Burgkirchen
„Investition in die Standortsicherheit“

Chemiepark stellt Bauantrag für Biomasse-Heizkraftwerk – Bauausschuss genehmigt Vorhaben

13.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:35 Uhr

Die Leitung des Gendorfer Chemieparks plant, das Biomasse-Heizkraftwerk am nordöstlichen Rand des Areals, in der Nähe des ZAS, zu errichten. −Foto: Chemiepark

mOb die Windkraftanlage im Staatsforst kommt, steht noch in den Sternen. Sicher ist jedoch: Die Industrie im Landkreis braucht Energie. Viel Energie. Und in den nächsten Jahren, betrachtet man die Aussagen der Fachleute, wird sich der Bedarf noch stark erhöhen. Der Gendorfer Chemiepark hat sich deshalb Gedanken gemacht: Er möchte ein Biomasse-Heizkraftwerk bauen und mit dem dort gewonnenen Dampf Strom erzeugen. „Ich befürworte das, weil es eine Investition in die Standortsicherheit und ein Bekenntnis zu Burgkirchen ist“, sagte Bürgermeister Johann Krichenbauer am Dienstagabend im Bauausschuss. Die Gemeinderäte sahen das genauso und erteilten dem Baugesuch das gemeindliche Einvernehmen.

Geplant ist die Anlage am nordöstlichen Rand des Chemiepark-Geländes, in unmittelbarer Nähe des Zweckverbands Abfallverwertung Südostbayern (ZAS). Kernstück der Anlage ist eine Rostfeuerung mit Dampferzeugung und einer Feuerungswärmeleitung von 90 MW. Der in der Kesselanlage erzeugte Dampf wird dann in die Dampfturbine zur Stromerzeugung geleitet. Aus der Dampfturbine wird durch Entnahme- und Anzapfstellen Mitteldruck- und Niederdruckdampf erzeugt, der in das Werksnetz des Chemieparks eingespeist wird. Der restliche Dampf aus der Dampfturbine wird im Luftkondensator auskondensiert. Der erzeugte Strom wird in das öffentliche Netz eingespeist.

Dieser Dampf, der benötigt wird, muss mindestens 200 Grad heiß sein. Bedeutet: Geothermie ist für die Dampferzeugung nicht geeignet, weil man nicht die entsprechende Wärme herbekommt, informierte Bürgermeister Johann Krichenbauer. Ähnlich verhält es sich mit Solarflächen: „Die InfraServ hat Solarflächen geprüft, auf den Betriebsgebäuden ist nur ein eingeschränkter Teil möglich. Auf den Parkplätzen wird was kommen.“ Doch damit können nur etwa fünf Prozent des Energiebedarfs des Chemieparks gedeckt werden. Mit dem Biomasse-Heizkraftwerk sind es laut Bürgermeister Krichenbauer jedoch 50 Prozent.

Das Problem sieht er nicht darin, dass Strom an sich nicht zur Verfügung steht. „Das hängt an der Infrastruktur der Leitungen.“ So würde die neue 380-kV-Leitung zwar den Status Quo erhalten können, aber auch nicht mehr. „Wir bräuchten dringend eine zweite 380-kV-Leitung, die 2030 in Betrieb gehen sollte. Aber wir müssen ja froh sein, wenn überhaupt die erste bis dahin in Betrieb gegangen ist.“ Krichenbauer weiß auch: „Wenn jemand glaubt, dass wir eine zweite Leitung in dieser Zeit planen, bauen und in Betrieb nehmen können, dann ist das realitätsfern. Das werden wir nicht schaffen.“ Nur: Wenn die Energie nicht da sei, gehe die Industrie da hin, wo die Energie sei.

Umso wichtiger sei es, das Vorhaben des Chemieparks zu genehmigen und weiter voranzutreiben. „Ich sehe das als ein klares Signal für den Industriestandort Burgkirchen“, immerhin werde ein erheblicher finanzieller Aufwand betrieben, um am Standort selbst Strom erzeugen zu können. Wichtig war es Krichenbauer auch zu betonen, dass Bio-Brennstoffe, zum Beispiel aus Randholz, verbrannt werden. Die Firmenleitung habe dem Rathaus gegenüber betont, dass man kein Holz verwende, das für Hackschnitzel oder Pellets geeignet sei. „Wir sprechen hier schon von 200000 Tonnen Holz pro Jahr.“ Und die müssen erst einmal angekarrt werden, in Lkw und auf der Schiene. Schätzungen hätten ergeben, dass man mit 50 bis 70 Lkw-Bewegungen pro Tag rechnen müsse, sagte der Bürgermeister. „Das ist nicht wenig, aber dafür sind wir auch ein Industriestandort. Irgendeinen Preis werden wir zahlen müssen.“ Freilich werde versucht, vieles auf die Schiene zu verlagern, allerdings, befürchtet Krichenbauer, scheitert dies an den Verlademöglichkeiten vor Ort, nicht in Burgkirchen.

Der Fraktionssprecher der Freien Wähler, Dieter Wüst, plädierte dafür, die Sicherung des Wirtschaftsstandorts in den Vordergrund zu stellen. Zur Anlieferproblematik meinte er, dass dies der Preis sei, denn man zur Sicherung des Standorts und zur Sicherung des Wohlstands erbringen müsse. Ähnlich sah es Martin Knöbl von der CSU-Fraktion: „Die Energieversorgung ist wesentlich für den Wohlstand und die Sicherung der Arbeitsplätze. Daher ist das Projekt nur zu begrüßen“, zumal eine regenerative Energie zum Tragen komme. „Wir werden nicht umhin kommen, Stromerzeugung in der Nähe zu betreiben, wenn wir den Standort erhalten wollen.“ Die Ausschussmitglieder folgten dieser Meinung und erteilten dem Antrag auf Errichtung und Betrieb einer Energieversorgungsanlage, i.e. eines Biomasse-Heizkraftwerks, zur thermischen Verwertung von Biobrennstoffen im Chemiepark Gendorf ohne Gegenstimme das gemeindliche Einvernehmen.