Wenn Ärzte knapp sind
Medizinische Hilfe für Afrika aus Burghausen

Der Dermatologe Dr. Friedrich Bofinger reist ehrenamtlich zum sechsten Mal in Subsahara-Länder

28.12.2023 | Stand 28.12.2023, 11:00 Uhr

Dr. Friedrich Bofinger − Fotos: Schönstetter / privat

Die „Elefantenfüße“, verursacht durch eine Veränderung der Lymphgefäße, sind politisch; die Hautekzeme auch und Lepra sowieso. Denn bei jedem seiner Aufenthalte in Afrika zeigten sie Dr. Friedrich Bofinger, Dermatologe aus Burghausen, woran es fehlt in den Subsahara-Ländern: an Ärzten und an bezahlbarer medizinischer Versorgung. „Dort sieht man Diagnosen und Hautkrankheiten in einer Ausprägung, wie man sie hierzulande nicht mehr zu Gesicht bekommt“, beschreibt es Bofinger. Fünfmal war er bereits in Uganda, Tansania und Nigeria, behandelte dort als ehrenamtlicher Arzt in einem Ordenskrankenhaus Menschen und bildete Ärzte weiter. Anfang des neuen Jahres wird er ein weiteres Mal seine Burghauser Praxis schließen und stattdessen in Afrika arbeiten.

Friedrich Bofinger ist seit seinem ersten Besuch des Kontinents 2011 tief eingetaucht in die Geschichte und das dortige Gesundheitssystem – etwas, das nicht getrennt gesehen werden darf. Der 67-Jährige hat dazu bereits mehrere Artikel veröffentlicht, in denen er auch die Verantwortung der ehemaligen europäischen Kolonialherren an der herrschenden Korruption und der sozialen Ungleichheit in den Ländern Subsahara-Afrikas nicht ausspart. Friedrich Bofinger entmutigt dieser Kampf gegen die Strukturen aber nicht: „Ich schaue einfach, dass ich in Afrika in meinem persönlichen Umfeld etwas bewegen kann“, sagt er.

Das heißt nicht nur, dass er Patienten hilft, die seit Jahren an manchmal ganz einfach zu behandelnden Krankheiten leiden, sondern auch, dass er Ärztenachwuchs fördert. Er hat dafür gesorgt, dass einem jungen Krankenpfleger das Medizinstudium finanziert wird, er ist in Kontakt mit der deutschen Botschaft in Uganda und setzt sich dort für gezielte Spendengelder ein, er vernetzt afrikanische Ärzte und Studenten mit deutschen und österreichischen Gesundheitseinrichtungen vor Ort – etwas, das nur er als Europäer tun kann.

Über einen jungen Kollegen aus Uganda, den er bei einem internationalen Kongress in Tansania 2017 kennengelernt hat, kam Bofinger auch zum österreichischen Orden Daughters of Divine Charity, der in Uganda ein Gesundheitszentrum und eine Entbindungsklinik betreibt. Denn als „Mzungu“, als Europäer, ist Bofinger selbst angewiesen auf Menschen, die sich vor Ort auskennen.

Auch im Januar wird er wieder bei den Sisters um Marlene Webler arbeiten und auch leben, eine besondere Erfahrung für den Burghauser. „Ich esse gemeinsam mit den Schwestern und es wird natürlich viel gebetet“, erzählt Bofinger. Aber er hat auch die Erfahrung gemacht, dass Kirche in Afrika ganz anders gelebt wird als in Deutschland, beispielsweise als er bei einem Spaziergang auf eine Gospel Church mit Livemusik aufmerksam wurde. „Ich war natürlich der einzige Mzungu. Nach dem Gottesdienst wurde ich zu Kaffee und Kuchen eingeladen vom Pfarrer.“

Bofinger reist als Privatmann nach Afrika. Wenn er seine Praxis in Burghausen für mehrere Wochen schließt, dann auf eigene Kosten. Doch gerade seit er die gute Kooperation mit Sister Marlene in der Health Unit II in Rushooka aufgebaut hat, ist ihm die Hilfe noch wichtiger geworden. Und sein jahrelanges Engagement in Afrika hat den Dermatologen auch persönlich schon Erfahrungen machen lassen, die er in Deutschland oder Europa nie gemacht hätte. Gemeinsam mit Leo, dem ugandischen Arzt, der ihn erst zu Sister Marlene gebracht hat, hat Bofinger schon Sprechstunden im Gefängnis gegeben oder einen Tag lang Straßenkinder behandelt. Doch selbst die „normalen“ Fälle im Gesundheitszentrum des Ordens sind eine tägliche Herausforderung. Die Wege zu Ärzten sind weit, Behandlungen teuer und so bleiben Krankheiten oft unbehandelt bis zu Stadien, die man hierzulande nicht mehr sieht. „Die große Zahl endemischer Erkrankungen sind natürlich eine Tragödie für das Individuum und für die Familie. Und für die Volkswirtschaft auch ein Problem, wenn Millionen Menschen wegen Krankheiten nicht arbeiten können“, gibt Bofinger den größeren Kontext zu bedenken. Dermatologie habe zudem in Afrika keine Tradition und wo es Ärzte ohnehin zu wenige gibt, gilt es für Dermatologen noch mehr. „Ich kann dort auch nicht auf eine feingewebliche Diagnostik zurückgreifen“, beschreibt es Bofinger, „es gibt nur den Augenschein und meine Erfahrung.“

SPENDEN & INFOS

Spenden für die Rushooka Health Unit und Sister Marlene Webler gehen entweder direkt über Friedrich Bofinger ( Kontakt: friedrichbofinger@yahoo.de) oder über die Centenary Rural Development Bank LTD, Plot 44-46 Kampala Road & Plot 2 Burton Street, Kampala, Uganda. IBAN: 3100060876, Zuahlungsempfänger: Rushooka Health Unit II, P.O. Box 950, Kabale Uganda. Weitere Informationen unter www.zms.bundeswehr.de