31 Menschen in Transporter
Schleuser würgt bei Kontrolle Polizisten – der gibt Warnschuss ab

289 unerlaubte Einreisen

30.10.2023 | Stand 30.10.2023, 18:04 Uhr

31 Menschen beförderte ein 34-jähriger Syrer auf der Ladefläche seines Transporters und flüchtete bei Mehring zu Fuß in einen Wald. Erst nachdem ein Beamter einen Warnschuss in die Luft abgegeben hatte, gab der Mann seinen Widerstand auf und ließ sich festnehmen. − Foto: Bundespolizei

Nahe Burghausen (Landkreis Altötting) ist am Sonntag die Kontrolle eines Kleintransporters eskalierte: Ein Bundespolizist wurde von einem ertappten Schleuser angegriffen und gab schließlich einen Warnschuss in die Luft ab.



Das vergangene Wochenende hatte es für die Bundespolizei im südöstlichen Oberbayern wieder in sich: Die Beamten registrierten 289 unerlaubte Einreisen und nahmen sieben mutmaßliche Schleuser vorläufig fest und führten sie dem Haftrichter vor. Nach anderen Schleusern wird noch gefahndet. Nahe Burghausen eskalierte die Lage: Ein Bundespolizist wurde von einem ertappten Schleuser angegriffen und gab schließlich einen Warnschuss in die Luft ab, woraufhin sich der 34-Jährige widerstandslos festnehmen ließ.

Eine Streife der Bundespolizei wollte am Grenzübergang Burghausen (Landkreis Altötting) einen Kleintransporter mit schwedischer Zulassung bei der Einreise kontrollieren. Die Anhaltezeichen ignorierte der 34-jährige Syrer zunächst, stoppte auf der Staatsstraße 2108 bei Mehring plötzlich mitten auf der Fahrbahn und rannte in den angrenzenden Wald. Ein Bundespolizist verfolgte ihn und holte ihn nach etwa 200 Metern ein. Der Beamte setzte gegen den um sich schlagenden Syrer sein Reizstoff-Sprühgerät ein, brachte den Angreifer schließlich zu Boden und fesselte ihn.

Zerrissene türkische Dokumente und Plastiktüten voller Kot

Auf dem Rückweg zum Dienstfahrzeug gelang es dem 34-Jährigen jedoch, sich zu lösen. Er riss den Bundespolizisten zu Boden und nahm ihn in einen lebensgefährlichen Würgegriff. Der Beamte konnte sich nach kurzem Kampf aus dem Griff lösen. Als der Täter zum erneuten Angriff ansetzte und versuchte, nach den Einsatzmitteln des Beamten zu greifen, setzte der noch am Boden liegende Beamte seine Schusswaffe ein und gab einen Schuss in die Luft ab, um die Notwehrsituation zu beenden. Der mutmaßliche Schleuser legte sich daraufhin auf den Boden und leistete keinen weiteren Widerstand gegen seine Festnahme.

31 Personen im Kleintransporter



Im Fahrzeug fanden Bundespolizisten einen Beifahrer und weitere 31 Personen auf der Ladefläche, alle ohne die nötigen Dokumente für einen Aufenthalt in Deutschland. Stattdessen wurden zerrissene türkische Personaldokumente und mit Kot gefüllte Plastikbeutel gefunden. Über Sitzplätze und Gurte verfügte die Ladefläche nicht. Die Ermittlungen dauern an. Gegen den Fahrer hat die Staatsanwaltschaft Traunstein Haftantrag gestellt. Er sollte am Montag dem zuständigen Ermittlungsrichter vorgeführt werden. Der 34-Jährige wird sich unter anderem wegen des Verdachts des Einschleusens von Ausländern unter lebensgefährlichen Bedingungen, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte und gefährlicher Körperverletzung verantworten müssen.

Ein Bürgerhinweis führte Freilassinger Bundespolizisten am Freitagnachmittag in der Nähe von Palling (Landkreis Traunstein) zu 24 dort abgesetzten türkischen Staatsangehörigen. Diese gaben an, in der Nähe des Waldgebietes abgesetzt worden zu sein.

Am Samstagvormittag wurden bei Axdorf-Vachendorf (Landkreis Traunstein) 23 türkische und syrische Staatsangehörige durch Schleuser abgesetzt. Hier kam der Hinweis ebenfalls von einem aufmerksamen Bürger. In beiden Fällen konnte jeweils ein Schleuser noch nicht ermittelt werden.

Zwei Rumänen stoppte die Bundespolizei am Freitagmittag an der Kontrollstelle Walserberg (Landkreis Berchtesgadener Land) auf der A8. Das Duo hatte in einem Transporter 13 Personen türkischer, syrischer und afghanischer Nationalität unerlaubt nach Deutschland gebracht. Beide Tatverdächtigen wurden vorläufig festgenommen und warten nun in Untersuchungshaft auf ihren Prozess.

Schleuser sitzt auch noch ohne gültige Fahrerlaubnis am Steuer seines Autos

Am Samstagnachmittag wurde an der Kontrollstelle ein 26-jähriger Franzose am Steuer eines Transporters angehalten. Die Bundespolizisten staunten nicht schlecht, als sie bei der Durchsuchung des Fahrzeuges 27 unerlaubt eingereiste afghanische Staatsangehörige feststellten. Der 26-Jährige befindet sich nun in Untersuchungshaft.

Ein 45-jähriger Kirgise hatte am Freitagmittag auf der B20 bei Hallthurm (Landkreis Berchtesgadener Land) gleich doppeltes Pech. Beamte der Bundespolizei ermittelten in seinem Auto nicht nur acht türkische Staatsangehörige ohne den Aufenthaltsdokumente, sondern erkannten auch, dass sein Führerschein gefälscht war. Neben dem Strafverfahren wegen Einschleusens von Ausländern muss sich der Lenker nun auch wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis verantworten.

In Untersuchungshaft sitzt ein 39-jähriger Bulgare. Die Bundespolizei hatte ihn am Freitagnachmittag auf der A94 im Bereich Altötting/Mühldorf kontrolliert. Mit im Fahrzeug befanden sich auch fünf türkische Staatsangehörige, die zuvor unerlaubt ins Bundesgebiet eingereist waren.

Dass Schleusungen nicht immer in Transportern und Autos stattfinden, zeigte sich am Sonntagmorgen am Bahnhof Freilassing (Landkreis Berchtesgadener Land). Hier verhalf ein 27-jähriger Syrer vier Landsleuten über die Grenze. Die Bundespolizei stellte die Personen nach der Einreise mit der Bahn fest. Der 27-Jährige wurde nach Österreich zurückgewiesen.

− obb