Altötting
Roboter in der Druckerei: Altes Gewerbe – Neue Technik

31.01.2023 | Stand 31.01.2023, 14:29 Uhr

Ist zufrieden mit dem „Kollegen Roboter“: Matthias Manghofer von der Druckerei Gebr. Geiselberger mit dem CoBot. −Foto: Johannes Geigenberger

Von Johannes Geigenberger

Er kennt keine Überstunden, keinen Urlaub und stellt keine Gehaltsforderungen: Einen solchen Mitarbeiter kann sich Matthias Manghofer eigentlich nur wünschen. Der Geschäftsführer der Druckerei Gebr. Geiselberger GmbH steht an einer der Maschinen in der Produktionshalle im Altöttinger Gewerbegebiet und schaut seinem „Mitarbeiter“ über die Schulter. Mühelos nimmt er einen Stapel der bedruckten Papierbögen nach dem anderen aus der Maschine, hebt sie auf die Europalette nebenan. Ausdauernder, als jeder Mensch es könnte – denn der Mitarbeiter, um den es geht, ist ein Roboter – genauer gesagt ein „CoBot“ von Universal Robots.

Die Druckbranche befindet sich im Umbruch: Immer weniger wird bekanntermaßen auf Papier gedruckt, mehr und mehr wird digital konsumiert. Die Branche muss sich deshalb immer wieder neu erfinden und neue Wege gehen: Bei der Druckerei Gebr. Geiselberger GmbH – gegründet schon 1911 – hat man diesen Prozess allerdings bereits in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder durchlaufen: Einst wurden dort Zeitungen gedruckt. Später spezialisierte sich die Druckerei auf Broschüren, Mailings, Verpackungen, Beipackzettel und Geschenkpapier. Neben dem Stammsitz in Altötting sind dies Langweid bei Augsburg und Kaufering.

Ein weitgehend krisensicheres Geschäft: Während Mitbewerber in der Pandemie Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken mussten, hatte man bei Geiselberger eine Auslastung von rund 100 Prozent. Auch wenn Geschäftsführer Manghofer zugibt, dass die derzeit schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – zum Beispiel Rohstoffpreise für Papier und die Energiekosten – auch auf die Druckerei Auswirkungen haben.

Fachkräftemangel auch in der Druckerei ein Thema

Und wie bei allen Betrieben kennt man auch bei Gebr. Geiselberger (Umsatz: rund 35 Millionen Euro) den Fachkräftemangel.
Da muss jeder Mitarbeiter – im gesamten Unternehmen sind es rund 230 – so effizient wie möglich eingesetzt werden. Und hier kommen die Roboter ins Spiel: Sie bewältigen nötige, aber oft lästige und körperlich anstrengende Arbeiten anstelle von Mitarbeitern – wie etwa das Stapeln von Papier. Prozessautomatisierung heißt das Zauberwort.

Das steigert nicht nur die Effizienz und erhöht den Wettbewerbsvorteil gegenüber Druckereien in Billiglohnländern – sondern sichert auch die Gesundheit und damit die Zufriedenheit der Mitarbeiter, die nicht mehr so schwer schleppen müssen. Denn die Druckerei hat gerade am Stammsitz in Altötting im Vergleich zu Mitbewerbern ein besonders hohes Interesse daran, sich als Arbeitgeber attraktiv zu präsentieren: Im Chemiedreieck buhlen schließlich auch die großen Chemiekonzerne um neue Kollegen und locken mit gutbezahlten Jobs.

Freilich, auch Roboter gibt es nicht umsonst. Bei der Druckerei Gebr. Geiselberger GmbH hat man in den vergangenen Jahren rund eine Million Euro investiert. So kam zu den ersten beiden Robotern, die 2020 angeschafft wurden, im vergangenen Jahr noch einer dazu: wieder handelte es sich um eine Falzmaschine und ein sogenannter kollaborierender Roboter (daher der Name CoBot), der Hilfstätigkeiten übernimmt. „Die Inbetriebnahme funktionierte wirklich sehr schnell und reibungslos“, erläutert Manghofer. Beide Maschinen passen perfekt zusammen: Die Falzmaschine falzt Bogen auf ein Verarbeitungsformat, die später durch eine andere Maschine weiterverarbeitet werden müssen. Früher war es ein Mensch, der dann die fertigen Stapel ablegte und diese dann auf eine Palette transportierte. Nun macht das der CoBot.

Manghofer: „Effizienz durch Roboter verdoppelt“

Manghofer glaubt, dass durch dieses funktionierende Zusammenspiel der beiden Maschinen die Effizienz doppelt so hoch ist – und andersherum nur noch die Hälfte der Mitarbeiter für diese Arbeiten abgestellt werden müssen.

Während Manghofer so redet, hat sich die Palette gefüllt und der Roboter muss kurz pausieren. Ein Mitarbeiter kommt, schiebt die volle Palette mittels Hubwagen zur Seite und stellt dem Roboter eine neue leere Palette bereit. Ganz ohne Menschen geht es auch in der Druckerei Gebr. Geiselberger (noch) nicht. „Und das ist auch gut so“, meint Manghofer. Trotzdem: Den Kollegen Roboter will wohl niemand mehr missen.