Emmerting
„Es muss Bewegung im Ort sein“

Bürgerversammlung in Emmerting – Bürgermeister Stefan Kammergruber äußert sich zu Windrädern

17.05.2023 | Stand 25.10.2023, 12:23 Uhr

Für Bürgermeister Stefan Kammergruber stand während der Bürgerversammlung in Emmerting fest, Windkraftanlagen gehören nicht in einen Wald. −Foto: Frieling

Der Saal im neuen Funktionsgebäude des Sportheims in Emmerting war am Donnerstagabend gut besucht. Emmertings Bürgermeister Stefan Kammergruber hatte zur Bürgerversammlung geladen und freute sich über all die Anwesenden, die trotz des schlechten Wetters gekommen waren. Bevor er seinen Bericht für das vergangene Jahr präsentierte und dabei Themen ansprach, die die Emmertinger in den kommenden Monaten weiter beschäftigen werden, übergab Kammergruber das Wort an Kämmerin Rosmarie Starzl für den Finanzbericht.

Wieder mehr Geburten in Emmerting

Laut Starzl beläuft sich der Nachtragshaushalt für das Jahr 2022 auf insgesamt 11,5 Millionen Euro, 7,4 Millionen Euro entfallen dabei auf den Verwaltungshaushalt und 4,1 Millionen Euro auf den Vermögenshaushalt. Den größten Ausgabenposten im Vermögenshaushalt stellte der Neubau des Kindergartens St. Nikolaus ll dar, der 2022 eingeweiht wurde. Der Investitionsanteil für die Schulumlage bildete eine kleine Besonderheit, da hier hohe Förderungen aus dem Vorjahr eingegangen sind, erklärte Starzl. So stand 2022 mehr Geld zur Verfügung, als für die anfallenden Investitionen nötig war. Starzl konnte daher ein Plus von 35100 Euro vermelden. Im Verwaltungshaushalt bildete die Kreisumlage den höchsten Ausgabenposten. Der Schuldenstand der Gemeinde Emmerting liegt laut Starzls Bericht zurzeit bei 4,06Millionen Euro. Auf jeden einzelnen Emmertinger umgerechnet bedeutet das eine Pro-Kopf-Verschuldung von 984,16 Euro.

Kammergruber ging in seinem Jahresbericht ebenfalls auf den Kindergartenneubau St. Nikolaus ll ein. Während der Kindergarten St. Elisabeth voll belegt sei, gebe es hier immer noch freie Betreuungsplätze. „Da haben wir grad ein größeres Delta, es fehlen knapp 20 Kinder im Kindergarten und in der Krippe.“ Hier machen sich immer noch die niedrigen Geburtenzahlen aus den Vorjahren bemerkbar. Dazu konnte Kammergruber jedoch Positives vermelden, im Jahr 2022 gab es wieder mehr Geburten in Emmerting. „Ich appelliere an die jungen Eltern, weiter so.“

Im Kindergarten St. Elisabeth wurden im vergangenen Jahr das sogenannte Kinderrestaurant eröffnet sowie ein neuer Boden in der Turnhalle verlegt und eine neue Beschattung angebracht. Aber auch in diesem Jahr stehen weitere Renovierungsarbeiten an, verkündete Kammergruber. So sei das Dach undicht und müsse geöffnet werden, um die Ursache zu finden und zu beheben. Außerdem soll der Kindergarten neue Fußböden bekommen. „Das soll noch heuer geschehen.“ Auch das Dach der Grundschulaula müsse weiter saniert werden. In diesem Zug erwähnte der Bürgermeister die Maßnahmen zur energetischen Sanierung des Schulgebäudes. Hier wurden Zeitschaltuhren sowie eine LED-Beleuchtung eingebaut.

Zurzeit besuchen 250 Schüler die Emmertinger Grundschule, berichtete Kammergruber weiter. Davon nehmen 88 Kinder das Offene Ganztagsangebot in Anspruch. Der Rathauschef kündigte bei der Organisation des Ganztagsangebots eine grundlegende Änderung an. Die Gemeinde strebe gerade eine Kooperation mit dem BRK-Kreisverband Altötting an und plane, die Verantwortung für die Betreuung in dessen Hände zu geben. Die Mitarbeiter der Ganztagsbetreuung seien alle über den Schritt informiert worden, sagte Kammergruber.

