Bürgerversammlung in Raitenhart
Rathauschef Antwerpen stellt sich Fragen – Einige Baumaßnahmen prägten Jahr

08.03.2024 | Stand 08.03.2024, 19:00 Uhr

Bürgermeister Stephan Antwerpen legte seinen Rechenschaftsbericht in der Bürgerversammlung ab und beantwortete im Anschluss einige Fragen. − Foto: Gilg

Gut besucht war die Bürgerversammlung für den Stadtteil Raitenhart im Gasthaus Hinterberger. Große „Aufreger-Themen“ – ausgenommen der geplante Windpark im Staatsforst – kamen nicht zur Sprache. Vielmehr zeigten die Ausführungen von Bürgermeister Stephan Antwerpen, dass sich in den vergangenen zwölf Monaten wieder einiges getan hat und die Stadt vor allem mit einem umfangreichen Kultur- und Veranstaltungsprogramm aufwarten kann.

Los ging es mit Baumaßnahmen. So konnte im vergangenen Jahr die Sanierung des Rathauses beendet werden. Am 17. Juni war Tag der offenen Tür im nun barrierefreien Gebäude. Die Kosten beliefen sich auf 3,4 Millionen Euro bei Fördergeldern in einer Gesamthöhe von 367.800 Euro.

Rund elf Millionen Euro für Kläranlagenerweiterung



Die Erweiterung der Kläranlage für Alt- und Neuötting läuft. Bis Ende 2025 soll alles fertig sein. Die Gesamtkosten werden auf rund elf Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen noch 500.000 Euro für ein neues Notstrom-Aggregat.

Die Generalsanierung des Altbaus der Weiß-Ferdl-Grundschule ist abgeschlossen. Hier lagen die Gesamtkosten bei 3,6 Millionen Euro. Abzüglich der Förderung von 56 Prozent hat die Stadt noch etwa zwei Millionen Euro zu bezahlen. Nun plant man eine Generalsanierung und Erweiterung der Grundschule Süd. Diese Maßnahme ist auch deshalb notwendig, weil ab 2026 ein gesetzlicher Anspruch auf Ganztagsbetreuung der Schüler besteht.

Das Dach der Dreifachturnhalle an der Burghauser Straße erhält eine PV-Anlage mit einer Leistung von maximal 200 Kilowatt. Die Module sind bereits installiert. In Betrieb gehen kann die Solaranlage aber erst nach dem Bau der Trafostation. Die Gesamtkosten inklusive Batteriespeicher betragen 270.000 Euro, wobei sich der Landkreis mit 55 Prozent beteiligt. Heuer soll die Anlage um 99 Kilowatt erweitert werden.

Urnenanlage für etwa 100 Plätze geplant



Am Parkfriedhof sowie den Friedhöfen B und D wurden mehrere Sanierungsarbeiten durchgeführt. Heuer soll am Friedhof D eine weitere Urnenanlage für etwa 100 Plätze entstehen.

Das ehemalige Kinderheim St. Raphael wurde inzwischen zur „Kindertagesstätte Kunterbunt“ unter der Trägerschaft des Seraphischen Liebeswerks. Nun gibt es dort Platz für zwei Krippengruppen (insgesamt 26 Kinder) und eine Kindergartengruppe mit 25 Kindern. Die Kosten betragen etwa zwei Millionen Euro – mit einem Anteil der Stadt von 1,65 Millionen und einer voraussichtlichen Förderhöhe von 770.000 Euro. Erst vor wenigen Tagen war die Einweihung.

Die Gemeindestraße von Teising nach Neuötting wurde auf einer Länge von 3624 Metern mit einem preisgünstigen Dünnschichtverfahren verbessert. Damit konnte die „Lebensdauer“ der Fahrbahn um etwa zehn Jahre verlängert werden. Dieses „Facelifting“ kostete etwa 250.000 Euro.

Radweg: 700 Meter langer Feld- und Waldweg ertüchtigt



Froh ist Antwerpen auch über die Verbesserung der Radwegverbindung zwischen Ober- und Unterholzhausen. Dazu wurde ein 700 Meter langer Feld- und Waldweg ertüchtigt und mit einer Mineralbetonoberfläche versehen. Weil die Stadt durch den Erwerb eines kleinen Grundstücks noch einen zusätzlichen Weg anlegen konnte, besteht nun für die Bürger von Raitenhart die Möglichkeit, zwischen beiden Ortsteilen ohne Benutzung der Straße Teising-Neuötting zu radeln. Kostenpunkt hier: 75000 Euro.

