Mühldorf/Altötting
InnFood Weiding: Anwohner erwägen Klage

Nachbarn stellen sich gegen Wasserabfüllung – Huber: „Kommunal vor Kommerz“

12.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:06 Uhr

Die drei Bauernhöfe befinden sich wenige Meter vom Werk Weiding entfernt. Die Wasserabfüllung ist auf der Fläche zwischen dem InnFood-Werk und der Unternehmensgruppe Dirks (oben Mitte) geplant. −Foto: Bayernatlas

Nach langer Ankündigung war es vergangene Woche so weit: Die InnFood in Weiding gab bekannt, nun beim Landratsamt Mühldorf die erforderlichen Anträge zur Abfüllung von Mineralwasser eingereicht zu haben. Schon im Vorfeld hatte diese Absicht für ordentlich Gegenwind gesorgt: Mehrmals positionierte sich die Bürgerinitiative BINT gegen das Projekt, das die Abfüllung von Tiefenwasser für den Verkauf vorsieht.

Nun formiert sich weiterer Widerstand: Erstmals melden sich die Anwohner in Weiding zu Wort. Es handelt sich um die Bewohner dreier Bauernhöfe, die sich unmittelbar nahe des Werks befinden und die sich bisher teilweise bereits über die BINT engagiert haben. Nun aber äußern sie gegenüber unserer Zeitung erstmals selbst ihre Bedenken gegen das Projekt. Besonders fürchten sie sich vor zusätzlichem Verkehr rund um das Werk. InnFood selbst rechnet zwar „nur“ mit acht Lkw pro Stunde tagsüber – macht in Summe rund 80 pro Tag – doch das glauben die Anwohner nicht: Sie rechnen vielmehr mit 200 bis 300 Stück.

Die weiteren Argumente gleichen sich weitgehend mit jenen der BINT – insbesondere, dass das Tiefenwasser als „eiserne Reserve“ weiter von kommerziellen Interessen unberührt bleiben und vielmehr den Kommunen zur Verfügung stehen sollte.

Schützenhilfe erhalten die Kritiker nun von CSU-Generalsekretär Martin Huber: Der heimische Landtagsabgeordnete berichtet in einer Presseaussendung davon, zuletzt vermehrt von besorgten Bürgern auf die Angelegenheit hingewiesen worden zu sein. Dabei habe er sich bereits 2019 in dieser Sache an Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) gewandt. „Schon damals bekräftigte der Staatsminister für Umwelt und Verbraucherschutz in seiner Antwort das bayerische Ziel einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Bewirtschaftung des besonders schützenswerten Tiefengrundwassers“, so der CSU-General, der die Kernbotschaft so zusammenfasst: „Im Zweifelsfall hat die öffentliche Wasserversorgung Vorrang vor einer Mineralwassernutzung.“ Und: „Für uns alle soll weiterhin die Richtschnur gelten: Kommunal vor Kommerz.“ Auch wenn das Unternehmen InnFood GmbH bekundet hat, den Umfang der bisher genehmigten Fördermengen nicht zu überschreiten, so sei dem Antrag mit größter Sorgsamkeit zu begegnen, heißt es in seinem Schreiben.

Falls die Entscheidung pro Wasserabfüllung ausfällt, können sich die Nachbarn durchaus auch eine Klage vorstellen: „Wir informieren uns gerade über Möglichkeiten und Kosten“, teilt Ingrid Irgmaier, eine der betroffenen Anwohnerinnen, auf Anfrage der Heimatzeitung mit. Denn diesen Vorteil haben die Anwohner gegenüber der BINT: Als direkt Betroffene könnten sie auch gerichtlich versuchen, die Abfüllung zu stoppen.

Noch lieber wäre es den Nachbarn aber freilich, wenn es gar nicht so weit käme: also das Wasserwirtschafts- oder das Landratsamt ihrerseits die Genehmigung verweigern. Eine weitere Hoffnung liegt derzeit auf dem Pollinger Gemeinderat, der sich mit einem Antrag auf Errichtung einer Abfüllhalle auseinandersetzt. Eigentlich sollte das Gremium in seiner nächsten Sitzung einen Abwägungsbeschluss fällen – allerdings bestand noch Klärungsbedarf bezüglich der Zufahrt. Wann die Angelegenheit wieder auf die Tagesordnung kommt, ist derzeit offen.

− jag