Der neue Waschplatz für die Fahrzeuge der Freiwilligen Feuerwehr und des Bauhofes konnte 2022 fertig gestellt werden. Der Platz sei zwar kostspielig, aber notwendig, fand Kammergruber. Ärgerlich sei , dass an einigen Stellen schon nach einem halben Jahr der Beton abplatze. Die Gemeinde trage daran keine Schuld, beteuerte er. Trotzdem müsse eine Lösung her: „Das soll und muss geändert werden.“ Kammergruber zeigte sich weiter darüber erfreut, dass das Erdgeschoss des Feuerwehrhauses mittlerweile barrierefrei sei. Außerdem sei das neue Löschfahrzeug Ende April übergeben worden. „Freudig ist es erwartet worden, jetzt ist es da!“ Das neue Auto kostete 327250 Euro, wovon die Gemeinde Fördergelder in Höhe von 70000 Euro abziehen konnte.

Beim Thema Fernwärme sprach der Bürgermeister vom größten Tiefbauprojekt in Emmerting seit Jahrzehnten. Die kommunalen Gebäude seien mittlerweile alle an das Netz angeschlossen und der Ausbau soll weiter voran gehen. Auch in diesem Jahr sei es wieder Ziel, an die 100 Haushalte anzuschließen. Die Betreibergesellschaft EGIS tue alles, damit der Ausbau schnell voran geht. „Die Wärme reicht allemal für das gesamte Gemeindegebiet“, versprach Kammergruber. Barbara Wild fragte in der anschließenden Fragerunde, ob geplant sei, dass jede Straße in Emmerting ans Fernwärmenetz angeschlossen wird. Kammergruber stellte daraufhin klar, dass dies zwar grundsätzlich der große Wunsch sei, aber niemand dazu gezwungen werde. Welche Straßen letztendlich angeschlossen werden, sei auch eine Frage der wirtschaftlichen Machbarkeit und hänge vom Interesse der Anwohner ab.

Im vergangenen Jahr wurden in der Gemeinde überraschend wenig Bauanträge gestellt, stellte Kammergruber fest. Gerade einmal 14 seien eingegangen. Abgeschlossen wurden im selben Zeitraum die Bebauungspläne Nummer 6 „West“ und Nummer 23 „Am Saliterweg“. „Hier kann und soll im besten Fall auch eine Tagespflege entstehen“, erklärte Kammergruber. Mehring sei Emmerting bei dem Thema ein wenig zuvor gekommen, trotzdem sei eine solche Einrichtung auch für Emmerting sinnvoll, fuhr er fort. Zurzeit suche die Gemeinde noch nach einem Betreiber.

Zur Einweihung des neuen Funktionsgebäudes im vergangenen Jahr meinte der Bürgermeister, dass er trotz der Mehrkosten von über 500000 Euro, die er auf den schwierigen Bauzeitraum zurückführte, überzeugt davon sei, dass der Bau richtig war. Während das alte Schützenheim bereits abgerissen wurde, gebe es für das alte Sportheim noch kein Konzept. Auch der Abriss sei vorerst noch nicht geplant. Aus Kammergrubers Sicht sei hier aber auch keine Eile nötig. „Es ist nichts gebrochen, wenn es erst einmal stehen bleibt.“

Kammergruber kritisiert Informationsfluss

Mit dem Hinweis, dass er das Thema nicht zu sehr vertiefen wolle, widmete sich Kammergruber zum Ende der Versammlung noch dem möglichen Bau von Windkraftanlagen im Staatsforst. Für ihn sei klar, dass solche Anlagen nicht in den Wald gehören. „Bei uns ist niemand gegen erneuerbare Energien, aber es muss Maß und Mitte haben.“ Den Informationsaustausch mit den Verantwortlichen hätte er sich anders vorgestellt. In Emmerting wollte man sich mit einer Entscheidung zu dem Projekt bewusst zurückhalten, um alle relevanten Informationen abzuwarten. Mittlerweile hieße es laut Kammergruber jedoch von Planerseite aus, dass die Entscheidung Emmertings für die Umsetzung des Projekts nicht zwangsläufig relevant sei. Er äußerte die Vermutung, dass die Windkraftanlagen hier nur entstehen sollen, um das vorgegebene Ausbauziel zu erfüllen und nicht, weil es sinnvoll sei. „Das ist Anordnungspolitik, so lass’ ich mich nicht über den Tisch ziehen.“ Von den Anwesenden bekam er dafür hörbaren Zuspruch. Kammergruber kündigte eine Infoveranstaltung zu den Windrädern an.

Auch Peter Able äußerte sich zu den geplanten Anlagen. Er befürchtete, dass die durch den Bau entstehende Bodenverdichtung Auswirkungen auf den Hochwasserschutz haben werde. Kammergruber versicherte, dass das Wasserwirtschaftsamt bei der Planung mit involviert sei und diese Themen im Blick habe. Er beendete die Versammlung mit dem Hinweis, dass sich die Bürger mit weiteren Anfragen immer gerne an ihn persönlich wenden können. Anträge seien im Gemeinderat auch immer erwünscht. „Es muss sich was rühren, es muss Bewegung im Ort sein.“

− tfr