Der Kastler Weg zurück in die Landesliga
Meistermacher Jokic: „95 Prozent unserer Spieler haben schon verlängert“

18.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:56 Uhr

Kein Halten mehr: Der TSV Kastl feiert den Meistertitel in der Bezirksliga Ost. −Foto: Ruprecht

Seit etwas über einem Jahr ist Slaven Jokic Trainer beim TSV Kastl. Im April 2022 kam er als Feuerwehrmann, konnte jedoch den Abstieg in die Fußball-Bezirksliga Ost nicht mehr verhindern. 13 Monate später gelang ihm das, womit zu Beginn der Saison nicht unbedingt zu rechnen war: der sofortige Wiederaufstieg in die Landesliga. Mit 65 Punkten aus 28 Spielen steht der TSV nach einer starken Saison zwei Runden vor Schluss als Meister fest – verdient, wie auch der 35-jährige Coach, der in Bad Endorf lebt, findet.

Als Schlusslicht ging’s für Kastl nach der Saison 2021/22 direkt runter, der Verein war am Boden der Tatsachen angekommen. Kein Wunder, dass man sich keine hohen Ziele für die neue Runde steckte. „Nach fünf Jahren Landesliga müssen wir uns in der neuen Umgebung erst einmal etablieren, das wird kein Selbstläufer“, hatte es Abteilungsleiter Jochen Brehm formuliert. Das alles sollte mit einem Mann an der Seitenlinie gelingen, der klare Kante zeigt: „Ich bin ein Freund der Spieler, aber nicht der beste. Man muss Sachen deutlich ansprechen. Ich habe kein Problem damit, mich kritisch zu äußern“, erklärt Jokic.

„Göppinger einer der besten Verteidiger“

Tatsächlich gibt es etwas, mit dem er trotz erfolgreicher Saison nicht zufrieden ist. Mit bisher 31 Gegentoren stellt Kastl neben dem FC Moosinning aktuell zwar die beste Defensive der Liga, „das sind mir zu viele für die Spieler, die wir haben“, sagt der gebürtige Kroate. „Wir haben zum Beispiel mit Martin Göppinger einen der besten Verteidiger, ein absoluter Abwehrchef. Da hätte ich noch besseres erwartet.“ Offensiv konnte dem TSV kein anderes Team das Wasser reichen. 76 Mal klingelte es im gegnerischen Kasten, hier folgt SK Srbija München mit 62 Buden. Alleine Sebastian Spinner netzte 21 Mal ein und bereitete ungefähr genauso viele Treffer vor. Unter Jokic spielt der Topscorer – anders als zuvor – zentraler. Eine Umstellung, die sich ausgezahlt hat. Voll eingeschlagen haben auch die Neuzugänge: Josef Spermann (kam von der SG Perach/Winhöring) und Michael Renner (SG Tüßling/Teising) trafen 13 beziehungsweise zehnmal und etablierten sich im Team. Genauso wie Pascal Linhart (SV Mehring), der „eine tolle Entwicklung hingelegt hat“, so der Coach. Überhaupt sei es den Verantwortlichen gelungen, „eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen“. Zum Neustart wurde das Team stark verjüngt. Doch es freut Jokic auch, dass die etablierten, älteren Spieler, die in der Vorsaison 22 Niederlagen einstecken mussten, so mitmachten.

Überragendes 6:0 gegen den ESV Freilassing

Bereits zum Ende der Hinrunde lag Kastl mit acht Zählern Vorsprung vor den zweitplatzierten Serben klar auf Rang1. Bis zur Winterpause folgten ein Remis und zwei weitere Siege. Darunter das überragende 6:0 im Topspiel gegen den ESV Freilassing. „Im Herbst konnte man schon sehen, dass wir eine ganz gute Rolle in der Liga spielen werden.“ Trotz alldem warnte Jokic vor der Frühjahrsrunde, „die ist nicht zu unterschätzen“. Tatsächlich gab’s in der ersten Partie in 2023 gegen Srbija ein 1:4 – es war die zweite Saisonpleite gegen die Münchner. „Niederlagen gehören dazu. Die Frage ist, was man dann macht, wie man darauf reagiert“, so der 35-Jährige. Letztendlich hat sich sein Team die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen und mit dem deutlichen 5:0-Erfolg zuletzt in Ostermünchen verdient die Meisterschaft für sich entschieden.

Für Jokic ist es übrigens nicht der erste Aufstieg als Trainer. Beispielsweise ist er mit seinem Heimatverein ATSV Kirchseeon, den er gemeinsam mit seinem Vater Petar coachte, von der Kreisklasse in die Kreisliga aufgestiegen. Von seinem Papa habe er viel mitgenommen. „Ich habe gelernt, den Amateurfußball zu verstehen. Die Denkweiße unterscheidet sich vom Profigeschäft. Das sind zwei Paar Stiefel“, erzählt der Ex-Profi, der unter anderem für die Stuttgarter Kickers und den Karlsruher SC II jeweils in der Regionalliga Süd im Einsatz war. Weitere Spielerstationen waren die SpVgg Unterhaching, der SV Heimstetten und der TSV 1860 Rosenheim. Mit Kastl trainiert der 35-Jährige, der hauptberuflich Kämmerer in der Gemeinde Prutting ist, nun seine höchstklassige Mannschaft.

Die Planungen für die neue Spielzeit sind in vollem Gange. „95 Prozent unserer Spieler haben schon verlängert.“ Zudem rechnet Jokic (Vertrag bis 2024) mit zwei, drei neuen Akteuren. Das Team soll gut aufgestellt sein, „um in der Landesliga Erfolg und Spaß zu haben“. Und dabei möchte er so lange es geht mithelfen: „Ich bin glücklich, da wo ich bin.“

„Der Trainingsbetrieb wird jetzt nicht eingestellt“

Bevor der Blick vollständig auf die Saison 2023/24 geht, stehen noch zwei Ligaduelle an. Am Samstag (20. Mai) kommt um 14 Uhr (Vorverlegung von 16 Uhr!) der FC Langengeisling, eine Woche später geht’s zum TSV Siegsdorf. Dabei wird sich Kastl nicht ausruhen, verspricht Jokic. „Der Trainingsbetrieb wird jetzt nicht eingestellt, da bin ich konservativ. Wir werden versuchen, beide Partien zu gewinnen. Einige Spieler wollen sich auch noch präsentieren.“ Und: „Sebastian (Spinner, d. Red.) muss noch das ein oder andere Tor schießen“, wobei ihn sein Team unterstützen möchte. Denn der Stürmer kämpft mit Saaldorfs Michael Hauser (24 Treffer) um die Torjägerkrone.