Das Förderband der Firma Inn-Kies ist am 19. September in Betrieb genommen worden. Mit einer Länge von 3,3 Kilometern können damit 134615 Lkw-Einzelfahrten eingespart werden. Das entspricht einer Fahrstrecke von 794231 Kilometern (knapp 20 Erdumrundungen). „Durch den Wegfall der Kiestransporte ist die Situation für die Radler auf den Straßen rund um Raitenhart deutlich sicherer geworden“, bilanzierte der Bürgermeister.

Im Anschluss ging er näher auf das Baugebiet „Wohnen West“ ein. Hier werde unter anderem das Konzept einer „Schwammstadt“ verwirklicht. Durch viele Grünflächen und möglichst wenig Bodenversiegelung soll ein natürlicher Wasserspeicher entstehen und auch das urbane Klima verbessert werden. Derzeit läuft die Erstellung eines städtebaulichen Entwurfskonzepts.

Bei Breitbandversorgung gingen Mundwinkel nach unten



Beim Thema Breitbandversorgung gingen die Mundwinkel nach unten. Die Kooperation mit der Firma Giganetz hatte ein flächendeckendes Glasfasernetz zum Ziel. Weil aber die Mindestquote an Interessenten verfehlt wurde, ist das Projekt gescheitert. Nun plant die Telekom einen eigenwirtschaftlichen Ausbau – jedoch ohne die Außenbereiche. Parallel dazu beteiligt sich die Stadt an einem Förderverfahren des Bundes, das in den nächsten zwei Jahren realisiert werden könnte.

Schließlich kam der Rathauschef auf den Bereich „Kultur – Wallfahrt – Tourismus“ zu sprechen. Hier alles aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Einige Fakten in Kürze: Das „Kultur+Kongress Forum Altötting“ hatte im Jubiläumsjahr an 190 Tagen die Türen für 42000 Gäste geöffnet. Es gab rund 70 Kulturveranstaltungen mit vielen überregional bekannten Künstlern. Für heuer wurden bereits 180 Veranstaltungstage angefragt oder gebucht.

Im Freibad St. Georgen fand letztes Jahr erstmals ein Cocktail-Lounge-Abend statt. Dieser soll heuer am 20. Juli wiederholt werden. In der Veranstaltungsreihe „Lif(v)e! am Bahnhof“ sind sieben Konzerte geplant. Für die beliebten Theater-Stadtführungen mit den Alt-Neuöttinger Theateramateuren gibt es fünf Termine im Juli und September. Das komplette Kulturprogramm von März bis September findet man auch in einem 100-seitigen Heft, das in der Versammlung verteilt wurde.

Jugendbüro Öttifun soll in alte Mühle ziehen



Im Bereich „Kinder, Jugendliche und Familie“ berichtete der Bürgermeister über eine „glückliche Fügung“: Am 5. Dezember konnte die Stadt das Grundstück mit Wohnhaus Straßmühle erwerben. In die alte Mühle mit Nebengebäude soll nicht nur das Jugendbüro Öttifun umziehen, sondern es könnten dort auch Räume für Vereine entstehen. Das Projekt, das eine komplette Sanierung des 6250 Quadratmeter großen Areals beinhaltet, wird auf 2,9 Millionen Euro geschätzt. Momentan läuft die europaweite Ausschreibung für ein geeignetes Planungsbüro.

Weitere Themen der Rede betrafen das Ferienprogramm, das Angebot für Senioren und vieles mehr. Im Finanzbericht ging es um die Haushaltsdaten. Unter „Sonstiges“ sprach der Bürgermeister über den geplanten Windpark im Altöttinger Forst, gegen den sich heftiger Widerstand entfacht hat. Er sah in den 40 Windrädern einen wichtigen Beitrag zur Energiewende. Durch das neue „Wind-an-Land-Gesetz“ des Bundes sei schlichtweg nicht mehr zu verhindern, dass der Forst als Vorranggebiet für Windenergie ausgewiesen und der Park bis 2027 realisiert wird.

DAS BEWEGT DIE BÜRGER VON RAITENHART

Im Diskussionsteil der Bürgerversammlung gab es keine konkreten Anträge der Bürger, über die sofort abgestimmt werden musste. Es kamen aber ein paar Wortmeldungen, zu denen der Bürgermeister Rede und Antwort stand:

Walter Mooshofer wollte wissen, was das Anwesen Straßmühle die Stadt eigentlich gekostet hat. Darüber aber wurde im Vertrag zwischen der Stadt und dem Verkäufer Stillschweigen vereinbart.

