Burgkirchen/Alz
Rekordverdächtige Bürgerversammlung

Das Thema Windkraft brachte 250 Bürger aus Burgkirchen und Umgebung ins Bürgerzentrum

20.03.2024 | Stand 20.03.2024, 19:20 Uhr

Vor der Bürgerversammlung bestand in der Eingangshalle des Bürgerzentrums Burgkirchen/Alz ab 17 Uhr die Möglichkeit, sich bei einer von Qair Deutschland, dem Ökoenergie-Institut Bayern, dem Bund Naturschutz, dem Landesbund für Vogelschutz sowie den Bayerischen Staatsforsten organisierten Informationsveranstaltung über den Sachstand der geplanten Windkraftanlagen im Öttinger Forst zu informieren. Für Bürger aus Burgkirchen gab es obendrein die Möglichkeit, im Rahmen der Bürgerversammlung Fragen zum Thema Windpark vorzubringen. − Foto: Kaleta

Beim Umgang mit Superlativen ist Vorsicht ratsam, doch das Prädikat „rekordverdächtig“ hat sich die Bürgerversammlung am Dienstagabend allemal verdient. 250 Menschen füllten den großen Saal des Bürgerzentrums Burgkirchen/Alz. Der Grund für diesen bisher wohl einmalig starken Besuch liegt auf der Hand: Das angekündigte Thema Windkraft prägte die Bürgerversammlung.

Schon zwei Stunden vor Beginn der Bürgerversammlung, nämlich um 17 Uhr, standen Vertreter der Qair Deutschland GmbH, des Ökoenergie-Instituts Bayern, des Bundes Naturschutz, des Landesbundes für Vogelschutz sowie der Bayerischen Staatsforsten in der Eingangshalle des Bürgerzentrums an Informationsständen bereit, um Auskunft zu geben. Nach Aussage der Qair-Geschäftsführerin Heike von der Heyden nahmen viele Interessenten dieses Informationsangebot vor der Bürgerversammlung wahr. Die Stimmung dabei bezeichnete die Geschäftsführerin als „gut und freundlich“.

Von der Heyden bekam auch gleich zu Beginn der Bürgerversammlung, die von 19 bis 22.30 Uhr dauerte, das Wort und bat darum, immer daran zu denken, das der Windpark im Staatsforst noch mitten in der Planung steht. Das heißt, es könne sich noch viel ändern. Auch die Zahl der letztlich errichteten Windkraftanlagen. Nach derzeitigem Stand sind 40 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 288 Megawatt geplant. Das Genehmigungsverfahren habe noch lange nicht begonnen, erst Ende dieses Jahres oder Anfang 2025 werde Qair den Genehmigungsantrag einreichen können. Für das Genehmigungsverfahren müsse mit mindestens einem Jahr Dauer gerechnet werden.

Von der Heyden stellte klar, dass Qair nicht nur Projektentwickler des Windparks ist, sondern nach dem Bau auch Stromerzeuger sein wolle. Um die Leistung (550 Millionen Kilowattstunden jährlich) des geplanten Windparks zu veranschaulichen, verglich sie die Geschäftsführerin mit dem Strombedarf von 150000 Haushalten. Somit werde der Windpark nach Fertigstellung in der Lage sein, den Strombedarf der Haushalte im Landkreis Altötting dreifach zu decken. Oder – anders ausgedrückt – zehn Prozent des Strombedarfs der heimischen Industrie. Vergleichsweise könnten damit etwa 400000 Tonnen Kohlendioxid im Jahr gegenüber fossiler Energieerzeugung eingespart werden.

Einzelheiten der Planung erläuterte Patrick Ecker von Qair. Demnach beantragte die Firma vier Flächen im Staatsforst, wobei die Gemeinde Burgkirchen vergleichsweise gering betroffen ist. Nur drei Windkraftanlagen sind nach Eckers Worten nördlich von Gendorf geplant. Auf eine Frage von Gunda Binder stellte der Chefplaner klar, dass auf der beantragten Fläche im Norden der Industriegemeinde mit hoher Wahrscheinlichkeit selbst dann keine vierte Anlage mehr aufgestellt werden könne, wenn auf den anderen Flächen Anlagen entfallen müssten.

Christoph Asenkerschbaumer meldete sich mit einer Stellungnahme zu Wort: „Ich arbeite im Chemiepark Gendorf und möchte meinen Arbeitsplatz behalten, denn ich habe eine Familie zu versorgen und hier ein Haus gebaut. Die Energieversorgung ist die Grundlage für den Erhalt der Arbeitsplätze in unserer Industrie. Dabei werden wir in der Zukunft nicht an der Windkraft vorbeigehen können. Denn der Green Deal der EU wird uns zur Windkraftnutzung zwingen. Und dann müssen wir eben hinnehmen, dass neben dem Werkskamin noch andere Türme zu sehen sind.“ Christoph Asenkerschbaumer bekam großen Applaus aus dem Publikum – dadurch wurde klar, auf welcher Seite die schweigende Mehrheit im Saal stand.

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