„Ich finde das sehr schade“
MVZ Laufen: Das sagen Dr. Gerstorfer und Landrat Schneider

17.11.2023 | Stand 17.11.2023, 17:30 Uhr

Für Patienten mit Erkrankungen des Gefäßsystems stehen (v.l.) Chefarzt Dr. Michael Gerstorfer, Matthias Lutz, Naomi Kocsis und Daniel Necsoiu künftig in Räumen des InnKlinikum zur Verfügung. Seit Anfang Oktober praktiziert das Team in Burghausen. − Foto: Brand

Die geplante Übernahme der Gefäßchirurgie-Kassensitze durch Chefarzt Dr. Michael Gerstorfer, die Stadt Burghausen und den Landkreis Altötting steht womöglich auf der Kippe.

Vom Abtsee an die Salzach: Seit Anfang Oktober praktiziert das Gefäßspezialistenteam des Medizinischen Facharztzentrums (MVZ) Laufen um Chefarzt Dr. Michael Gerstorfer im InnKlinikum Burghausen. Das geschieht aktuell noch unter der Ägide der Bergman Clinics, die aber die beiden Gefäßchirurgie-Kassensitze verkaufen möchte. Es gibt die Idee, dass diese ein Zusammenschluss von Dr. Gerstorfer, der Stadt Burghausen und dem Landkreis Altötting übernimmt. Doch es fehlt an Schwung in der Salzachstadt – was eventuell schnell zu einem Scheitern des Vorhabens führen kann.

Zwar hat der Burghauser Stadtrat am Mittwoch einen Grundsatzbeschluss gefasst (die Heimatzeitung berichtete gestern im Burghauser Lokalteil). Doch statt zu beschließen, „die Stadt Burghausen erwirbt das MVZ Laufen und betreibt dieses mit den weiteren Gesellschaftern Landkreis Altötting und Dr. Gerstorfer“, wie es im ursprünglichen Vorschlag von Bürgermeister Florian Schneider und der Verwaltung hieß, gab es eine Mehrheit für die Formulierung: „Die Stadt Burghausen stimmt grundsätzlich dem Erwerb des MVZ Laufen zu. Die endgültige Entscheidung bleibt vorbehalten im Rahmen der Beschlussfassung über den Kaufvertrag und den Gesellschaftsvertrag.“

Zögern der Stadt verunsichert



Dr. Gerstorfer macht auf Nachfrage der Heimatzeitung zum Beschluss aus seiner Enttäuschung keinen Hehl: „Ich finde das sehr schade.“ Sein Team fühle sich sehr wohl in den Burghauser Räumen, sei freundlich aufgenommen worden. Mittlerweile würden 50 gefäßchirurgische Operationen pro Woche gemacht, zuvörderst Varizen (Krampfadern) – „und wir sind noch nicht in Vollauslastung“. Das erneute Zögern der Stadt verunsichere.

Dieses Vorgehen gefährde auch das erweiterte Angebot Gerstorfers, dass er und seine Kollegenschaft die Notfallversorgung am InnKlinikum Burghausen übernehmen könnten. Dies könnte von seiner Seite kostenneutral für die Stadt dargestellt werden. Hier gebe es noch Klärungsbedarf mit der Kassenärztlichen Vereinigung.

Zeit für Entscheidung drängt



Der Gefäßchirurg ist überzeugt, dass die Zeit für eine Entscheidung drängt. „Bergman Clinics wollen jetzt verkaufen“, weiß er. Die Wirtschaftsprüfer hätten ihre Arbeit getan, alle Berechnungen lägen auf dem Tisch. Es könne durchaus sein, dass Bergman Clinics sich umorientiere. Die Frage, ob die Gefäßchirurgie in dem Fall in Burghausen bleibe, kann Gerstorfer nicht beantworten.

Und Landrat Erwin Schneider geht sogar noch einen Schritt weiter: Das Projekt stehe massiv auf der Kippe, vielleicht sei die Entscheidung gegen die auch von ihm favorisierte Linie schon gefallen: „Am Donnerstag war Deadline.“ Schneider macht aber auch klar, dass die Entscheidung nicht in seiner Befugnis stehe: „Wenn’s der Burghauser Stadtrat nicht will, ist’s halt so.“ Einen kleinen Seitenhieb aber kann es sich dann doch nicht verkneifen: Wenn er die Debatte betrachtet, glaubt er noch einen Nachtarock auf den Wahlkampf 2020 zu erkennen – oder schon einen Vorgriff auf die Kommunalwahl 2026.

− ecs