder E-Mail bpoli.freilassing@polizei.bund.de