Debüt am 7. Oktober in Raitenhaslach
Projekt Lebensfreude: Burghauser Harfenistin Marion Hensel stellt Quintett Alauda vor

02.10.2023 | Stand 02.10.2023, 19:00 Uhr
Rainer Wetzl

Die Musiker kannten sich schon von den bekannten Burghauser Gruppen Tempera und Capella antiqua, in denen Harfenistin und Komponistin Marion Hensel (vorne rechts) zusammen mit ihrem Vater Bernhard Furtner gespielt hatte. Jetzt hat sich das Quintett Alauda neu formiert, von links hinten: Bassist Stefan Hensel, Schlagwerker Ernst Reiter, Geigerin Anna Riedhofer, vorne zudem Flötistin Daniela Becker. Unser Bild ist entstanden vor der Generalprobe im Haiminger Musikzimmer des Ensembles.  − Foto: Rainer Wetzl

Es tut sich was in der Provinz. Fünf Musiker haben sich vor einem Jahr in Haiming im Landkreis Altötting zusammengefunden, um die so geradlinige und ausdrucksstarke Alte Musik zu neuem Leben zu führen. Alauda heißt die Gruppe.

Dieses lateinische Wort für Lerche steht für die Freude, die das Quintett seinen Zuhörern bieten will. Wenn Flöte und Geige, untermalt von Harfentönen den Melodienreigen eröffnen, dann kommt darin in der Tat eine Lebensfreude zum Ausdruck, die bei schwierigen Kompositionen oft in den Hintergrund gerät, weil technische Brillanz vorrangig ist.

Die Musik spricht Menschen im Innersten an

Alauda geht den anderen Weg – eine Musik zu schaffen, die einfacher strukturiert ist und damit eines hervorragend schafft: die Menschen in ihrem Innersten zu erreichen. Es gibt keine solistischen Glanzleistungen, im Mittelpunkt steht der Zusammenklang der Instrumente. Dabei wird dieser Sound niemals eintönig.

Der entstehende Klang variiert einmal durch die Vielfalt der Instrumente, zum anderen durch die Art der Komposition, die Elemente aus Klezmer, südamerikanischer und irischer Folklore in den barocken Grundkanon einfügt und einen ganz eigenen Ton schafft.

Von diesem können sich Musikliebhaber beim Premierenkonzert der Gruppe am Samstag, 7. Oktober, um 20 Uhr im Steinernen Saal im Kloster Raitenhaslach überzeugen. 17 Stücke hat Marion Hensel dafür ausgesucht, bis auf einige Ausnahmen allesamt Eigenkompositionen. Die Harfenistin und Tochter des 2018 gestorbenen Burghauser Gitarristen und Musikensemble-Gründers Bernhard Furtner ist Ideengeberin und mitunter auch Sängerin. Sie hat die Stücke und die Stimmen für die einzelnen Instrumente geschrieben.

Hinzu kommt ihr Mann Stefan Hensel, mit dem sie schon oft auf der Bühne stand. Seine Seelenruhe ist ein gutes Pendant zur Impulsivität von Marion Hensel, er gibt der Band mit Bass, Cello oder Mandola Fundament und Sicherheit. Auch die Harfe hält sich zumeist im Hintergrund, untermalt die Melodieführung, für die vor allem die Burghauser Flötistin Daniela Becker zuständig ist. Warm und weich kommen ihr Töne daher, und weil sie von der Bassflöte bis hin zur Piccoloflöte die ganze Bandbreite beherrscht, ist ihr Spiel wunderbar abwechslungsreich. Mit der Geige steuert die Haimingerin Anna Riedhofer ein weiteres Melodieinstrument bei. Dabei bleibt die Geige gegenüber der Flöte meist im Hintergrund, schafft die leisen Zwischentöne, die so wichtig sind für den Gesamtklang.

Vor wenigen Wochen noch war nicht sicher, ob sie überhaupt dabei sein kann. Riedhofer hatte sich eine Fingersehne der Greifhand durchtrennt, die Hand war lang eingegipst, aber zum Glück wurde die genähte Sehne wieder voll beweglich. Und schließlich komplettiert der Österreicher Ernst Reiter das Quintett als Schlagwerker. Er sorgt mit seinen Händen an Kongas und vor allem auf der erst vor wenigen Jahren entwickelten Hand Pan für den rhythmischen Hintergrund. Eine Pan („Pfanne“) ist ein aus zwei symmetrischen Rundblechen gebildetes Klanggerät mit ganz eigenem Charakter, dezent und ideal geeignet für die Begleitung alter Musik. Die Liedtexte sind in Latein und handeln zum Beispiel von tiefgründigen Überlegungen des römischen Philosophen Seneca. Zudem bereichern Einschübe aus Eichendorff-Gedichten das Konzert.

Konzertpremiere ist im Kloster Raitenhaslach

Einmal die Woche treffen sich die Musiker zum Üben im Haus der Hensels in Haiming. Alle bringen langjährige Erfahrung mit, haben schon in Gruppen wie Tempera und Capella antiqua Burghausen gemeinsam Musik gemacht. Längst sind damit auch Freundschaften entstanden. Sie verbindet die fünf und bestärkt sie in dem gemeinsamen Ziel: die alte Musik mit neuen Ideen zu bereichern, sie zu verändern und ein Genre zu schaffen, das den modernen Menschen erreicht, ihm die Kraft der alten Töne vermittelt und Freude schenkt und die Neugier weckt, noch mehr über diese Musik zu erfahren und vor allem noch mehr zu hören.

Für Marion Hensel und ihr Ensemble ist die Premiere in Raitenhaslach deshalb so wichtig. Wenn sie hier vor konzerterfahrenem Publikum ankommen, dann ist das ein guter Ausgangspunkt für die erfolgreiche Zukunft der Gruppe und ihrer Musik. Um alles sicher hinzubekommen, hat es zwei halböffentliche Vorpremieren gegeben. Die Bühne ist bereitet fürs große Konzert.

Rainer Wetzl


Samstag, 7. Oktober, um 20 Uhr im Steinernen Saal im Kloster Raitenhaslach bei Burghausen