Ludwig Walschwinkler erkundigte sich nach den neuen Grundsteuer-Hebesätzen. Antwort: Der Stadtrat wird diese in der nächsten Sitzung beschließen. Eine Anhebung von 330 auf 360 Prozentpunkten ist geplant. Unter dem Strich mache das nicht besonders viel aus, aber es sei doch eine wichtige Mehreinnahme für die Kommune. Scherzhaft meinte Walschwinkler, man solle den Hebesatz doch an die derzeit sehr niedrigen Weizenpreise koppeln. „Dann hätten wir auch was davon.“

Walter Mooshofer meldete sich erneut zu Wort und fragte, was in den nächsten zwei bis drei Jahren in Sachen Innenstadtsanierung, Straßen und Gehwegen geplant ist. Antwort: Ja, es bestehe durchaus großer Bedarf in diesem Bereich, „aber unser Budget ist sehr gering“. In der Regel könne man pro Jahr eine Straße sanieren. Eigentlich müsste mehr getan werden, denn je länger man wartet, desto schlechter wird eine Straße und desto teurer ihre Instandsetzung. Aktuell plane man im Raitenharter Gebiet eine Erneuerung. Ferner ergebe sich durch den Glasfaserausbau der Telekom im Stadtbereich die Möglichkeit, einige der maroden Gehsteige zu sanieren, wenn diese für die Kabelverlegung bereits aufgerissen sind.

Ludwig Walschwinkler kam noch einmal auf die Verbesserung der Straße nach Teising zu sprechen. Die aufgetragene Dünnschicht zeige bereits erste Risse. „Löst sich die Schicht beim nächsten Frost?“, wollte er wissen. Wenn ja, dann bestehe dringender Handlungsbedarf. Antwort: Bauhofleiter Richard Wiesinger werde die Sache in Augenschein nehmen und notfalls Maßnahmen ergreifen.

Willi Jändl fragte: „Kann man an der Straße von Teising nach Marienfeld, wo das Feldkreuz steht, nicht die Geschwindigkeit begrenzen?“ Wer über den Berg in die Straße einfährt, habe dort nämlich eine schlechte Sicht. Allerdings bestand die Vermutung, bezeichnete Stelle befinde sich auf Teisinger Gemeindegebiet. Der Punkt ist im Protokoll der Versammlung notiert. Gegebenenfalls wird die Anfrage an die Nachbargemeinde weitergeleitet.

Franz Bauer erkundigte sich, ob die neuen E-Ladestationen in Altötting alle einheitlich bedient werden können. Antwort: Ja, die Bedienung entspricht dem Standard.

Walter Mooshofer machte den Abschluss mit seiner dritten Anmerkung: Er habe auf seiner persönlichen Mängelliste noch ein paar Punkte, den Dultplatz betreffend. Dort, bei der Uhr, gebe es einen Schaukasten, der seit Jahren leer sei. „Er sieht ziemlich verwahrlost aus. Entweder bestückt man ihn mit Prospekten der Stadt oder man entfernt ihn.“ Antwort: Die Sache ist bekannt,wurde auch in der jüngsten Sitzung des Planungs- und Umweltausschusses des Stadtrates thematisiert. Man habe bereits ein Konzept, mittels dessen alle Schaukästen und die gesamte Möblierung der Stadt überarbeitet werden soll. Momentan scheitert die Umsetzung an zwei Dingen: dem Geld und den Ressourcen der Mitarbeiter. Bürgermeister Antwerpen hofft aber, solche Dinge in den nächsten Monaten angehen zu können. Mooshofer schlug daraufhin vor, bei der nächsten Hofdult die Speisekarte in den Schaukasten zu hängen. „Dann ist wenigstens was drin.“

Die Begrüßung zu Beginn der Versammlung hatte Stadträtin Rosi Hartmann als Referentin für Raitenhart übernommen. Unter den Besuchern waren auch 2. Bürgermeisterin Christine Burghart und 3. Bürgermeister Hubert Rothmayer, einige Stadträte, Stadtheimatpfleger Manfred Lerch, mehrere Vertreter der Vereine und Verbände sowie Rathaus-Bedienstete.

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