100 Kilometer ins Training
Hoher Aufwand, enorme Stabilität: Christopher Obermeier – die beste Saison spielen, die es in Erlbach gegeben hat

21.10.2023 | Stand 21.10.2023, 7:00 Uhr

Ehrgeiz, Einsatz, Motivation – seine Stärken brachte Christopher Obermeier (r.) auch beim jüngsten 2:1-Sieg im Topspiel gegen Tabellenzweiten Schwaben Augsburg (l. Bastian Kurz) zur Geltung. − Foto: Gabi Zucker

Die Erfolgsgeschichte des SV Erlbach lässt sich ohne Zweifel verknüpfen mit dem Werdegang von Christopher Obermeier (30). Auch wenn der gebürtige Tanner (Lkr. Rottal-Inn) erst in der Corona-Saison 2019/21 zum oberbayerischen Klub gestoßen ist, seit dessen Aufstiegsjahr 2022 ist der 30-Jährige nicht wegzudenken aus dem Defensivverbund des momentanen Tabellenvierten der Bayernliga Süd. „Ich rede nicht gern über mich selbst“, beantwortet Obermeier bescheiden die Frage nach den eigenen Qualitäten.

Dass er sie zweifelsfrei mitbringt, belegen die Zahlen, seit er 2019 vom damaligen Bezirksligisten TuS Pfarrkirchen zum oberbayerischen Marktverein in der Nähe zur niederbayerischen Grenze wechselte. 30 Spiele im Aufstiegsjahr bestritten, 24 in der ersten Bayernliga-Saison; in der die Erlbacher als schließlich Tabellen-13. ebenso wenig Gegentore kassierten wie Meister SV Schalding, Vize FC Memmingen und Vierter FC Ingolstadt II: 36 waren’s. Mitverantwortlich Christopher Obermeier als Innenverteidiger bzw. „Sechser“. Den Wechsel zwischen beiden Mannschaftsformationen – je nach personellen oder taktischen Erwägungen von Spielertrainer Lukas Lechner – vollzieht der 30-jährige ohne großen Spagat. „Ich bereite mich auf beide Situationen vor. Für die Mittelfeldrolle bin ich noch fit genug und kann es erlaufen“, sagt er mit hörbarem Schmunzeln im Unterton.

Anfangs mangelte es an Selbstvertrauen

Der Start in Erlbach war freilich nicht von Stabilität geprägt. In nur drei Spielen der Nerven-zehrenden Corona-Saison wurde er eingesetzt. „Ja, ich kam nicht richtig zum Zug“, erinnert er sich an diese schwierige Phase, und begründet dies damit, „dass ich Probleme hatte mit der Umstellung vom niederbayerischen zum oberbayerischen Fußball“. Dort, bei den spieltechnisch bestens ausgebildeten Erlbachern, habe er, der er sich über Einsatz, Motivation und Ehrgeiz definiert, sich anfangs schwerlich zurechtgefunden. „Erlbach hatte eine gestandene Mannschaft, mit großem Potenzial, und mir mangelte es an Selbstbewusstsein.“ Es war Geduld gefragt, aber im zweiten Jahr „habe ich mich fokussiert, wollte es einfach wissen“.

Wie sehr er es wissen wollte, belegen zuvor angeführte Statistiken. Und schließlich profitierte Obermeier auch von den Erfahrungen seines Trainers Lechner (34), der ihn aus gemeinsamen Pfarrkirchner Zeiten (Landesliga und Bezirksliga) bestens kennt.

Weitere Parallele Lechner/ Obermeier: Beide sind Realschullehrer für Sport und Mathematik, beide absolvierten ihre berufliche Ausbildung an der gleichen Schule in Rottenburg an der Laaber. Das macht Christopher Obermeier natürlich nicht zum Stammspieler in einer gestandenen Bayernliga-Mannschaft. Der Ehrgeiz mischt sich indessen auch hier wieder ins Spiel, belegt durch die Tatsache, dass der 30-jährige hohen Aufwand für seinen Sport betreibt: 100 km einfach legt er zurück von der beruflichen Wirkungsstätte in Poing (Ebersberg) Richtung Heimatort und zum Training in Erlbach.

Ehefrau Kerstin merkt, wenn er im Training verloren hat

„Da muss natürlich auch die Frau mitspielen“, sagt Christopher Obermeier. Schließlich ist er mit Kerstin erst seit zehn Monaten verheiratet. Seine bessere Hälfte sieht sich auch Bayernliga-Begegnungen an. Und sie auch abseits der Wettkämpfe mitunter Stimmungsschwankungen abzufedern. „Sie merkt sofort, wenn ich im Trainingsspiel verloren habe“, lacht er, der Ehrgeizige.

Aber besser in den Übungseinheiten verlieren als in einer Pflichtpartie, denn „ich will grundsätzlich jedes Spiel gewinnen“. Mit dem Ziel, mit der Mannschaft zunächst den Bayernliga-Erhalt sicherzustellen – 42 Punkte, schätzt er, müsse man dafür erreichen –, und „die beste Saison mit dem SV Erlbach zu spielen, die es je gegeben hat“.

Persönlich möchte er gesund bleiben und so lange wie möglich hochklassig spielen. Aber zuerst einmal zum Vorrundenausklang am heutigen Samstag vom Tabellenzwölften TSV Rain/ Lech zumindest einen Punkt mitnehmen. An seinem Ehrgeiz soll’s nicht liegen.